Motion Design. Ein klangvoller Begriff, der zumindest unter Grafikdesignern, Illustratoren, Medien- und Webdesignern keiner weiteren Erklärung bedarf. Und auch unter den kreativen Köpfen der Schulabgänger gehört der Wunsch des Studiengangs „Motion Design“ heute fast zum guten Ton. Doch was verbirgt sich eigentlich genau hinter dieser „Bewegungs-Gestaltung“ und ist sie wirklich ein Produkt unseres digitalen Zeitalters?
Am Anfang war das bewegte Bild
Man könnte wohl durchaus annehmen, dass Motion Design erst in den letzten gut 25 Jahren der digitalen Transformation entstanden ist. Denn schließlich gibt es heute zahllose Möglichkeiten der technischen Bearbeitung, Programmierung und Visualisierung, an die im letzten Jahrhundert nicht einmal zu denken war. Doch ganz so neu ist diese spezielle Unterform des Designs nicht.
Zugegeben, die Bezeichnung des Motion Designs zählt zu den eher modernen Wortschöpfungen. Der eigentliche Inhalt, der sich hinter dem Begriff verbirgt, findet seine Anfänge jedoch bereits in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. 1914 wurde der erste Animationsfilm aus handgezeichneten Bildern veröffentlicht. „Gertie the Dinosaur“ beeindruckte die Zuschauer seinerzeit durch bewegte Bilder, Text und musikalische Klänge zur Untermalung der Handlung.
Im Jahre 1933 tauchte ein gewisser „Popeye“ zum ersten Mal als bewegte Zeichentrickfigur in einem siebenminütigen Cartoon auf. Kurz darauf etablierte Walt Disney seinen bis heute im Trickfilm bekannten Namen mit der Erschaffung der „Mickey Mouse“. Im Film „King Kong“ von 1933 beeindruckte eine Mischung aus Typografie und bewegtem Bild die Zuschauer. Ende der 1950er Jahre nutzte Saul Bass die bewegte Gestaltung der Typografie für Hitchcocks „Vertigo“ und schrieb 1960 mit dem animierten Vorspann von „Psycho“ Geschichte.
Bei diesen Klassikern der Filmgeschichte handelt es sich wohl um die ersten Versuche, durch eine Bilderfolge Bewegung entstehen zu lassen, die erstmals wirklich Beachtung fanden. Denn bereits vor 30.000 Jahren gab es scheinbar den Wunsch, Bewegungen durch eine Abfolge von Bildern darzustellen. Dies belegen entsprechende Höhlenzeichnungen in den Pyrenäen.
Vom bewegten Bild zum Motion Design
Der Grundstein des heutigen Motion Designs wurde also schon mit den ersten Zeichentrick- bzw. Animationsfilmen gelegt. Die Begriffe Zeichentrick und Animation werden umgangssprachlich oft gleichbedeutend verwendet, wobei Zeichentrick sich per Definition auf Zeichnungen in 2D bezieht. Um eine Animation handelt es sich laut Literatur um eine Abfolge von Fotografien realer Objekte. Spätestens seit „Toy Story“ im Jahr 1995 präsentiert wurde, zählt die Computeranimation jedoch zu einer weiteren Disziplin der bewegten Bilddarstellung.
Auch die Definition des Motion Designs ist bis heute nicht einheitlich und der Begriff „Motion Graphics“ wird häufig synonym genutzt. Ein Beispiel für die Verwendung der als audiovisuellen Bildgestaltung genutzten Erklärung sind die Intro-Sequenzen von James-Bond-Filmen. Hier wird das Zusammenspiel aus Bild, Foto, Film, Illustration, Wort, Typografie und Sound beeindruckend verdeutlicht. Und genau diese Synthese verschiedener Design-Disziplinen macht Motion Design so interessant für die Werbe- und Filmbranche.
Die Kunst des Motion Designs liegt in der Kombination einzelner Design-Formate, grafischer Stilmittel, 3D-Modelle und Ton. Perfekt aufeinander abgestimmt ergeben diese Einzel-Disziplinen ein rundes Bild, was im Idealfall mehr als bloßen Informationsgehalt vermittelt und Emotionen beim Zuschauer auslöst. Keine Frage, dass Motion Design in der Filmindustrie längst zum guten Handwerk zählt.
Motion Design als Kommunikationsmittel
Auch in der Werbebranche und in Zeiten von Social Media gewinnt Motion Design zunehmend an Bedeutung. Ob in Tutorials, Intros, Erklärvideos auf YouTube oder als Trailer und Werbespot, die animierten und mit Ton unterlegten Bildfolgen laufen den starren grafischen Bildern sukzessive den Rang ab. Motion Design ist deshalb heute ein gefragtes Stilmittel im Marketing. Immer mehr Unternehmen beauftragen spezialisierte Werbeagenturen, um ihre Produkte und Dienstleistungen für den Kunden interessant zu machen.
Der Vorteil der Filmformate mit Motion Design ist dabei einerseits die gute Verständlichkeit audiovisueller Inhalte. Zum anderen bieten sich weitreichende Möglichkeiten, den Zuschauer auch emotional anzusprechen. So ergibt sich eine lukrative Symbiose aus Informationsgehalt und Entertainment.
Motion Design wird zukünftig auch bei vielen Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine zur Anwendung kommen. Ob auf dem Smartphone, dem Infotainmentsystem neuer Fahrzeuge oder generell bei der Bedienung von Benutzeroberflächen im Alltag und im öffentlichen Raum – bewegte Inhalte bieten vielseitige Möglichkeiten der Informationsvermittlung.
Dieses eigene Gebiet des Motion Designs findet man bereits unter dem Begriff „Interactive Motion Design“ oder kurz: „Interaction Design“. Die Möglichkeiten von Design und digitaler Technologie entwickeln sich rasant, die Übergänge sind häufig fließend. Kleine Teilgebiete wachsen in kürzester Zeit zu eigenen Designdisziplinen mit wiederum individuellen Stilrichtungen und hohem Entwicklungspotenzial. In welche Richtung diese Evolution auch voranschreitet, eins scheint sicher: Die Zukunft bleibt bewegt.
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Beitragsbild: VectorKnight / Shutterstock
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