Es läuft ziemlich unrund bei Saab. Die (ehemals) schwedische Automarke mit Kultstatus droht für immer vom Markt zu verschwinden. Es sieht jedenfalls (wieder einmal) so aus, als wenn wir die Autos mit dem besonderen Karosseriedesign und der innovativen Technik nicht mehr als Neuwagen auf den Straßen sehen werden. Diesmal allerdings für immer. Vorerst.

Saab-Logo

Emblem mit dem Greif: das berühmte Logo vom schwedischen Künstler Carl Fredrik Reuterswärd aus dem Jahre 1985 (Quelle: Saab)

Nachfolger NEVS darf Autos nicht „Saab“ nennen

Ein Auto von Saab (wenn man das überhaupt noch behaupten kann) wird wohl nicht mehr Saab heißen dürfen. Denn erst vor ein paar Tagen hat der Konzern dem Autohersteller National Electric Vehicles Sweden (NEVS) untersagt, das Mittelklassemodell Saab 9-3 so zu nennen. Das chinesische Konsortium NEVS hatte 2012 Saab samt dazugehörigem Werk im schwedischen Trollhättan gekauft und große Pläne geschmiedet. So sollte mit einem verjüngten Saab 9-3 und vier neuen Modellen schon ab 2018 Käufer angelockt werden. Das Problem war aber (auch hier) von Anfang an, dass auch NEVS gegen die Insolvenz kämpfte.

Saab_9-3_Aero_Sedan

Noch mit „Saab“-Logo auf dem Kühler: das Modell 9-3 des chinesischen Konzerns NEVS (Quelle: NEVS)

Lieblingsmarke der Freigeister und Freiberufler

Man kann nicht sagen, dass es früher schlecht lief: Die seit 1947 gebauten Autos standen lange für Fortschritt, für ungewöhnliches, aerodynamisches Design, für das Zündschloss in der Mittelkonsole und aufwendige Sicherheitstechnik. Der Niedergang begann aber, als der damals größte Autobauer der Welt, General Motors (GM) bei Saab einstieg – 1990 zur Hälfte und zehn Jahre später zu 100 %.

Saab-99-Turbo

Saab 99 Turbo: 1978 noch in langen 73 Stunden montiert (Quelle: Autobild/Saab)

Saab zu einem Opel degradiert

Von nun an wurde bei den Saab-Bauteilen minimiert und bei den Gewinnen maximiert: Man hatte ja die reichhaltige GM- und Opel-Palette zur Hand. Die Folge: Saab wurde zu einem hat Opel degradiert. Die Rechnung ging aber leider nicht auf: Die Verkaufszahlen brachen ein, die Kultautos verloren schlicht und einfach ihre Identität. Weil im neuen Jahrtausend die Konzernmutter GM selbst ums Überlegen kämpfte, verkaufte man Saab an den kleinen niederländischen Sportwagenbauer Spyker. Nachdem die Schweden Ende 2011 Insolvenz beantragten, ging die Marke Mitte 2012 schließlich an das chinesische Konsortium NEVS.

NEVS_Logo

Eindimensional und grau: die 2012 eingeführte Saab-Wortmarke des kurzen Neuanfangs unter der Führung von NEVS (Quelle: NEVS)

Saab-Nachfolger setzt auf Elektroantrieb

Das Gute an den (wohl vor allem ökonomisch bedingten) Plänen von NEVS ist, dass sie den 9-3 als Basis für neue Elektro-Fahrzeuge nutzen wollen: Geplant sind ein Kompaktwagen, eine Mittelklasse-Auto, ein Familien-SUV und ein Crossover. Aufgrund des eigenen stotternden Motors hat man sich zwei vermeintlich potente Partner ins (Auto-)Boot geholt: Zusammen mit dem chinesischen Autohersteller Dongfeng und der E-Auto-Leasing-Gesellschaft Panda New Energy aus dem Reich der Mitte will man die neuen „Saab“-Nachfolgemodelle bis 2020 auf den Markt bringen. Aber was wohl nie mehr vom Band rollen wird, ist ein Auto mit dem Saab-Schriftzug. Aber „nie“ soll man ja bekanntlich nie sagen – und die Hoffnung und Saab sterben zuletzt.

Mehr nostalgische Informationen und Bilder der Kultmarke findet ihr hier:

http://www.saabfreunde.de/saab-von-1947-bis-2015.html