Design- und Branding im Jahr 2024 – DESIGNBOTE hat Kreativschaffende aus der Branche nach ihrer Perspektive befragt und stellt in einer Serie die richtungsweisenden Trends vor.

Prof. Ruediger Goetz, Managing Partner bei Peter Schmidt Group und Mitglied der Design-Jury beim ADC

Design- und Branding im Jahr 2024

Der Gegentrend zum Synthetischen

„Im vergangenen Jahr ist ein Tsunami KI-generierter Bildwelten über uns hereingebrochen – hyperrealistisch gerenderte Perfektion, die uns fasziniert hat und als deren Folge sich viele fragten: Ist das die Zukunft der Kreation? Wir alle wissen: Diese Flut wird nicht nur anhalten, sondern sich noch steigern. Aber das ist nicht wirklich spannend. Spannend dagegen ist, welche Gegentrends dieser Hype auslösen wird: Wenn Gestaltung zunehmend automatisiert und synthetisch wird, wird dies im Gegenzug ein großes Bedürfnis nach echter Authentizität und Emotionen erzeugen – und hat es bereits erzeugt. Denn Marken müssen enge emotionale Bindungen zu Menschen aufzubauen. Das geht nur mit Gestaltung, die offenkundig menschlich erschaffen ist, glaubwürdig und dadurch zugänglich ist. Kundinnen und Kunden werden den Wert eines Unternehmens daran messen, welchen Aufwand es betreibt, um mit ihnen zu kommunizieren. Erkennbar automatisiertes Design überzeugt da nicht.

2024 werden zudem naive Illustrationen an Bedeutung gewinnen: unperfekt, quirky, handgemacht, irrational roh und mutiger denn je. Und das an ganz unerwarteten Stellen und für untypische Branchen. Nicht mehr als Add-ons oder Nice-to-haves für die kommunikative Peripherie, sondern als markenprägende Elemente. Ein Illustrationsstil wird neben Logo zur zentralen Gestaltungskonstante und zum dominanten Kommunikationselement. Unerwartet unterhaltsam und sympathisch unperfekt. Wie echte und interessante Menschen halt.“

Peter Schmidt Group

Julia Kühne, Geschäftsführerin bei Gold & Wirtschaftswunder

Mehr Selbstverständnis, weniger Hype

“Vom ersten Briefing und der Zusammenarbeit zwischen Kunden und Agenturen, über den Entstehungsprozess bis hin zur souveränen Anwendung diverser Tools – Stichwort KI – und neuer Kanäle: 2024 wird von mehr Souveränität und Partnerschaftlichkeit gekennzeichnet sein. Denn nur diese Herangehensweise ermöglicht es, Wissen und kreative Fähigkeiten aller Seiten zu nutzen; gemeinsame Ideenfindung, Konzeptentwicklung und iterative Feedback-Schleifen werden den Designprozess verbessern und innovative Lösungen hervorbringen, die optimal auf die Bedürfnisse der Auftraggeber bzw. der jeweiligen Zielgruppen zugeschnitten sind. Designs werden individuell und vielfältiger eingesetzt – Assets werden auf Basis der Markenarbeit von Agenturen von Mitarbeitenden selbst entwickelt werden. Kulturelle Vielfalt und die Bedeutung von Inklusion sind jetzt gelernt und Designer werden diverse Perspektiven und Erfahrungen in ihre Arbeiten einbeziehen, um ein breiteres Publikum anzusprechen und die gesellschaftliche Relevanz ihrer Projekte zu erhöhen. Nicht zuletzt geht es nämlich um Marktanteile.”

Gold & Wirtschaftswunder

Grafik Julien Fincker

DESIGNBOTE – Design- und Branding im Jahr 2024 – Ausblicke
DESIGNBOTE – Kreative Köpfe