Spreadshirt Logo 2013

Spreadshirt launchte 2005 einen recht erfolgreichen Logowettbewerb, kürte ein Logo zum Sieger, um es im Anschluss noch von den Designagenturen Kocmoc.net und Beau Bureau anpassen zu lassen. Die Änderungen damals waren marginal, gut sehen konnte man aber durchaus, dass sogenannte Logowettbewerbe (oder auch Open Logo Project) im Rahmen von Crowdsourcing auch positive Ergebnisse hervorbringen können. Spreadshirt setzte mit ihrem Stich-Logo (gestickt) dem Image des T-Shirt-Discounters wirksam ein visuelles Mittel entgegen und hat seitdem in der Nutzerbetrachtung einen äußerst professionellen Rahmen, dem man sich gerne anvertraut. Nun scheint es Zeit zu sein, sich von dem textilen Look zu verabschieden. Das Ergebnis ist ein überarbeitetes Logo, eine überarbeitete Corporate Identity und eine neue TV-Kampagne.

Der von der Agentur Moccu kreierte Spot steht unter dem Motto »Zeig was Du drauf hast«. Ein junger Mann sitzt in einem Restaurant und reißt sich vor seiner Freundin das Hemd von der Brust, worauf auf seinem T-Shirt die Botschaft »Heirate mich, Maria!« sichtbar wird. Sie antwortet, indem sie es ihm gleichtut, ihre Bluse öffnet und »Endlich Peter!« zur Antwort gibt. Schließlich stürmt denn auch noch eine Junggesellinnengruppe das Lokal. Ein gelungener Spot, humorvoll und einwandfrei umgesetzt. Anders als das neue Logo des Unternehmens.

Skeuomorphismus, also das Design, das sich an realen Objekten oder Handlungen orientiert, ist seit einigen Monaten deutlich in der Akzeptanz gesunken. Es ist klar zu erkennen, dass Plattformen und Softwareanbieter wie auch allgemeine Printmedien und Internetangebote sich immer stärker an einem Meta-Design orientieren. Microsoft beispielsweise führte Kachelflächen in Windows 8 ein, Facebook hat seine Visualität deutlich reduziert und von Apple ist ein vergleichbarer Relaunch des Designs von iOS 7 Mitte Juni zu erwarten. Nicht immer führt das zum Erfolg, und wir fühlen uns etwas an den Trend des sogenannten Web 2.0 des vergangenen Jahrzehnts erinnert, wenn nun überall das ausgesprochen flache Meta-Design Einzug findet. So auch bei Spreadshirt.

Spreadshirt Logo Details

Spreadshirt Logo Details

Das neue Logo verzichtet auf den umrahmenden Stich-Effekt, legt sich dafür eine neue Grundfarbe zu, die nun vollflächig die Wort-Bildmarke des Leipziger Unternehmens aufnimmt. Was dabei beonders negativ auffällt, ist die unharmonische Platzierung und Dimensioniertung der Wortmarke, die die Bildmarke – gleichgeblieben in der Grundform, doch nun weichgespült und fernab von handwerklichem Charme – gnadenlos in den Hintergrund drängt. Die zuvor wahrzunehmende Anschmiegung des unterlänigen „p“ mit der Oberlänge des „h“ der unteren Zeile (shirt) wurde wegreduziert, wie auch die angedeuteten Serifen der Wortmarke. Der Claim »your own label« scheint dabei ebenfalls der Reduzierung zum Opfer gefallen zu sein und taucht nicht mehr auf.

Spreadshirt ist zur führenden E-Commerce Plattform geworden, die es jedem ermöglicht, seine Ideen auf Kleidung und Accessoires zu teilen und zu verkaufen. Um dies zu erreichen haben wir Angebote geschaffen, die auf den neuesten Tools, regionalen Produktionsstätten und sogar eigenen Textilien basieren. Angebote, die dem Wunsch unserer Kunden nach Qualität und Begeisterung entsprechen. Nun ist es an der Zeit, dass unsere Marke diese Stärke und Zuverlässigkeit reflektiert.
Philip Rooke, CEO Spreadshirt

Das bestehende Spreadshirt Logo war gut. Vielleicht sogar sehr gut. Sicherlich wäre eine Überarbeitung nicht per se ein Fehler gewesen. Auch den Wunsch, einem fahrenden Zug nicht nur hinterher zu dackeln, sondern gleich mit aufzuspringen, ist nachvollziehbar. Doch warum es nun ein so harter Schnitt mit einem derart geringwertigen Endergebnis sein musste, darüber kann man wohl nur rätseln. Das Ergebnis enttäuscht und zeigt mal wieder, dass eine sinnvoll platzierte Evolution immer besser ist, als eine massive Revolution. Nicht neu, ja, wissen wir. Doch scheinbar kann man es nicht oft genug betonen. Jedenfalls ist die Verbindung zu einem nun »Stärke und Zuverlässigkeit« reflektierenden Markenimage mit diesem Logo wohl eher kaum herzustellen, Spontanität und Sprunghaftigkeit würde es wohl eher treffen. Spreadshirt hat ein gutes Logo mit einem eigenen Stil für ein Logo aufgegeben, dass nun visuell problemlos mit Deichmann verwechselt werden kann. Schade.

Wer für das neue Signet verantwortlich zeichnet, konnten wir bislang nicht in Erfahrung bringen. Für das gesamte Konzept des oben gezeigten Werbespots samt Musik zeichnet allerdings die Berliner Kreativagentur Moccu verantwortlich.

spreadshirt.de
moccu.com