Die Ansprüche im kreativen und gestalterischen Arbeitsumfeld haben sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Seitdem alles und jeder irgendwie digital vernetzt ist und Informationen jederzeit und überall verfügbar sind, ist das Webdesign in aller Munde.

Unternehmen, die heute konkurrenzfähig bleiben möchten, benötigen eine eigene Webpräsenz. Diese Webpräsenz, sei es eine Website oder vielleicht ein Online-Shop, soll das Portfolio oder das Tätigkeitsumfeld des Unternehmens perfekt in Szene setzen. Doch die Zeiten der bloßen Informationsvermittlung sind vorbei. Der Kunde, oder heutzutage besser gesagt der User, rückt in den Vordergrund. In Verbindung mit Webdesign stößt man diesbezüglich immer wieder auf Designbegriffe, die man als Laie nicht ad hoc definieren oder mit Leben füllen kann. So ein Begriff ist auch das Screendesign.

Was ist denn überhaupt Screendesign?

Auf der Suche nach einer eindeutigen Erklärung des Wortes wird schnell deutlich, dass Eindeutigkeit in diesem Kontext wohl fehl am Platz ist. So sind Erklärungen zum Screendesign teilweise unter den Rubriken Webdesign, Grafikdesign, Kommunikationsdesign oder Digital-Media-Design zu finden. Und immer wieder werden User-Interface-Design und User-Experience-Design im Zusammenhang aufgeführt.

Interessant auch: Es gibt weder eine Ausbildung, noch ein Studium des Screendesigns, wohl aber die Berufsbezeichnung Screendesigner. Und auch unter den Studiengängen findet sich Screendesign wiederum als Modul unter Interaction-Design, audiovisuelle Medien oder Grafikdesign.

Um sich dem Aufgabengebiet eines Screendesigners zunächst aus der Vogelperspektive zu nähern, bietet sich die Begriffsbestimmung des Dudens an. „Screendesign – (professionelle) Gestaltung der Bildschirmoberfläche, besonders von Websites“, ist dort zu lesen. Entsprechend handelt es sich also um die Art der Darstellung von grafischen Nutzeroberflächen. Doch ähnliche Definitionen gibt es auch zum Begriff des Interfacedesigns …

Screendesign und Interfacedesign – Wo liegen die Unterschiede?

Screendesign bezeichnet die grafische Umsetzung von Bildschirmoberflächen und Displays mittels einem geeigneten Layout. Häufig liest man diesbezüglich, Screendesign sei die Form der Gestaltung und würde ausschließlich die Umsetzung grafischer Designelemente einer Bildschirmoberfläche betreffen. Mit Interfacedesign soll hingegen die Funktion der grafischen Nutzeroberfläche realisiert werden. Nun ist der Unterschied zwischen Form und Funktion aber häufig fließend, weshalb beide Designdisziplinen nicht selten ineinandergreifen.

Dies liegt wohl insbesondere daran, dass eine bloße Informationsvermittlung über Bildschirme oder auch Displays heute nicht mehr genügt. Denn Benutzerführung, Navigation und Handhabung (in diesem Zusammenhang heute meist als Usability bezeichnet) müssen so gestaltet sein, dass sie dem Nutzer die optimale User-Experience bieten. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Form und die Funktion der jeweiligen Oberfläche eine perfekte Symbiose eingehen, denn das eine funktioniert nicht ohne das andere.

Welchen Ansprüchen muss professionelles Screendesign gerecht werden?

Die Erstellung des Screendesigns folgt nicht ausschließlich ästhetischen Ansprüchen. Es macht bereits einen erheblichen Unterschied, ob fundierte Informationen vermittelt oder Inhalte zur Unterhaltung bereitgestellt werden. Auch das Alter der Zielgruppe hat entscheidenden Einfluss auf die Elemente des Screendesigns. Denn eine Website für Kinder folgt anderen Kriterien als eine Nachrichtenseite für politisch interessierte Erwachsene.

Und auch das Verhalten der Nutzer ist von Relevanz. Ergibt eine Nutzeranalyse, dass die bereitgestellten Inhalte überwiegend auf mobilen Endgeräten oder auch über Touchscreens abgerufen werden, ist ein anderes Design gefragt als für die Nutzung auf überwiegend desktopbasierten Endgeräten. Dieser Unterschied wird nicht nur in Bezug auf Websites deutlich.

Infotainmentsysteme moderner Fahrzeuge werden heute meist per Touchscreen bedient. Der Navigationsführung kommt gerade in diesem Bereich eine besondere Bedeutung zu, denn im Auto steht der User häufig unter Zeitdruck.

Ähnlich verhält es sich mit Bedienoberflächen im öffentlichen Raum wie beispielsweise Bankautomaten oder Ticketschaltern. Auch hier muss das Screendesign höchsten Ansprüchen der selbsterklärenden Benutzerführung gerecht werden. Auch die Barrierefreiheit ist in diesem Umfeld meist ein wichtiges Thema für die Umsetzung. So sind sowohl die Analyse der Zielgruppe als auch ihres Nutzerverhaltens für professionelles Screendesign essentiell.

Im Hinblick auf die Erstellung von Websites und Onlineshops von Unternehmen entstehen überdies ganz eigene Ansprüche bezüglich der Implementierung des Corporate Designs. Denn gutes Screendesign soll natürlich auch die Corporate Identity des jeweiligen Firmenauftritts unterstreichen und dabei gleichzeitig die User-Experience berücksichtigen. Entsprechende Prototypen, die dem Kunden vor Veröffentlichung präsentiert werden, sind heute gang und gäbe.

Der Styleguide: Wichtige Elemente des Screendesigns

Damit die Gestaltung von Bildschirmoberflächen einheitlich umgesetzt wird, nutzen Screendesigner häufig einen sog. Styleguide. In diesem Styleguide werden Informationen dokumentiert, die beispielsweise auch für beteiligte Webdesigner, Grafikdesigner und Programmierer relevant sind. Denn die Umsetzung aller zuvor definierten Ansprüche muss sich in einem professionellen Screendesign widerspiegeln: sowohl die Zielgruppe selbst inkl. Alter und Geschlecht als auch die zu erwartenden Nutzungsgewohnheiten.

In einem Styleguide wird entsprechend festgehalten, welche typografischen Elemente wie umgesetzt werden sollen, also z.B. die Schriftart, die Schriftgröße, die Abstände und der Textsatz. In der Regel werden ein Farbkonzept und Bestimmungen zum allgemeinen Layout genau dokumentiert. Zudem enthält der Styleguide Maßgaben zur Benutzerführung an sich, wozu auch Funktionen der Interaktion zählen.

Angaben zu Rastervorlagen sowie festgelegte Werte von Formaten, Informations- und Seitenstruktur sind ebenfalls Teil des Leitfadens. Auch der Stil von Icons und Buttons (z.B. Call-to-Action) ist festgelegt. Ein Styleguide ist meist kein statisches Dokument. Er kann sich durch die Veränderung von Nutzerverhalten oder den bereitgestellten Informationen weiterentwickeln oder auch verändern.

Fazit

Anhand dieser kurzen Einführung in die Herausforderungen des Screendesigns wird nun auch deutlich, warum diese Designdisziplin nur schwer einer einzigen Kategorie zuzuordnen ist. Ein guter Screendesigner ist ein wahrer Allrounder. Er muss sowohl technischen als auch praktischen und psychologisch-emotionalen Ansprüchen gerecht werden und darf dabei nie die gestalterische Ästhetik aus dem Blick verlieren.

Dabei nutzt er Elemente aus der Grafikgestaltung und der Typografie sowie immer wieder Teilbereiche aus anderen Designdisziplinen. Ein erfahrener Screendesigner schafft es entsprechend, ein zum Content passendes optisches Design mit optimaler Usability und User-Experience zu vereinen.

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