Ohne gutes Design kann Deutschland seine Stellung als Wirtschaftsstandort auf Dauer nicht verteidigen. In vielen Ländern wird günstiger entwickelt und produziert. Deshalb müssen in Deutschland die Innovationsprozesse verbessert und neue Wege der Wertschöpfung gegangen werden. Die neue Website der Hochschule Coburg und die App DESIGN-PILOT unterstützten die acht Phasen vom Pflichtenheft bis zum fertigen Produkt, Produktentwicklungsprozesse in Unternehmen und bringt damit Designer, Ingenieure, Vertriebler und Marketingverantwortliche an einen Tisch. „Design als Prozess“ soll Kosten und Risiken in der Produktentwicklung minimieren und neue Denk- und Sichtweisen schaffen. Auch das Berufsbild des Designers soll dadurch gestärkt werden. Als Vermittler zwischen den Disziplinen wird der Designer zur treibenden Kraft im Zeitalter der digitalen Transformation. Denn: Design ist die nutzerorientierte Innovation bei Produkten und Dienstleistungen.

Designer sind bei den Herausforderungen in der Wirtschaft von morgen mehr denn je als Problemlöser gefragt. Komplexe Technologien und digital vernetzte Systeme müssen in einfache und bedienbare Produkte oder Bedienkonzepte verwandelt werden. Zudem muss der Designer die ökologische Verwertbarkeit, Ästhetik und Anforderungen der Fertigung beachten. Design in der Produktentwicklung sollte daher heute integriert und im Austausch mit verschiedenen Abteilungen wie Vertrieb, Konstruktion und Management, stattfinden. Um den Design-Prozess auch für Ingenieure und Marketer verständlich und anwendbar zu machen, wurde an der Hochschule Coburg die Weblösung DESIGN-PILOT entwickelt. Diese stellt Entwicklungs-Werkzeuge, Design-Basics und Kreativtechniken bereit. In den jeweiligen Etappen von der Initiierung, dem Entwurf und der Gestaltung über die Konstruktion bis zur Produkteinführung präsentiert der DESIGN-PILOT diese Werkzeuge in Form von Infografiken und Best-Practice-Beispielen wie etwa die Anleitung einer Wettbewerbs- oder SWOT-Analyse. Dabei ist er für alle Beteiligten Werkzeug und roter Faden, der Kreativität steigert, Prozesse strukturiert und den interdisziplinären Austausch fördert. Als Katalysator im Entwicklungsprozess wird der Designer zur Schnittstelle zwischen den Disziplinen. Entwickelt wurde der DESIGN-PILOT von Professor Wolfgang Schabbach und Studierenden im Rahmen von Studienprojekten, teilweise mit Unternehmen unter realen Bedingungen. Der Professor an der Hochschule Coburg ist studierter Ingenieur und Designer sowie langjähriger Berater im Bereich Produktentwicklung und Innovation für Unternehmen.

Der DESIGN-PILOT visualisiert Design-Thinking und hebt es auf ein neues Level
In den letzten Jahren hat Prof. Schabbach den Designprozess in acht Phasen strukturiert und dafür über 170 Tools und 75 Kreativtechniken erarbeitet. „Durch den DESIGN-PILOTEN denken wir die Methode Design-Thinking, einem nutzerzentrierten Ansatz zur Kreation neuer Ideen, erstmalig weiter. Für uns ist es nicht nur eine Innovationsmethode, sondern vor allem konkretes Werkzeug für den komplexen Prozess der Produktentwicklung. Deshalb sprechen wir von Design-Thinking hoch X“, so Professor Wolfgang Schabbach. Als Ergänzung zur TOOLBOX des DESIGN-PILOTEN wurde der PROJEKT-MANAGER entwickelt – eine Team-Plattform, die simultanes und kooperatives Arbeiten ermöglicht. Der PROJEKT-MANAGER wird so zum „digitalen Co-Working-Space“ in dem geteilt, inspiriert und informiert wird. Eingeführt wird der PROJEKT-MANAGER mit einem Workshop vor Ort oder per Webinar und kann dann durch die zur Verfügung stehenden Tutorials sofort angewendet werden.

Stärkung des Berufsbildes Designer
Mit dem DESIGN-PILOT verfolgt Wolfgang Schabbach noch ein weiteres Ziel: „Das Berufsbild des Designers muss in Deutschland gestärkt werden. Der Designer muss sich aus der Rolle des „Schönmachers“ emanzipieren und den Part des Impulsgebers übernehmen. Es gilt, neue Differenzierungsmerkmale in Produkten, Leistungen und Marken zu schaffen. German Engineering ist heute noch unsere größte Ressource, aber der technische Vorsprung wird schrumpfen. Zukunftsfähige Produkte verlangen ein radikal neues Denken in Gestaltung, Funktion und Interaktion, aber auch Realisierung und Recycling. Design als Qualität an sich und in Form eines interdisziplinären Prozesses erweitert den Lösungshorizont und steigert die Wertschöpfung“, meint Prof. Schabbach.

Kleine und mittlere Unternehmen profitieren vom DESIGN-PILOT
Durch die Arbeit mit dem DESIGN-PILOT können auch kleine und mittlere Unternehmen von der Schnittstellen- und Problemlösungskompetenz einer designzentrierten Prozessführung profitieren. Für Unternehmen, die das Potential von Design nutzen wollen oder noch am Anfang ihrer Produktidee stehen, ist das Tool eine sinnvolle Ergänzung. Konstruktion und Vertrieb gewinnen mit dem DESIGN-PILOTEN neue Perspektiven und können offene Prozesse – wie die einer Produktentwicklung – planvoller und risikoärmer gestalten: Das reduziert Kosten. „Viele Unternehmen leisten sich keinen Designer. Aber Design ist kein Luxus, sondern vor allem eine große Chance. Es bringt Ordnung und vermittelt zwischen Technik und Mensch“, so Professor Schabbach.

DESIGN-PILOT
Der DESIGN-PILOT ist eine an der Hochschule Coburg entwickelte webbasierte Anwendung. Das Werkzeug ermöglicht einen integrierten Prozess der Design-Arbeit. Über acht Phasen des Produktentwicklungsprozesses werden Entwicklungs-Werkzeuge, Design-Basics und Kreativtechniken präsentiert und anwendbar gemacht. Sogenannte Reviews nach jeder Phase dienen als Checkliste zur Selbstkontrolle. Das Forschungsprojekt DESIGN-PILOT wurde vom bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Technologie sowie von bayern design gefördert.

Prof. Wolfgang Schabbach
Geb. 1964, machte Wolfgang Schabbach zunächst eine Ausbildung zum Industriemechaniker und studierte danach Maschinenbau und Investitionsgüterdesign an der Hochschule Bingen/Rh. und der Staatl. Akademie für Bildende Künste in Stuttgart. Darauf folgten Tätigkeiten als Diplom-Ingenieur und Designer. Von 1994 bis 2001 hatte er einen Lehrauftrag an der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Nach der Berufung zum Professor für Entwerfen & Konstruieren und Werkstoffe an der Hochschule Coburg im Jahr 2001 initiierte er 2002 das materialLAB im Studiengang Integriertes Produktdesign und gründete 2010 den Studiengang master.design, den er seitdem leitet. Er arbeitet als freier Designer und Innnovationsberater.

https://www.hs-coburg.de/ueber-uns/fakultaeten/design/personen/prof-wolfgang-schabbach.html

DESIGN-PILOT

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Bildquelle: Wolfgang Schabbach / designpilot

Das Interview mit Wolfgang Schabbach findet Ihr auf DesignBote