Öffentliche Designaufträge – Steuergelder nicht verschwenden, sondern korrekt und effizient verwenden: Auftragsvergaben der öffentlichen Hand sind ein komplexer Vorgang – hat doch die Gesellschaft ein Recht darauf, dass Korruption und Vetternwirtschaft systematisch unterbunden werden. Öffentliche Ausschreibungen sollen das wirtschaftlichste – und nicht etwa das billigste – Verfahren und Ergebnis sicherstellen. Trotzdem führen diese in der Designbranche immer wieder zu Irritationen, Frustrationen und blanker Empörung. So werden regelmäßig unbezahlte Vorleistungen, wie etwa Entwürfe oder Konzepte verlangt, die auch nach geltendem Recht bei vielen Ausschreibungen nicht zwangsläufig notwendig sind. Die ganze Breite der zur Verfügung stehenden Vergabearten werden in der bestehenden Praxis häufig nur unzureichend ausgeschöpft.
Der Deutsche Designtag hat daher einen Praxis-Leitfaden zur Vergabe von öffentlichen Aufträgen in der Designbranche verfasst, der eindeutige und rechtssichere Wege auffächert, um Designleistungen fair auszuschreiben. Er bietet kompetente Unterstützung für Bund, Länder und Kommunen, um verfügbare Ressourcen effizient einzusetzen. Denn die Entscheidung für die passende Vergabeart führt nicht nur zu besseren Ergebnissen, sondern spart auch erheblichen Arbeitsaufwand auf Seiten der Auslober wie der Designerinnen und Designer.
»Viele Entwürfe führen auf der Auftraggeberseite oft nur zu viel Unsicherheit« hat der Autor Christian Büning beobachtet. »Die Auswertung bindet ja nicht nur Ressourcen, sie verlangt auch Sachkenntnis und Steuerungskompetenz, die den Vergabestellen oft nicht zur Verfügung stehen.«
Design ist nachgewiesenermaßen ein nachhaltig wirksames Instrument, um zielgenau zu kommunizieren und die anvisierten Zielgruppen besser zu erreichen. Der Präsident des Deutschen Designtags, Boris Kochan, fordert entsprechend: »Es ist eines der großen Themen der Designbranche: öffentliche Aufträge müssen endlich zuverlässig so ausgeschrieben werden, dass die ca. 30.000 Vergabestellen in Deutschland die bestehenden rechtlichen Möglichkeiten für den besten Prozess und das beste Ergebnis umfassend ausschöpfen. Schluss mit wenig zielführenden Verfahren und unbezahlten Vorleistungen! Gerade jetzt in der Krise unterstützen effiziente Vergaben sowohl die öffentliche Hand wie auch die Designwirtschaft und vermeiden auf beiden Seiten unnötigen Aufwand: eine echte Win-win-Situation! Viele Akteure der Designbranche kämpfen um ihr wirtschaftliches Überleben – faire Ausschreibungen haben eine wichtige Signalwirkung für die gesamte Branche.«
Die vorliegende 36-seitige Broschüre beschäftigt sich im Schwerpunkt mit dem Bereich Kommunikationsdesign und kann als PDF kostenfrei in der Geschäftsstelle des Designtags unter info@designtag.org abgerufen werden. Sie ist der erste Teil einer Reihe, die sich in zukünftigen Ausgaben mit weiteren Designfeldern wie Produkt- und Fashiondesign beschäftigen wird und wird bei eventuell veränderter Rechtslage laufend aktualisiert.
Der Deutsche Designtag e.V. (DT) ist die Dachorganisation der bundesweit ausgerichteten Fach- und Berufsverbände sowie Institutionen des Designs in Deutschland und wirkt an der Schnittstelle zwischen Design, Politik und Ökonomie. Er repräsentiert 360.000 Designerinnen und Designer und 60.000 Designunternehmen in Deutschland mit rund 20 Mrd. Euro Umsatz gegenüber der Regierung und der Verwaltung des Bundes, der Länder und der Europäischen Union in allen übergreifenden designpolitischen Angelegenheiten. Der DT vertritt die Branche Design in politischen Gremien, zum Beispiel als Sektion Design im Deutschen Kulturrat sowie gegenüber der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft. Er fördert Designverständnis und steht für den Wert, den Design für den Fortschritt von Unternehmen und Organisationen, von Gesellschaft und Kultur leistet.
Der Deutsche Designtag erarbeitet Positionen, Empfehlungen und Stellungnahmen, die design-, medien-, wirtschafts-, gesellschafts- und kulturpolitische Handlungs- und Problemfelder analysieren, bewerten und Perspektiven aufzeigen. Diese werden in elf Arbeitskreisen (AK Arbeit & Soziales, AK Urheberrecht, AK Bildung, AK Europa & Internationales, AK Designkultur/Designerbe, AK Medien und Kommunikation, AK Wirtschaft, AK Digitalisierung und KI, AK Nachhaltigkeit, AK Kulturelle Integration und gesellschaftlicher Zusammenhalt, AK Vergaberichtlinien und Ausschreibungen) und nach Bedarf zusätzlichen Projektgruppen erarbeitet und vom Vorstand verabschiedet.
Der Deutsche Designtag ist ein vitales Beispiel für gelebte Demokratie und bürgerschaftliches Engagement. Seine Arbeit basiert auf der ehrenamtlichen Tätigkeit der Delegierten seiner Mitgliedsorganisationen. Wer sich designpolitisch einbringen möchte, muss Mitglied in einem der zwölf Mitgliedsverbände des Designtags sein (Stand 2020): Allianz deutscher Designer (AGD) e.V., BDG Berufsverband der Deutschen Kommunikationsdesigner e.V., Deutscher Werkbund e.V. (DWB), Forum für Entwerfen e.V. (FfE), Forum Typografie e.V. (FT), HACE-Stiftung, Illustratoren Organisation e.V. (IO), Internationales Design Zentrum Berlin e.V. (IDZ), Netzwerk für Mode-, Textil-, Interieur- und Accessoire-Design e.V. (VDMD), Typographische Gesellschaft München e.V. (tgm), Universal Design Forum e.V. (UDF), Verband Deutscher Industrie Designer e.V. (VDID).
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