Die Hospitality-Branche ist in ständigem Wandel begriffen und entwickelt sich ständig weiter, um den Erwartungen der Gäste gerecht zu werden. So ist die Hotellerie immer auf der Suche nach neuen Wegen, um den Aufenthalt ihrer Gäste noch angenehmer zu gestalten und deren ohnehin schon hohen Erwartungen zu übertreffen. Die erfolgreichen Brands sind ihrer Zeit voraus und erforschen, was die Kunden heute und in Zukunft wollen. So ist das Erspüren von Trends in einer Branche, deren Geschäftskonzept darauf ausgerichtet ist, Menschen glücklich zu machen, wenn sie nicht zu Hause sind, von entscheidender Bedeutung. Weil die Stile und der Geschmack der Verbraucher sich stetig ändern und sich neue Designtrends entwickeln, müssen Hotelbetreiber immer flexibel, proaktiv und offen für neue Ideen sein. Im Grunde genommen ist die Hospitality-Branche darauf spezialisiert, die menschliche Interaktion zu managen und gleichzeitig das Gleichgewicht zwischen Individualisierung und technologischer Infrastruktur für die Gäste vorzuhalten – eine Praxis, in der sich jede Hotelmarke, ob groß oder klein, engagiert. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Philosophie ist aber auch das, wohlgemerkt, ästhetische Design eines Hotels.

Das Design im Hospitality-Sektor entwickelt sich aktuell weg von der bloßen Aufwertung des (physischen) Hotel-Ambientes, hin zum integralen und nutzergerichteten Gestalten eines alles umfassenden Aufenthaltserlebnisses.

Seit Aufkommen der Experience Economy gegen Ende des letzten Jahrhunderts erwarten die Verbraucher mehr als nur ein Bett, eine saubere Dusche und ein Frühstück in angenehmer Umgebung. Inzwischen wird Design Thinking als eine Art Wunderwaffe aufgefahren, um neben dem physischen Aspekt die angebotenen Dienstleistungen wie auch die komplette Organisationsstruktur zu ‚entwerfen‘. Jetzt werden Designer konsultiert um integrale Ideen zu entwickeln – im Gegensatz zu früher, als Ideen helfen sollten, das Produkt ‚Hotel‘ lediglich (visuell) attraktiver zu gestalten.

In einem Nielsen-Bericht von 2015 hieß es, dass beachtliche 66% der globalen Umfrageteilnehmer bereit seien, mehr für Produkte und Dienstleistungen von Unternehmen zu bezahlen, die sich für positive soziale und ökologische Effekte engagieren; ein Trend, der 16% höher ist als vor zwei Jahren.

DESIGNBOTE befragte Hospitality-Consultant Teun den Dekker zu den wichtigsten Trends.

Was erwartet der Hotelgast von einem Hotelaufenthalt im Jahr 2018?

Teun den Dekker: „Lifestyle ist DAS Zauberwort! Vor allen Dingen wird stark auf den globalen urbanen Lifestyle reagiert.“

Hotels befinden sich immer häufiger inmitten einer für ihre Kultur typischen lokalen Umgebung und genau das suchen ihre Gäste auch. Hotelbars versuchen immer mehr Hotspots ihrer eigenen Nachbarschaft zu sein, so dass sich Hotelgäste unauffällig unter die Einheimischen mischen können. Für die ästhetische Umsetzung bedeutet dies, dass lokale Designer die Möglichkeit ergreifen können, Hotels als Showcase der regionalen Kulturen zu inszenieren oder dass ein deutlicher Zusammenhang zwischen der lokalen Kultur (wie z.B. Stil, Geschmack, Möblierung) und dem, was Sie in Ihrem Hotel vorfinden, besteht. Die Hilton-Kette präsentiert ihre ‚Canopy‘-Brand als “einen positiven Aufenthalt mit simplen, auf den Gast fokussierten Diensten und durchdachten lokalen Optionen.“

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Unzertrennlich: Altes und Neues in trauter Harmonie. Die Lobby lädt zum Lümmeln ein. Volkshotel, Photo by: Mark Groeneveld

Teun den Dekker: „Als Folge der Tendenz zum ‚Lokalen‘ werden Hotelzimmer kleiner, Gemeinschaftsräume, wie zum Beispiel Lobbies, dafür immer wichtiger und damit oft auch größer. Das heißt einerseits, dass Hotelzimmer funktional und vom Erlebnis her immer raffinierter eingerichtet (man denke an die Duschen des Standard Highline in New York) und gemeinsam genutzte Bereiche mit neuen Funktionen aufgewertet werden.“

Das Volkshotel in Amsterdam verfügt über einen Co-Working Space, eine nächtliche Cocktailbar, Büroarbeitsplätze und 172 Hotelzimmer, die von Bas van Tol (Studio Müller Van Tol) dem Gestalter der Amsterdamer Clubs 11, Trouw, dem Restaurant As und der Unseen Photo Fair entworfen wurden. Auch die allgemein genutzten Räumlichkeiten sind äußerst flexibel und passen sich wie ein Chamäleon der sich ständig mutierenden Programmierung an.

Teun den Dekker: „Das Reagieren auf (weltumspannende) Lifetyles bedeutet aber nicht unbedingt, dass Hotels zu einem Einheitsbrei geraten würden. Es gibt eben auch eine sehr starke Tendenz zur intelligenten Individualisierung/Personalisierung: „Was für jeden ist, ist nicht für mich”. Dafür haben wir Niederländer das schöne holländische Wort ‚Customization‘.

Lautsprecher zum Anschließen des Smartphones mit den eigenen Playlists sind schon fast Standard in jedem Hotelzimmer. Hotels nutzen zunehmend auch Beduftungslösungen, um ihren Markenduft im gesamten Hotel zu verbreiten und in definierten Bereichen des Hotels wie z.B. in der Lobby oder im Wellnessbereich, ein einzigartiges Erlebniss zu schaffen. Weitere innovative Technologien, die schon weit über das Smart-TV hinausgehen, zielen auf die Optimierung der Beherbergungsprozesse und ein noch angenehmeres Gästeerlebnis ab: Schlüsselloser Raumzugang über die hoteleigene Telefon-App, personalisierte Unterhaltungsangebote / Zugriff auf Lieblingssendungen, Robotic Butlers (Pilotprogramme seit 2014) sowie personalisierte Gästezimmer-Klimatisierung / bzw. -Beleuchtung. Die niederländischen citizenM Hotels bieten mit ihrem Mood Pad eine Raumsteuerung für persönlich gestaltbare, komplett ’smarte‘ Zimmer an. Die Zimmer des Hotel Mar Adentro Cabos sind bewusst neutral gestaltet, so dass Gäste ihren Zimmern mit individueller Beleuchtung eine eigene extrem persönliche Atmosphäre verleihen können. Das Internet of Things wird hier zukünftig noch viel mehr smarte Optionen erschließen. Customization muss aber nicht immer wirklich intelligent zu sein. Manchmal macht sie einfach nur Spaß. Das Roxy Hotel in New York wählt – ganz analog – Ihren Lieblingsgoldfisch aus und setzt ihn in das Aquarium des gebuchten Zimmers. Das Sir Adam in Amsterdam erlaubt es, im Zimmer Vinyl aufzulegen und stellt seinen hoffentlich musikalischen Gästen sogar Gibson-Gitarren zur Verfügung.

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Genial im citizenM: Das Wohlbefinden im Zimmer steuern per ‚mood pad‘. credit: citizenM

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Genial im citizenM: Das Wohlbefinden im Zimmer steuern per ‚mood pad‘. credit: citizenM

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Bric-a-Brac, bewitterte Bohlen, grüne Pflanzen und alte Teppiche im Volkshotel, Canvas (c), photo by: Mark Groeneveld

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Globalized Biophilic Hedonism: You’re Welcome! Happy to have you at Volkshotel. Photo by: Mark Groeneveld

Nach dem allgemeinen Design-Aspekt stellt sich die Frage: Was gibt es Neues auf dem Gebiet des Hospitality Design als ästhetisches Phänomen?

1. Design als Stilstifter – ‚Biophilic design‘ rules

Den Dekker: „Biophilic ist mehr als einfach nur mehr Grünzeug ins Hotel-Design zu integrieren. Hotels nutzen die vielen Vorteile von Biophilic Design, um ihre Markenwahrnehmung und das Gesamterlebnis ihrer Gäste zu verbessern, indem sie die mit diesem Designtrend verbundenen Wellness- und Wohlfühl-Features nutzen.“

Große Pflanzen, hängende Flechten und Moose, Dschungel-Impressionen, Treibholz, Steine und leise gluckerndes Wasser oder ein knisterndes Kaminfeuer halten die Gäste im Haus und verführen sie zur Nutzung bezahlter Dienste. Als schöne Beispiele sind das Hyatt Regency in Amsterdam und das Yoo2 in Rio de Janeiro zu nennen.

Biophiles Design basiert auf dem Konzept der Biophilie, einer Theorie, die besagt, dass Menschen quasi ‚von Natur aus‘, die Natur, natürliche Elemente und natürliche Formen suchen. Der Trend Natural & Biophilic Design steht ganz im Zeichen der Biophilie-Philosophie, die sich durch folgende Merkmale auszeichnet:
Natürlicher Lichteinfall, direkter Kontakt mit oder ein Ausblick in die Natur bzw. Zimmer mit Aussicht, (Innen-)Architektur mit naturnahen Mustern sowie die Verwendung von nachhaltigen Materialien wie z.B. (Recycling-)Hölzern und Stoffen. Lebendige begrünte Wände / senkrechte Gärten bedienen den Wunsch nach lebendiger Natur als Teil der Ausstattung. Dank Biophilic-Aspekten werden auch die Lobbies wohnliche Hangouts und laden zum längeren Aufenthalt ein. Ganz generell baut Biophilic Design Stress ab und hebt die Stimmung der Gäste. Natürliche, biophile Designelemente sind zudem gut fürs Markenimage, weil immer mehr Gäste Umweltverantwortung einfordern.

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Kunstaktion auf dem Dach. Glückliche Gäste im Jacuzzi. The Sky Is the Limit im Volkshotel. photo by: Astrid Verhoef

2. Luxus, neu definiert – Eleganz für Hospitality Design

Den Dekker: „Funktional, simpel, aber High-Tech: Die Gäste fragen nach ‚Laidback Luxury‘ und Minimalismus. Wohlbefinden ist eben mehr als nur goldene Wasserhähne. Speziell das Mid-Range-Segment ist hier nachgefragt.“

Schwer im Kommen sind Boutique-Hotels wie z.B. das Cottonhouse Barcelona mit seiner ‚Nouvelle Bohème‘- Stilistik. Improvisiert wirkende ‚Glamping‘-Aspekte vermitteln ein Gefühl von ‚Luxus im Zeltlager‘, wie es z.B. die Capella-Hotelgruppe vormacht. Auf den Böden regieren Terrazzo, verwitterte Looks, botanische Muster. Romantisch anmutende Rugs, Vintage-Looks, Bric-a-Brac und sexy ‚used‘ wirkende Club-Interiors vermitteln eine gewisse Zwanglosigkeit ohne indes schlampig zu wirken. Üppige, gesteppte Polsterungen, gerne in Samt und in strahlenden und kräftigen Farbtönen, dunkle, geheimnisvolle Töne, blau/ orange-Kombinationen und schrille Paletten von Knallgrün, Limette, Minions-Gelb materialisieren sich in Stoffen, textilen Bodenbelägen und zunehmend auch wieder in solide wirkenden Dielenböden.

Kunst: Fotos, Zeichnungen und Gemälde – am besten Originale – dürfen nicht fehlen und sorgen für einen Hauch weltläufiger (eventuell etwas shabby / worn) Eleganz für Hospitality Design.

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Gläser vom Flohmarkt, sprödes Grün, eine olle Bierflasche auf Tischen aus Kunstharz. Patina im Canvas-Resto, Volkshotel. Canvas (c), photo by: Mark Groeneveld

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Wo bin ich? Was tu ich hier? Nach diesem Drink geht dem Gast ein Licht auf. photo by: Mark Groeneveld

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Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät? Der geht aufs Volkshotel. photo by: Mark Groeneveld

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Nightclub ‚Doka‘: Eine Dunkelkammer wie ein Speakeasy der Prohibition. Typisch Volkshotel. photo by: Mark Groeneveld

3. Typische lokale Merkmale

Den Dekker: „Lokale Features werden natürlich mit den schon beschriebenen allgemeinen Trends verknüpft. Es wird immer mehr Wert auf handwerkliche, handgefertigte und lokal produzierte Produkte gelegt, und dieser Trend gilt nicht nur für Lebensmittel und den Einzelhandel.“

Zunehmend gilt dieser Trend auch für die Hotellerie, weil die Nachfrage nach der Präsentation lokaler Produkte und Kunst in Hotels eine ganz neue Bedeutung erlangt hat. Ästhetisch aufgewertete, lokale Stilistiken eignen sich ausgezeichnet zum Ausstatten der von Business-Gästen immer stärker nachgefragten Executive Club Lounges um das Hospitality Design zu verbessern.

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Ein Hauch von Globalisierung an feinherbem Beton mit Siebdruck. Standard Room im Volkshotel. photo by: Mark Groeneveld

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Charmant Abgewetzt: Telefon in Elfenbein, leicht angestoßene Kladde, Kaktus. Standard Room im Volkshotel. photo by: Mark Groeneveld

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WG on Tour: Sex im Hochbett, Kuscheln im Parterre. Toys im Regal. Large Room im Volkshotel. photo by: Mark Groeneveld

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Lokaler geht Decor nicht: Mitten im Ex-Zeitungsviertel liegt dem Gast Amsterdam zu Füßen. photo by: Mark Groeneveld

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Auch für Hotels gilt: LAGE, LAGE, LAGE! Wo SIR dransteht, ist oben. credit SIR hotels

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Liebe zum Detail: Die rauhe Haptik von Beton, ein bisschen Kitsch und eine Kerze für den Paten. credit SIR hotels

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Reine Luft und gute Laune am Billard: Vertical Gardens im SIR Hotel. credit SIR hotels

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Pophelden verbreiten lässigen Bohème-Chic. Sir Hotel Amsterdam. credit SIR hotels

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Nehmen Sie doch Platz! 60s Vintage-Charme in der Lobby. credit SIR hotels

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Ein Hotel zeigt ganz neue Seiten: Room with a view. credit SIR hotels