Nahezu täglich ist in den News von Design- und Marketingportalen zu lesen, dass eine Markenagentur das Brand Design, den Markenauftritt oder auch das Corporate Design eines Kunden einem Refresh, einem Relaunch oder einer Modernisierung unterzogen hat. Von modernem Brand Design, zeitgemäßem Markenauftritt und Überarbeitung des Markenimages ist in diesem Zusammenhang häufig die Rede.

Nun könnte man sich als Otto Normalkonsument und interessierter Leser die Frage stellen, warum es eigentlich der Modernisierung eines Brand Designs bedarf. Ist dieses Markendesign nicht eigentlich eine Ableitung aus dem Corporate Design, das wiederum die Identität des Unternehmens repräsentieren soll? Und ist Brand Design dann womöglich nichts anderes als das Logo der jeweiligen Firma auf einer Verpackung und damit augenscheinlich eine Form von Verpackungsdesign?

Auch wenn einige dieser Marken- und Designbegriffe häufig synonym verwendet werden und meist auch mehr oder weniger zusammenhängen, gibt es doch Unterschiede und wichtige Feinheiten bei der Umsetzung oder auch Neuausrichtung.

Wie hängen Brand Design und Corporate Design zusammen?

Das Corporate Design repräsentiert das Unternehmen im Idealfall vollumfänglich auf visuelle Art. Ein gutes Corporate Design schafft es, dass die Zielgruppe mit einem Blick auf das Design sofort an das Unternehmen, sein Portfolio und vielleicht auch eine besondere Unternehmensphilosophie denkt. Dabei wird das Corporate Design zu einem großen Teil für Marketingmaßnahmen verwendet, aber auch auf Messeständen und Präsentationen, für E-Mail- und Printkorrespondenz, Corporate Publishing sowie auf der eigenen Website genutzt.

Ein wichtiger Teil des Corporate Designs ist auch das Firmenlogo. Und genau an dieser Stelle entsteht die Verbindung zum Brand Design. Denn ein Corporate Design mit bestem Wiedererkennungswert kann auch gleichzeitig ein Brand Design sein – muss es aber nicht. Dies lässt sich gut an zwei bekannten Unternehmen verdeutlichen.

Denkt man beispielsweise an IKEA, entsteht das Bild des schwedischen Einrichtungskonzerns mit allerhand Assoziationen vor dem geistigen Auge. In diesem Falle ist das Corporate Design auch gleichzeitig die Marke, das blau-gelbe Firmenlogo ist also auch das Brand Design.

Hört man im Gegenzug den Namen Nivea, denken die meisten wohl an eine weiß-blaue Blechdose und den Geruch der weißen Creme. Den wenigsten Konsumenten ist überhaupt bekannt, dass Nivea eine Marke der Beiersdorf AG ist. Hier ist Nivea also die Marke mit eigenständigem Brand Design. Das Corporate Design der Beiersdorf AG präsentiert sich zwar auch in Nivea-Blau, allerdings denkt wohl niemand bei der klassisch blau-weißen Kombination an die Firma Beiersdorf.

Wie entsteht ein Brand Design?

Die Entwicklung eines Brand Designs ist ein zeitintensiver Prozess. Es sind weit mehr Überlegungen in diesen Entwicklungsprozess miteinzubeziehen, als auf den ersten Blick vielleicht denkbar und logisch erscheinen. Denn natürlich sollte das Brand Design ansprechend gestaltet sein und zum Unternehmen passen. Doch das sogenannte Branding, also der Prozess der Entwicklung einer Marke zur eigenen Markenidentität, muss weit mehr berücksichtigen.

Die Gestaltung des Corporate Designs folgt zumeist unternehmensinternen Strukturen. Das Corporate Design reflektiert das unternehmerische Handeln, Produkte oder Leistungen und möglicherweise auch Alleinstellungsmerkmale. Das Brand Design fokussiert sich hingegen auf die Verbindung von diesen unternehmerischen Erkennungszeichen und schlägt eine Brücke zu marktspezifischen Gegebenheiten und insbesondere zur Zielgruppe.

Bei diesem Branding-Prozess spielt auch das passende Konzept eine erhebliche Rolle. Am Anfang steht dabei die Marken- und Marktanalyse, die sich aus einer Zielgruppen- und Wettbewerbsanalyse sowie klassischer Marktforschung zusammensetzen kann. Infolgedessen wird eine Strategie entwickelt, wie man es schafft, das Unternehmen mitsamt Corporate Design mit den Anforderungen aus der Analyse zusammenzuführen.

Erst danach wird das Gesamtkonzept erstellt, wozu auch die Entwicklung des Logo-Designs mit der Auswahl der Art des Logos, passenden Farben, Claims oder auch Slogans zählt. Die Etablierung des entstandenen Brand Designs erfolgt über passende Marketingmaßnahmen, die wiederum zunächst eine Marketingstrategie oder auch ein Kommunikationskonzept erforderlich machen.

Wann bedarf es einem Redesign?

Ein gutes Brand Design schafft nicht nur einen Wiedererkennungswert, sondern bewirkt im besten Fall auch eine emotionale Bindung. Viele Traditionsunternehmen scheuen sich deshalb davor, ihr Brand Design einem vollständigen Relaunch zu unterziehen.

Ein gutes Beispiel für einen wahren Aufschrei nach solch einem Relaunch erntete Ferrero mit seiner allseits beliebten Kinder-Schokolade im Jahr 2005. Das Unternehmen hatte das seit mehr als 30 Jahren bekannte und zwar häufig in kleinen Sequenzen veränderte Gesicht auf der Verpackung kurzerhand ausgetauscht. Moderner und pfiffiger sollte es sein. Eine Protest-Aktion namens „Weg mit Kevin“ war die Antwort der Schokoladenliebhaber im Internet.

Anhand dieses Beispiels wird deutlich, wie wichtig das behutsame Vorgehen bei der Überarbeitung eines Brand Designs ist. Denn natürlich war das Gesicht auf der Schokoladenverpackung in den 1970er Jahren einmal zeitgemäß gewesen und mehr als 30 Jahre später längst überholt. Und doch war gerade dieses Gesicht auf dem bekanntesten Produkt von Ferrero genau das Element, was die Markenidentität mitsamt ihren Emotionen beim Konsumenten ausmachte.

Ein Refresh oder kompletter Relaunch eines Brand Designs will entsprechend gut überlegt und behutsam umgesetzt sein. Wichtig ist und bleibt dabei die Zielgruppe. Gewiss scheint es im ersten Moment attraktiv, sich für ein modernes Brand Design nach aktuellen Design- und Farbtrends zu richten. Wer jedoch solch kurzlebige Tendenzen einmal jährlich für sein Brand Design umsetzt, riskiert einen Verlust der Markenidentität und verliert am Ende das Vertrauen seiner Kunden.

Zusammenfassung

Das Brand Design ist ein wichtiger Baustein der Corporate Identity. Es schafft eine Verbindung zwischen Corporate Design, Marktteilnehmern und Wettbewerbern und allen voran den Kunden. Ein Brand Design muss zum Unternehmen passen, soll Begeisterung, Emotionen und positive Assoziationen bei der Zielgruppe wecken und dabei stets zeitlos und ansprechend wirken.

Ist nach einer gewissen Zeit ein eigenes Markenimage etabliert, bedarf es besonderer Vorsicht beim Vorhaben eines vollständigen Relaunchs. Hier kann weniger mehr bedeuten. Allerdings nur dann, wenn das Brand Design in seiner Grundaussage und seinem Image noch immer zur Unternehmensphilosophie, dem Corporate Design und auch der Wahrnehmung der Zielgruppe passt. Die Entscheidung über Refresh oder Relaunch beginnt idealerweise mit der Reflexion der eigenen Unternehmenswerte, der unternehmerischen Identität und der Marke selbst.

Ausschlaggebend für den Grad der Veränderungen sollte jedoch unbedingt der Kunde sein. Besonders Traditionsunternehmen sind gut beraten, ihr Brand Design über die Jahre kleineren Modernisierungen zu unterziehen als das Markendesign komplett umzukrempeln. Voraussetzung dafür bleibt allerdings, dass die Corporate Identity mitsamt Corporate Design und Behaviour sowie Marketingmaßnahmen weiterhin zu einhundert Prozent glaubhaft und vertrauenswürdig ist und somit auch durch das Brand Design überzeugend transportiert wird.

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