Der Brite Simon Beck *1958, erschafft Kunstwerke im und mit dem Schnee. Schon seit 2009 stapft der studierte Kartograph stundenlang durch die weiße Pracht und hinterlässt darin monumentale geometrische Muster. Die Winter verbringt er im Skigebiet Les Arcs in den französischen Alpen, wo er ideale Arbeitsbedingungen für seine exotische Kunstform vorfindet. Obwohl seine Kunstform Parallelen mit ihnen aufweist, mag er nach eigenem Bekunden keine Kornkreise.
Was anfangs nur seinen Bewegungsdrang befriedigen sollte, hat sich im Laufe der Jahre zu einer Kunstform entwickelt. Weil seine Werke eher der Land Art zuzuordnen und damit nur schwer zu konservieren, unmöglich zu transportieren und auszustellen sind, macht er von erhöhter Warte hochaufgelöste Fotografien seiner in den Schnee gestapften Arbeiten und verkauft diese.
Alles fing damit an, dass der studierte Ingenieur Simon Beck seinen Bürojob gekündigt hatte, um Kartograph zu werden. Sein Talent für die Kartographie und der dafür notwendige ausgeprägte Orientierungssinn, mit dem er schon 1974 die British Orienteering Championships gewonnen hatte, sollten für seine Künstlerkarriere noch nützlich sein.
Im Winterurlaub fühlte er sich, nach einem Tag auf der Skipiste, von dem makellosen Schnee auf einem zugefrorenen Bergsee derartig angezogen, dass er dem Drang diese Schneefläche zu gestalten nicht widerstehen konnte. Er zog seine Schneeschuhe an und begann einen fünfzackigen Stern in den Schnee zu stapfen.
Was die Leute über ihn denken, ist Beck egal und in Les Arcs kennt man den spleenigen Engländer schon. Und irgendwann ist so ein Schneebild ja auch vollendet. Für manche, groß wie ein Fußballplatz, braucht Mr. Beck nur eine Stunde, für die richtig großen auch mal einen ganzen Tag. Manchmal bringt es Beck auf bis zu 30 Schneebilder in einem Winter und für jedes läuft er im Durchschnitt 50 Kilometer!
Der Schnee-Künstler macht sich zunächst Gedanken über das Muster, das er erlaufen möchte. Dabei ist es natürlich nützlich, dass er eine natürliche Begeisterung für mathematisch generierte Formen mitbringt. Da ist es wohl kein Zufall, dass die filigranen, symmetrischen und hoch komplexen Kristalle des gefrorenen Wassers, von denen man sagt, dass es keine zwei gleichen gäbe, Fraktal-Konstruktionen sind, wie auch die Koch-Kurve bzw. Koch’sche Schneeflocke, die Mandelbrot-Menge und das Sierpinski-Dreieck. Wer Spaß an Formeln hat, kann sich dazu dieses Video ansehen. Beck zeichnet zunächst einen groben Entwurf des zu erstapfenden neuen Kunstwerks auf Millimeterpapier, und macht sich dann auf die Socken, bzw. die Schneeschuhe.
Als Hilfsmittel zur Schaffung seiner eiskalten Mandalas reichen ihm ein Kompass für Peilungen, eine Landkarte und ein langes Maßband, wie man es auf Baustellen braucht. Nachdem Beck zunächst seine Arbeitsfläche mit den Bezugspunkten abgesteckt hat, beginnt er – mit zwei Wanderstöcken bewaffnet – von innen nach außen, seine Schritte zählend mit der Arbeit, die viele anstrengende Stunden dauern kann. Wenn das Bild vollendet ist, dann sucht er sich einen erhöhten Standort um so schnell wie möglich ein Foto von seinem Werk zu schießen. Und oft genug war er nicht schnell genug und ein Schneesturm oder andere äußere Einflüsse wie Pistenraupen oder Paraglider auf der Suche nach einem flachen Landeplatz hatten die Kreation zerstört.
Die Sommer verbringt Beck gerne auf der Südhalbkugel, wo er in der verschneiten Bergwelt von Patagonien ein weites, weißes Betätigungsfeld für seine vergängliche Kunst findet.
Inzwischen haben seine geometrischen Muster eine Kleidungskollektion inspiriert und er hat – jetzt mit einem Rechen bewaffnet – sein Betätigungsfeld auf unberührte Strände und verschneite Sportarenen wie z.B. in Minneapolis ausgedehnt.
Über die inzwischen fast 200 Schneebilder von Simon Beck ist ein Buch mit dem Titel „Snow Art“ mit mehr als 200 Fotografien seiner faszinierenden Schneemuster erschienen.
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