Auch wenn es keine Zwischentöne zulässt und Farben ausschließt: Schwarz-Weiß-Denken ist bei der kommenden Manifesta 11 in Zürich sozusagen Programm: Der renommierte Schweizer Kommunikationsdesigner Ruedi Baur gibt der diesjährigen Manifesta 11 ein Gesicht. Zum Thema der Ausstellung „What People Do For Money“ entwirft er ein flexibles Kommunikationssystem, das unter anderem auf ausschließlich schwarz-weiße Bildpiktogramme als narratives Moment setzt. Das hört sich nicht nur spannend an…
manifesta

11. Ausgabe der Biennale

Nach St. Petersburg findet die elfte Ausgabe der europäischen Biennale für zeitgenössische Kunst vom 11.6. bis 16.9.2016 in Zürich statt. Unter dem Titel „What People Do For Money: Some Joint Ventures“ will der Kurator Christian Jankowski die Wechselwirkung zwischen Kunst, Arbeit und Gesellschaft thematisieren. Im Zentrum steht dabei steht vor allem die Kooperation zwischen Künstlern und Repräsentanten verschiedener Berufszweige in der Stadt Zürich.

Kommunikationssystem zum Thema „Arbeiten“

Ruedi Baur nimmt das Thema „Arbeiten“ auf und entwirft darauf aufbauend ein flexibles Kommunikationssystem. Der Designer erklärt das Konzept folgendermaßen: „Jeder Auftritt der Manifesta wird mit einer kleinen Story zum Thema Arbeiten begleitet. Die einzelnen, visuellen Erzählungen sind kurze Momentaufnahmen aus verschiedenen Zürcher Arbeitswelten, die die künstlerischen Intentionen der Manifesta 11 ergänzen. In der Summe bilden diese Erzählungen eine Hommage an den Künstler und Gestalter Otto Neurath und vermitteln einen Überblick über arbeitende Menschen in Zürich“.
manifesta2

Die klare Reduktion auf Schwarz-Weiß

Das System verzichtet grafisch auf Farbe und besticht durch eine konsequente Reduktion auf Schwarz-Weiß, die sich auch in einer prägenden Plansprache für Lagepläne und Online-Navigation fortsetzt. Der Einsatz von Farbe kommt erst im Laufe der Kampagne mit dem Einsatz von Fotografie zum Tragen, die das System als Bildebene punktuell erweitert und einen atmosphärischen Einblick in die Zürcher Arbeitswelt – im Speziellen in die der Kooperationspartner, den sogenannten Gastgeber – liefert.

Das gespiegelte Logo

Das Logo der Manifesta 11 ist als Typogramm konstruiert und basiert auf der Ziffer Eins. Zusammen mit ihrem Spiegelbild kann die Ziffer sowohl als „11“ wie auch als „M“ gelesen werden. Diese formale Spiegelung greift somit auch das Motiv der kritischen (Selbst-)Reflektion auf.
manifesta3

Die spezifische Typografie

Grundlage für Logo und Typogramm der Manifesta 11 ist die Schrift „Manifesta Grow“. Die als System angelegte Schrift der Schweizer Schriftschmiede Dinamo ist eine der tragenden Komponenten der Gestaltung. Das ursprüngliche System der „Grow“ besteht aus mehreren unabhängigen Schriften, die mehrfach neu kombiniert werden können. Extra für die Manifesta wurde sie von Dinamo zur „Manifesta Grow“ optimiert und mit neuen Schriftzeichen bestückt. Mit ihrer strukturierenden Inline weckt sie zudem Assoziationen an Neonreklame und entwickelt so eine ganz eigene Signalwirkung.

Die vielgestaltigen Figuren

Die zweite charakteristische Komponente ist die Verwendung von Bildpiktogrammen oder Figuren, die sich inhaltlich um das Thema „Arbeiten“ aufbauen und in gleichem Maße wie die Schrift als System angelegt sind. Ausgehend von einem Baukastenprinzip lassen sich unzählige Personen in ihrer Tätigkeit oder in ihrem Beruf darstellen und miteinander kombinieren. Dadurch wird es möglich, unterschiedliche Situationen, komplexere Zusammenhänge oder schwer greifbare Prozesse visuell und erzählerisch abzubilden und fassbar zu machen.
manifesta4

Ruedi Baur – Spezialist für visuelle Identitätsbildung

Der 1956 in Paris geborene Kommunikationsdesigner Ruedi Baur eröffnete nach dem Studium an der Kunstgewerbeschule in Zürich sein erstes Atelier in Lyon und später das Studio „Intégral Ruedi Baur“ mit Sitz in Paris und Zürich. Als Spezialist für visuelle Identitätsbildung arbeitet er für namhafte Museen wie den Louvre, das Musée Rodin und mehrfach für das Centre Pompidou. Für die 6. Schweizer Landesausstellung Expo.02 und für das Schweizerische Nationalmuseum in Zürich schuf er das visuelle Erscheinungsbild. Lehr- und Forschungstätigkeiten an verschiedenen Hochschulen und mehrere von ihm herausgegebene Publikationen runden sein Profil ab. Das Erscheinungsbild der Manifesta 11 wurde in seinem Atelier in Zürich entwickelt, wo er heute mit einem Team von rund zehn Gestaltern arbeitet.

(Quelle alle Bilder: Manifesta)

Noch ausführlichere Informationen zur Manifesta 11 findet ihr hier:

http://www.manifesta11.org/de