Die nutzerorientierte Gestaltung ist eine besondere Designdisziplin, die sich auf die Interessen des Kunden bzw. der Zielgruppe fokussiert. Häufig wird heute die englische Bezeichnung „User Centered Design“ (UCD) verwendet. Insbesondere im Bereich der interaktiven Systeme, Softwareentwicklung und Webanwendungen kommt der nutzerorientierten Gestaltung entscheidender Anteil am Erfolg bzw. Misserfolg zu.

User Centered Design: Anwender im Mittelpunkt

Im Fokus des User Centered Designs steht die Ausrichtung auf den Anwender. Noch zu Beginn dieses Jahrhunderts ließ sich wirtschaftlicher Erfolg insbesondere daran messen, wie häufig ein Produkt verkauft wurde. In Zeiten der Digitalisierung ist dieser Maßstab zu begrenzt, denn in vielen Bereichen der Dienstleistungen und Services bestimmt der Nutzungsgrad den Erfolg eines Angebots.

Die bloße Vermarktung eines Produktes anhand von hübsch gestalteten Elementen ist heute zu kurz gegriffen. Bei der Begrifflichkeit der nutzerorientierten Gestaltung könnte der Eindruck entstehen, die Herausforderung bestünde darin, den Geschmack des Kunden zu treffen. Doch das User Centered Design geht einen Schritt weiter. Denn Kunde und Nutzer entscheiden inzwischen nicht mehr nach dem ersten Eindruck und dem Look einer Webseite oder Webanwendung, die Gebrauchstauglichkeit (sog. Usability) steht im Vordergrund.

Webseiten gibt es bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten. Dienten sie anfänglich der bloßen Informationsvermittlung, sind viele Seiten heute auf die Interaktion zwischen System und Anwender ausgerichtet. Beispiele findet man zuhauf. Begonnen beim Online-Banking über die Bestellabwicklung im Online-Shop bis hin zur Reservierung von Flügen über ein Online-Portal, überall entscheidet die intuitive und logische Bedienbarkeit über Zufriedenheit oder Frust des Anwenders. Und genau diese Nutzerfreundlichkeit ist die Basis guten User Centered Designs.

User Centered Design: Entwicklung in Phasen

Die Entwicklung dieser Gestaltungslösungen soll sukzessive in Phasen erfolgen. Die Planungsphase konzentriert sich auf den zukünftigen Nutzer und seine Gewohnheiten, also z.B. die Fragestellung: Wer besucht die Seite und was ist das Ziel? Welchem Zweck folgt der User auf der Seite? Dazu können z.B. Interviews oder Online-Befragungen durchgeführt werden, um die Anforderungen der Nutzer genau kennenzulernen bzw. zu spezifizieren.

Im zweiten Schritt werden diese Erkenntnisse ausgewertet, woraus sich die Anforderungen an die Seite, die Software oder die Webanwendung ableiten lassen. Erst dann beginnt der Prozess der Konzepterstellung, woraus die ersten Entwürfe entstehen. Je nach Budget und Zeitplan können solche Prototypen und Entwürfe dann wiederum zur Evaluation von der potenziellen Zielgruppe getestet werden. Dieses Vorgehen der Iteration ist das zentrale Prinzip erfolgreichen User Centered Designs.

Die ISO-Norm des User Centered Designs

Die ersten Entwürfe dieser Entwicklungsphasen des User Centered Designs gab es bereits im Jahre 1985. Im Laufe der 90er Jahre wurden entsprechende Modelle entwickelt, die sich dem Gestaltungsprozess von interaktiven Systemen widmen. Seit dem März 2010 gibt es diesbezüglich die ISO-Norm (DIN EN ISO 9241-210) „Prozess zur Gestaltung gebrauchstauglicher Systeme“ (Nachfolger der ISO 13407).

Für Außenstehende mag es verwunderlich erscheinen, dass ein Gestaltungs- bzw. Designprozess einer ISO-Norm folgen soll. Doch in dieser erneuerten Version wurde erstmals auch das Kriterium der User Experience ergänzend zur Usability mitaufgenommen. Denn genau hier liegt wohl die Herausforderung: Gestaltungslösungen so nach den Normen zu entwickeln, dass sie bereits vor ihrer Nutzung einen positiven Eindruck beim Nutzer hinterlassen.

Das User Centered Design ist entsprechend eine noch immer moderne und möglicherweise zeitlose Methode der Produktentwicklung, die sowohl die Ansprüche als auch das positive Anwendungserlebnis von Kunden und Nutzern gleichermaßen miteinbezieht. Perfekt umgesetzt erfüllt das User Centered Design so vollumfänglich die Nutzungsanforderungen des Users.

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