Die Erstellung von Prototypen dient in vielen Branchen der Evaluierung und Optimierung von greifbaren Gegenständen. Ein Prototyp ist meist ein Muster, eine Erstversion oder auch das erste Ergebnis einer langen Entwicklungsphase. Häufig wird an einem Prototyp getestet, ob ein Produkt  in Serie gehen kann, also ob es die Funktionalität und Ansprüche erfüllt. In der Automobilbranche nutzt man Prototypen meist zur Analyse der Kundenakzeptanz. Der Prototyp wird einer Ziel- und einer Kontrollgruppe präsentiert, die daraufhin das neue Fahrzeug hinsichtlich Exterieur- und Interieur-Design beurteilen sollen. Der Begriff „Prototyping“ stammt aus der Software-Entwicklung und meint den Prozess der Entwicklung bis hin zum fertigen Produkt.

Im Bereich des Webdesigns ist dieses fertige Produkt zumeist eine Software-Anwendung, eine Website oder auch eine App. Bis vor ein paar Jahren folgte die Entwicklung von Software und Webanwendungen einem relativ stringenten Workflow. Der Kunde erteilte den Auftrag, beispielsweise für eine eigene Website. Nachdem alle Ziele und Inhalte fixiert wurden, begann die Planungsphase, aus der ein Wireframe oder Mockup entstand.

Nach der Gestaltung und der Umsetzung von Navigation und Layout-Design der Website erhielt der Kunde die bisherigen Ergebnisse. Nachfolgend wurden Änderungswünsche eingearbeitet, bis der Kunde die Freigabe erteilte. Darauf folgte die Programmierung, eine Testphase der fertigen Website und schlussendlich der Launch. Diese verhältnismäßig statische Vorgehensweise stößt in Zeiten von User Centered Design an ihre Grenzen. Denn heute steht der User im Mittelpunkt jeder erfolgreichen Webanwendung. Und um die Usability von Websites zu testen, eignet sich das Prototyping.Prototyping Prozess

Warum Prototyping für das User Centered Design essenziell ist

Der relativ einheitliche Entstehungsprozess von Websites und Webanwendungen stammt noch aus der Zeit der desktopbasierten Endgeräte. Websites dienten insbesondere der Informationsvermittlung und waren vom Webdesign an das kleinste Bildschirmformat der Zielgruppe angepasst. Heute müssen Webanwendungen und Websites höhere Ansprüche erfüllen. Meist suchen die User nach einer Problemlösung, die bloße textliche Aufbereitung reicht in vielen Fällen nicht mehr aus. Zudem hat das Responsive Webdesign einen hohen Einfluss auf die Usability, weil die meisten User inzwischen von den verschiedensten Endgeräten ihre Suchanfragen starten.

Die Herausforderung bei der Erstellung von Websites besteht entsprechend darin, dem User die optimale Usability und bestenfalls eine gute User Experience zu bieten. Weil viele Webanwendungen heute eine Interaktion zwischen User und System ermöglichen, muss die Handhabung logisch und intuitiv sein. Und genau an diesem Punkt setzt das Prototyping an. Während beim „klassischen“ Workflow von Webdesigns die Optimierungsprozesse sozusagen intern, also zwischen dem ausführenden Webdesigner und dem Kunden erfolgen, bezieht das Prototyping den zukünftigen User mit ein. Denn schließlich sollte ein kundenzentriertes Design vor allem auf zukünftige Kunden ausgerichtet sein.

Frühzeitiges Feedback und iterativer Prozess

Das User Centered Design folgt dem Prinzip der Iteration. Iteration bezeichnet das wiederholte Vorgehen bestimmter Handlungen, also beispielsweise Testings, bis die Lösung oder das Ziel erreicht ist. Im Bereich des Prototypings setzt die Iteration nach der Planungsphase beim Mockup bzw. Wireframe an. Nach der Erstellung des Erstentwurfs beginnt die Review-Session. Für diese Session werden alle Beteiligten mit ins Boot geholt. Also nicht mehr bloß die ausführende Webagentur und der Kunde, sondern auch die zukünftigen User. Aus dem Feedback von Designern, Entwicklern, Auftraggebern und Usern fließen Kritik und Anregungen in den Prototypen.feedback

Ist der Prototyp erstellt, erfolgt die nächste Review-Session, die gegebenenfalls zur erneuten Weiterentwicklung führt. Dieser Kreislauf wird solange fortgesetzt, bis das gewünschte Resultat erreicht ist. Es könnte der Eindruck entstehen, dieser Prozess des Prototypings sei besonders kosten- und zeitintensiv. Allerdings bietet das Prototyping die Möglichkeit, direktes Feedback unmittelbar umzusetzen und bereits vor dem Launch das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Denn bei einer Website, die bereits online ist, ziehen umfangreiche Änderungen weit mehr Kosten nach sich als es bei Änderungen im Entwicklungsprozess der Fall wäre. Erfüllt eine Website nicht die Ansprüche der User, muss sie im schlimmsten Fall komplett vom Netz genommen werden, was Umsatzeinbußen und weitere Kosten nach sich zieht.

Prototyping: Interaktion und Ideenfindung

Prototyping unterstützt die klare Kommunikation und beugt Missverständnissen vor. Durch die Interaktion zwischen Entwicklern, Designern und zukünftigen Usern kommt es zu klarem Feedback und direkter Kritik. Im Laufe des Projekts entsteht so bestenfalls ein dynamischer Prozess, der aus dem Prototyping schlussendlich eine Webanwendung oder Website macht, die den Ansprüchen der Usability gerecht wird.

Neben direktem Usability-Testing dient das Prototyping zudem der Vorbeugung von Entwicklungsfehlern, ist also auch ein wichtiger Faktor der Qualitätssicherung. Schlussendlich entscheiden Budget und der Zeitrahmen wie auch das Projekt selbst über die Dauer und Intensität des Prototypings. Am Ende zählt immer dieselbe Zielsetzung: Die Erstellung einer Webanwendung, die im höchsten Maße den heutigen Anwenderansprüchen gerecht wird und den gewünschten Nutzen erreicht.

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