Mit dem Abschluss eines kreativen Masterstudiengangs folgt für die meisten Absolventen die Zeit der Jobsuche. Das erste Vorstellungsgespräch in der Kreativbranche lässt bei vielen nicht lange auf sich warten. Wer Design, Kunst, Architektur, Grafik- oder auch Modedesign studiert hat, dem liegt die Welt der Kreativen doch eigentlich zu Füßen … oder etwa nicht?
Besonders in kreativen Berufen fällt ein Hochschulabschluss häufig weniger ins Gewicht als beispielsweise in Unternehmen des Finanz- und Bankensektors, im Ingenieurswesen oder der naturwissenschaftlichen Forschung. Kreative Berufe erfordern Flexibilität, Neugier und Spontanität. Denn Kreative müssen auf Impulse und Trends reagieren, interdisziplinär denken und sich schnell anpassen können.
Deshalb verläuft auch ein Vorstellungsgespräch in der Kreativbranche meist etwas anders. Worauf du dich als kreativer Kopf beim Bewerbungsgespräch einstellen solltest und wie du dich gut vorbereiten kannst, erfährst du in nachfolgenden Punkten.
Gute Vorbereitung ist ein Muss
Wer als Bewerber für einen kreativen Beruf denkt, er könne seine Spontaneität und Impulsivität bei einem Vorstellungsgespräch in der Kreativbranche dadurch unter Beweis stellen, sich nicht auf das Unternehmen und die Anforderungen des Jobs vorzubereiten, irrt gewaltig. Denn eine schlechte Vorbereitung lässt sich möglicherweise zu Beginn des Gesprächs charmant überspielen, kann aber im weiteren Verlauf den Eindruck von Arroganz, Desinteresse und Überheblichkeit vermitteln.
Wie für jedes Bewerbergespräch gilt entsprechend auch für ein Vorstellungsgespräch in der Kreativbranche:
- Informiere dich über das Unternehmen, seine Werte, seine Dienstleistungen oder Produkte.
- Studiere die Stellenanzeige auf die du dich beworben hast vor dem Gespräch gründlich und sei auf Fragen zu spezifischen Anforderungen aus der Anzeige vorbereitet.
- Wirf noch einmal einen Blick auf deinen eingereichten Lebenslauf und überlege, welche Punkte jemanden besonders interessieren könnten, der dich nicht kennt.
Wenn du noch nie ein Vorstellungsgespräch geführt hast, kann es hilfreich sein, ein Gespräch mit einer vertrauten Person zu proben. Im direkten Gespräch stößt man schnell auf mögliche Aspekte, die man in der theoretischen Vorbereitung vielleicht gar nicht bedacht hat. Außerdem kann so ein Probegespräch dabei helfen, einen angenehmen Gesprächseinstieg zu üben. Der Gesprächspartner kann zudem Feedback über die vermittelte Körpersprache bieten. Verschränkte Arme sind beispielsweise ein No-Go im Vorstellungsgespräch.
Die richtige Kleidung fürs Vorstellungsgespräch
„Der erste Eindruck zählt“ ist keine Floskel. Wer sich für einen kreativen Beruf vorstellt, sollte sich auch bei der Wahl der passenden Kleidung ein paar Gedanken machen. Ein Vorstellungsgespräch in der Kreativbranche bedeutet für den Bewerber nämlich nicht, den verrücktesten Look aus dem Kleiderschrank zu zaubern, der bei Freunden wahre Begeisterungsstürme auslösen würde. Und natürlich kann ein Anzug im Konfirmandenstil für die Bewerbung als Motion Designer oder Grafiker etwas deplatziert und overdressed wirken.
Es gibt nicht den einen Dresscode für ein Vorstellungsgespräch. Wichtig ist einerseits, dass die Kleidung sauber und gepflegt aussieht. Andererseits spielt aber auch der Wohlfühlfaktor eine Rolle. Wer sich verkleidet, während des Gesprächs am Hemd zupft und zerrt oder den Bauch einziehen muss, wirkt schnell unsicher und abgelenkt. Die richtige Kleidung ist die, über die man während des Gesprächs überhaupt nicht nachdenkt.
Das Vorstellungsgespräch in der Kreativbranche
Die Vorbereitung ist erledigt, die Garderobe sitzt, der Termin ist gekommen und die Aufregung steigt. Pünktlichkeit ist übrigens nicht nur eine Tugend, sondern ein absolutes Muss beim Vorstellungsgespräch! Ein kleiner Trost für Bewerber mit Prüfungsangst: Ein Bewerbungsgespräch ist keine mündliche Prüfung! In den meisten Fällen verfliegt das mulmige Gefühl im Bauch mit dem ersten Händeschütteln und unverfänglichen Gesprächseinstieg.
Egal, wo du dich beworben hast, Höflichkeit ist das A und O. Du musst nicht den Knigge studiert haben, aber ein paar kleine Regeln gibt es doch zu beachten.
- Wenn du in einer Lobby auf deinen Gesprächspartner gewartet hast, stehst du zur Begrüßung auf.
- Sind mehrere Personen am Vorstellungsgespräch beteiligt, gibst du zuerst der ranghöchsten die Hand. Ist die Rangordnung nicht klar ersichtlich gilt: Erst die älteren Gesprächspartner, dann die jüngeren, weibliche Personen vor männlichen.
- Im Gesprächsraum wartest du, bis dir ein Platz zugewiesen wird.
- Sitze aufrecht, aber entspannt, ab und zu lächeln darfst du auch.
Und los geht’s …
Der Gesprächseinstieg
Der Einstieg in ein Vorstellungsgespräch in der Kreativbranche ist unverfänglich und dient dem Stressabbau? Ja. Schon. Allerdings gibt es Personaler, die bereits mit den ersten paar unverfänglichen Fragen einen Bewerber auf die Probe stellen.
- Haben Sie gut hergefunden?
- Haben Sie gleich einen Parkplatz gefunden?
- Sie sind mit der Bahn gekommen und trotzdem pünktlich?
- Ist das Wetter heute nicht fürchterlich?
Natürlich sind dies unverfängliche Themen. Lass dich jedoch nicht dazu hinreißen, über eine verpatzte Routenplanung, die zeitaufwendige Parkplatzsuche, die verspätete Bahn oder deine regengetränkten Schuhe zu philosophieren. Egal, was dich auf dem Weg zum Vorstellungsgespräch auch geärgert haben könnte, sei positiv und versuche, einen entspannten und freundlichen Eindruck zu hinterlassen.
Nachfragen zum Lebenslauf und zur eigenen Person
Auch Personaler bereiten sich auf ein Vorstellungsgespräch vor. Viele haben den Lebenslauf des Bewerbers während des Gesprächs im Blick. Deshalb sollten Fragen zum eigenen Lebenslauf nicht mit ohnehin bekannten Auflistungen beantwortet werden. Praktika, persönliche Erfahrungen, zum Job passende Hobbys und eigene Projekte sind bei einem Vorstellungsgespräch in der Kreativbranche nicht nur gesprächsfördernd, sondern können aufzeigen, wie vielseitig, interessiert und tatsächlich auch kreativ du bist, ohne es direkt auszusprechen.
Was ist ein Brainteaser?
Brainteaser sind ein wahres Vergnügen – vor allem für Personaler. Ein Brainteaser kann eine Denksportaufgabe, eine Fangfrage oder Logikfrage sein. Sie dient einerseits dazu, den Bewerber aus der Reserve zu locken. Anderseits ist sie bei Vorstellungsprächen in der Kreativbranche ein gern genutztes Mittel, die tatsächliche Spontaneität, Flexibilität und Kreativität des Bewerbers zu testen.
- „Wie viele Smarties passen in einen Smart?“,
- „Wie schwer ist New York?“,
- „Welche fünf Dinge können Sie mit dieser Büroklammer machen?“,
- „Was haben Sie letzte Woche gelernt?“
- „Wie viele Hunde leben in Deutschland?“
All diese Fragen lassen sich nicht ad hoc beantworten. Für einige Brainteaser helfen ein Zettel und ein Stift, andere dienen einzig dazu, die logische, kreative oder auch abstrakte Denkfähigkeit des Bewerbers einzuschätzen. Vorbereiten kann man sich entsprechend schwierig. Es ist jedoch hilfreich, im Internet typische Brainteaser zu lesen und für sich zu beantworten, um sich auf die Art solcher Fragen einzustellen. Wer ein paar klassische Brainteaser kennt, entdeckt rasch ein Muster und kann die Frage des Personalers schneller abstrahieren und auf Bekanntes anwenden.
Das Ende des Gesprächs
Häufig wird das Ende eines Vorstellungsgesprächs damit eingeleitet, den Bewerber zu ermuntern, offene Fragen zu stellen. Hier ist es sinnvoll, eine Handvoll Fragen in petto zu haben, die sich auf das Unternehmen und den zukünftigen Job beziehen. Und natürlich darf am Ende des Gesprächs auch nachgefragt werden, wann man wohl mit einer Entscheidung rechnen darf. Zu guter Letzt folgt eine Verabschiedung mit erneutem Händeschütteln und dem Dank für die Einladung zum Vorstellungsgespräch an alle Beteiligten.
Zusammenfassung
Ein Vorstellungsgespräch in der Kreativbranche lässt sich teilweise planen. Allerdings solltest du darauf vorbereitet sein, dass die Personalentscheider dich und deine Kreativität testen möchten. Welche Frage dein Gegenüber auch stellen mag, Ruhe bewahren ist die halbe Miete.
Wer mit klarem Kopf, strukturiert und flexibel auf Fragen antwortet, ist auf einem guten Weg. Denn am Ende zählt auch die Sympathie zwischen den Gesprächspartnern. Eine spontane und möglicherweise überraschende Antwort kann auch für Personaler weit wichtiger sein als eine mathematisch logische Abhandlung oder das Rezipieren von Studieninhalten.
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