Normalerweise beginnen wir keinen Beitrag mit einer eindeutigen Bewertung der vorliegenden Arbeit. In diesem Fall ist das aber mehr als richtig, denn die durchaus gefällige Gestaltung des neuen Starbuck-Logos, das am Mittwoch vorgestellt wurde, könnte in der Tat darüber hinwegtäuschen, dass der Kaffeehausgigant mit der Reduzierung seines Firmenlogos auf einen gefährlichen Weg begibt.
Starbucks ist und bleibt Starbucks: Für viele der Inbegriff von brauchbarem Kaffee weltweit. Das neue Logo der Kette verzichtet so auch vollumfänglich auf die Wortmarke und erläuternde Zusätze. Das Unternehmen ist wohl der Meinung, dass Starbucks eben für Starbucks steht – und mehr braucht es nicht. Starbucks-Chef Howard Schultz bei der Präsentation des neuen Logos:
Wir haben die Meerjungfrau aus ihrem Ring befreit, das gibt uns die Freiheit und Flexibilität, auch über Kaffee hinaus zu denken.
Doch der Schritt, allein mit der hausfarbengrünen Sirene, dem weiblichen Fabelwesen der griechischen Mythologie, das Starbucks seit Jahrzehnten im Logo trägt, ein Markenbranding transportieren zu können, könnte sich als fataler Trugschluss erweisen. Sirenen werden immerhin bereits seit Jahrhunderten vor Christus abgebildet – das alleine dürfte wohl nicht genügen, um Kundschaft zu locken.
Kaffeebecher galten und gelten zu recht als das stärkste Werbemittel von Coffee-To-Go-Genießern auf der ganzen Welt. Von Einkaufstüten und -taschen mal abgesehen trägt man sonst wohl kaum so selbstverständlich Werbung über die Straße, wie in den bekannten Pappbechern. Nicht selten kommt es vor, dass Passanten mit solch vielversprechenden Bechern in der Hand die Lust auf ein Heißgetränk erst wecken. Ob man nun allein anhand der Sirene auf die Idee kommt, Starbucks stecke hinter dem dampfenden Becher, ist wohl eher unwahrscheinlich.Das neue Signet hat was, ist minimalistisch, reduziert und offener als sein Vorgänger. Doch fehlt ihm auch Halt – und der doch so notwenige Wiedererkennungseffekt. Warum nur wurde nach 40 Jahren Logobeständigkeit nun vollständig auf den Schriftzug verzichtet? Die Erklärung, Starbucks sei mehr als Kaffee, ist eine Erläuterung die auf den Claim im Fuß des Kreises zutreffend ist, doch nicht auf die Wortmarke des Unternehmens.
Der richtige Weg wäre wohl gewesen, das Logo aus den 70ern wieder aufzugreifen, behutsam an das Jahr 2011 anzupassen und damit der Tradition Vorschub zu leisten. Das dies auch keine ausschließlich europäische Sichtweise ist belegt wohl die zum Teil harsche Kritik im Starbucks-Blog.
Auf »STARBUCKS« zu verzichten ist sicherlich mutig und bei etablierten Coffee-Shop-Nutzern vielleicht auch unkritisch. Schwieriger wird es, neue Kundenkreise und -gebiete anzusprechen. Wir werden sehen.
Zur sehenswerten starbucks.com
Zur überarbeitungswürdigen starbucks.de
9 Kommentare
karsten
Ich bin ein eingefleischter Starbucks-Gänger und muss leider an dieser Stelle sagen: Bitte gebt mir das alte Logo wieder!
Wüßte ich nicht seit Jahren, dass es sich hierbei um Kaffee handelt, würde ich wirklich auf die sonderlichsten Assoziationen kommen.
Schade! Aber zum Glück schmälert das Design ja nicht den Geschmack des Kaffees!
Bert
Auch mir sagt das neue Logo nicht zu, es ist einfach zu minimalistisch – Konsequent wäre es nun wohl, auch den Kaffee beim LatteMacchiato wegzulassen?
Im Ernst: Starbucks ist nicht Puma, Adidas oder Apple, Firmen, die mit einer reinen Bildmarke hervorragend zurecht kommen. Es wirkt, als hielte sich Starbucks den Rücken frei, um jederzeit alle möglichen Produkte anbieten zu können. Ob das gut geht?
eloy
Eigentlich mag ich das reduzierte Logo sehr, es spricht mich an. Die reduzierte Farbgebung ebenso, wie der Wegfall des starren Rahmens in Form des umschließenden Ringes.
Das Starbucks aber im Vergleich ein kleines Unternehmen ist, das besonders stark auf das Branding seiner Marke achten muss, lässt für mich nur den Schluss zu, dass es bei der Entwicklung vor allem um eine starke Neuausrichtung und Verjüngung des Unternehmens geht. Vielleicht findet da etwas hinter den Kulissen statt, dass wir kaum abschätzen können.
Und auch ich teile die Ansicht, dass es für die Markenpositionierung der Kette nicht gerade förderlich ist, eine “Meerjungfrau” als Signet zu wählen. Ich persönlich habe die Sirene im Logo noch niemals zuvor wahrgenommen – und ich denke, nicht nur mir wird es so gehen.
Durch solche Beiträge wie diesem hier bei Design Bote mag sich am Bekanntheitsgrad vielleicht etwas verändern – doch Starbucks wird es sicherlich schwer haben, einen gewinnbringenden, kundenbindenden Wiedererkennungseffekt mit diesem Logo aufrecht erhalten zu können.
Musicmusic
Das Ganze ist doch total simpel: Denkt jmd. an Starbucks, wenn er nur das neue Logo sehen würde? Nein! Auch mir ist die Meerjungfrau überhaupt nicht aufgefallen. Das Logo ist und war für mich immer das grüne runde Ding, in dem Starbucks drin steht. Das Logo ist stark durch die Typo geprägt. Wieder mal der typische Fall von völlig verschiedener Außen- (Kunde) und Innen- (Starbucks) Wahrnehmung. Komisch, das solche einfachen Dinge, selbst in großen liquiden Firmen, nicht gesehen oder verstanden werden.