Die Welt der Illustration: DESIGNBOTE sprach mit Mitgliedern des Organisationsteams der Illu18, die vom 3. bis 6. Mai 2018 zum vierten Male in Köln stattfindet.

Wie ist die ILLU entstanden?

Peter Pichler: Das Illustratoren Festival ging im Grunde aus einer Jubiläumsveranstaltung [zum 10jährigen Bestehen des Berufsverbandes (Anm. Martin Schlierkamp)] der I.O. (der Illustratoren-Organisation) hervor. Zu diesem Anlass sollte ein Rahmenprogramm entstehen. Dazu gab es viele unterschiedliche Ideen, von offenen Ateliers bis hin zu Workshops und Ausstellungen war alles dabei. Nach der „IO-Veranstaltung“ von 2012 gründete eine Gruppe von Illustratoren den Verein Illustratoren-Festival e.V. um die Grundidee weiterzuentwickeln und zu etablieren. Nun findet das Festival alle zwei Jahre mit wachsendem Erfolg statt.

Pia Zölzer: Durch Eigeninitiative und den Wunsch etwas Nachhaltiges zu schaffen.

Markus Köninger: Sie war plötzlich da. Und es war großartig! Deshalb wollte ich unbedingt ebenso dabei sein. Heute darf ich sogar in der Orga helfen. [Markus kam mit der ILLU16 dazu (Anm. Martin Schlierkamp)].

Wie kam der Kontakt mit der Horbach-Stiftung zustande?

Peter Pichler: Nachdem die ILLU14 im DQE Ehrenfeld zahlreiche Besucher angezogen hatte, war die Zukunft der Location mehr als fragwürdig. Die Stadt verlängerte den Mietvertrag nur jeweils um ein Jahr. Der Bereich des Heliosgeländes sollte umgenutzt werden. Viele Kultureinrichtungen, darunter auch das Underground, mussten weichen. Damals war das zwar noch nicht so klar, aber das sich dort etwas verändern würde, lag in der Luft und wir brauchten Planungssicherheit. Ich wurde nach der ILLU14 Vorsitzender des Vereins und ging auf die Suche nach einer neuen Location, die sich nicht einfach gestaltete. Zuletzt war ein persönlicher Kontakt ausschlaggebend und wir hatten großes Glück, dass die Stiftung die Idee nicht nur toll fand, (obwohl hier normalerweise fast ausschließlich Fotografien gezeigt werden), sondern auch die Ungewissheit mit sich trug, denn ein Wechsel der Location – vom hippen Ehrenfeld zur Südstadt hin – konnte durchaus Folgen für die Veranstaltung haben. Diese Sorge war grundlos, wie sich später herausstellte.

Hat sich das Berufsbild des Illustrators seit Eurer ersten ILLU gewandelt?

Peter Pichler: Nein. Aus meiner Sicht nicht. Natürlich unterliegen alle kreativen Berufe Veränderungen. Allerdings nicht innerhalb so kurzer Zeit. Sie unterliegen den Moden, den gestalterischen Techniken, der Digitalisierung usw. Aber der Bildgeschmack verändert sich nicht ganz so schnell wie z.B. der Geschmack in der Modeindustrie. Zum Glück! Dennoch – um 2000 herum gab es so gut wie keine Nachfragen nach analoger Illustration, das hat sich in den letzten 10 Jahren deutlich geändert. Mittlerweile ist Vielfalt angesagt, Finesse in der Bildgestaltung und man ist immer auf der Suche nach dem Neuen.

Pia Zölzer: Ich bin seit drei Jahren in der Branche aktiv und erst das zweite Mal bei der „Illu“ dabei. Seitdem habe ich keine signifikanten Änderungen feststellen können.

Markus Köninger: Das Berufsbild des Illustrators ist wie jeder andere Beruf im stetigen Wandel. Festivals wie die ILLU helfen darauf aufmerksam zu machen, dass auch bei uns die Zeit niemals stehen bleiben wird.

Ganz generell: Welche Effekte hat die Digitalisierung auf Eure Arbeitsweise und die Kundenstruktur? (Farbstift und Pinsel versus Touchpad und Stylus) Sprich: wie wird gearbeitet, wer bestellt Illustrationen und in welchem Format werden sie ausgeliefert?

Peter Pichler: Ganz theoretisch hat die Digitalisierung, neben der Möglichkeit ein neues Tool für die Bilderstellung als gestalterisches Mittel einzusetzen, einen ganz erheblichen Nebeneffekt. Der betrifft allerdings nicht nur den Illustrator. Aufträge können von einem beliebigen Standort auf der Erde umgesetzt werden – Briefingverständnis (Fremdsprache) und Anbindung ans Internet vorausgesetzt. Übrigens ist es schwieriger von der Eifel aus zu arbeiten als z.B. von Frankreich aus. Norwegen ist ein Paradies, was die Internetabdeckung betrifft. Das führt zu Anfragen von Menschen, die den Illustrator nie gesehen haben. In der Realität allerdings sind der Kundenkontakt und das Vertrauen schon sehr wichtig. Daher ist ein Netzwerk von Menschen, die sich schon einmal physisch begegnet sind, nicht ganz unabdingbar. Ich selber mag den Kundenkontakt und weiß gerne für wen ich arbeite.

Michael Szyszka: Ich arbeite weiterhin analog. Zeichne auf Papier und erst danach wird am Rechner zum Teil noch koloriert oder die Komposition festgelegt. Auch für Online-Jobs zeichne ich zunächst auf Papier, weil ich das Medium mag und nicht ständig auf den Bildschirm starren möchte. Für Korrekturen bietet es sich aus Zeitgründen oft an, ein Grafiktablett zu nutzen.

Pia Zölzer: Die Digitalisierung macht definitiv Druck auf die Arbeitswelt. Die Zeitspanne, in der Aufträge umgesetzt werden sollen wird immer geringer, und das Verständnis für analoges Arbeiten schwindet.

Dennoch gibt es auch Formen von zeitgemäßer Illustration, die ‘handgemacht’ aussehen und deswegen eigene Wege gehen. Viele Illustratoren arbeiten mit der Kombination von Zeichentabletts und analogen Techniken.

Meistens werden Illustrationen online ausgeliefert. Beim Format ist dann der Endverbraucher ausschlaggebend.

Markus Köninger: Die Digitalisierung hilft mir dabei schneller auf Korrekturen und Kundenwünsche eingehen zu können. Denn die Illustration auf Papier muss ohnehin über Scanner digitalisiert werden, um dann beim Kunden oder im Zielformat zu landen. Diese Zwischenschritte und viele (mitunter teure) Materialien und den entsprechenden Raum kann ich mir so heute damit sparen.

Wie wird man Illustrator? Ich denke, das ist nicht der Traumberuf für Menschen, die Häuschen bauen und Familien gründen wollen. Kann man was zu den Vorgeschichten sagen? Wie „bekloppt“ muss man sein?

Peter Pichler: Ich behaupte, das sucht man sich nicht aus. Stimmt vielleicht nicht ganz, aber fühlt sich so an. Die meisten Illustratoren haben schon als Kind gezeichnet – und dann nicht mehr aufgehört, bis sie feststellten, dass es möglich ist, damit auch Geld zu verdienen. Bei mir gab es noch Zwischenstufen wie Designstudium, Arbeiten in Werbeagenturen etc. Aber vereinfacht ist es so. Mit Beklopptheit hat das nichts zu tun. Ganz im Gegenteil. Wer in diesem Beruf überleben und Erfolg haben will braucht eine ganze Menge von all den Dingen, die im Grunde für alle Berufe nötig sind – nur erheblich mehr davon. Durchhaltevermögen, Practise, Practise, Practise, Flexibilität, Fleiß, Einfühlungsvermögen, Pünktlichkeit, jede Menge Social Skills, Offenheit für Alles und Jeden, Lern- und Risikobereitschaft, Wissen, usw. … und on Top eine Portion Begabung.

Außerdem hat man nicht nur einen Beruf, sondern ist auch Manager, Buchhalter, Seelsorger, Psychologe, Anwalt, Blogger, Fotograf, Zeichner, Erfinder, Akquisiteur, Kundenbetreuer und seit Neuestem auch Eventmanager in Einem. Mein Professor hatte dafür einen Begriff: Generalist. Da können sich viele in der freien Marktwirtschaft eine Scheibe von abschneiden, denn je komplexer, interdisziplinärer und agiler die Formen der Zusammenarbeit in Zukunft werden, um so wichtiger werden diese multiplen Skills.

Michael Szyszka: Ich habe im Laufe des Kommunikationdesign-Studiums gemerkt, dass mir die Zeichen- und Illukurse mit Abstand am meisten Spaß gemacht haben und es dort viel positive Resonanz gab. Studienkurse, die mit Realprojekten verbunden waren haben mich ermutigt, mich nebenbei selbständig zu melden, um nicht nach dem Ende des Studiums bei Null anzufangen. Vorbilder aus der Illu-Szene zeigen, dass es ein Beruf ist, von dem man auch leben kann, wenn man sich mit Akquise, Bürokratie und Networking vertraut macht.

Pia Zölzer: Der Plan im freiberuflichen Bereich tätig zu sein stand für mich eigentlich schon immer fest. Das dieser Beruf nicht immer der sicherste Weg ist, ist ein Umstand der leider nicht zu ändern ist. So bietet er aber auch eine Menge Vorteile, die ich nicht missen möchte. Es gibt Mittel und Wege sich auf das Alter, Familie etc. vorzubereiten. Man muss also nicht „bekloppt“ sein, nur ein bisschen kreativer und schlauer.

Markus Köninger: Von Zeichentrick, Comics und Bildern malen war ich schon von klein auf fasziniert. Es war nur eine Frage der Zeit, dass ich selbst in dieser Richtung landen würde. Daher kam für mich die Entscheidung Illustrator werden zu wollen von innen heraus. Aus meinem Bauchgefühl. Von Herzen. Von Haus aus bin ich zudem Familienmensch. Da stellt sich mir nicht die Frage: Entweder, oder? Mein Beruf macht mich glücklich. So wie es eine Familiengründung machen wird. Und wenn ich dazu später einmal ein Haus bauen will, dann gehört dieses ebenso zu meinem Glück, wofür ich entsprechend Energie aufbringen werde.

Klopft die Globalisierung an die Türen deutscher Illustratoren? Oder tritt sie die Tür ein, ohne zu klingeln?

Pia Zölzer: Als Illustrator sitzt man nicht nur im eigenen Büro. Man vernetzt sich räumlich wie auch virtuell mit dem Rest der Welt. So eröffnen sich viele Möglichkeiten und ‘nur’ auf den deutschen Markt zu schauen reicht hierbei nicht. Aber da hat jeder Illustrator seinen eigenen Blick, wie er sich in diesem Beruf orientiert.

Markus Köninger: Illustration war schon immer globale Sache. Aber mit Hilfe verschiedenster Portale und der stetigen Vernetzung unserer Erde kommen weitaus mehr Chancen für uns Illustratoren auf, um nicht bloß im Café um die Ecke gesehen und gehört zu werden.

Kann man von Illustration leben oder hat man besser zwei Berufe? So à la Illustrator-Reinzeichner?

Peter Pichler: Zweitberuf? Das ergibt sich ja aus der Frage davor. Um das Eine zu verwirklichen, hat man ganz selbstverständlich mehrere Berufe gleichzeitig. Eine ganz natürliche Begebenheit, woraus sich mitunter auch mehrere Schwerpunkte gleichzeitig bilden können. Die Einen sind Schriftsteller und Illustrator, die Anderen Filmemacher und Illustrator, Künstler, Designer und auch Architekten können auch Illustratoren sein. Interessanterweise gibt es zahlreiche Musiker, die auch illustrieren.

Michael Szyszka: Es ist normal, dass es nach Ende des Studiums mindestens drei bis fünf Jahre dauert, bis man im Markt angekommen ist. Falls man nicht über die Runden kommt oder es zu lange bis zum ‘Durchbruch’ dauert, sollte man ein zweites Standbein haben. Viele Illustratoren arbeiten nebenbei z.B. als Grafiker oder Dozenten.

Markus Köninger: Ja, man kann von Illustration leben. Das Schwierige dabei ist nicht einmal der Beruf selbst. Sondern, dass dieser die Selbständigkeit mehr oder weniger gezwungenermaßen mit sich zieht. Diese ist die größte Aufgabe. Jeden einzelnen Tag. Da hilft, dass man den Beruf sowohl mit Kopf als auch Herz betreibt. Manchmal hilft es aber auch den Kopf kurz abzuschalten.

Wie ist man als Illustrator kranken- und sozialversichert? KSK

Pia Zölzer: Wenn man auf lange Sicht als Freiberufler arbeiten möchte bietet sich die KSK unbedingt an. Es ist eine tolle Möglichkeit und kann gerade zu Gründungszeiten eine Menge erleichtern.

Markus Köninger: KSK. 

Martin Schlierkamp: Die Künstlersozialversicherung, in der Ausführung vertreten durch die Künstlersozialkasse (KSK), ermöglicht freischaffenden Kreativen Zugang zur gesetzlichen Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung. Beitragsanpassungen bei schwankendem Einkommen und die Übernahme des Arbeitgeberanteils sind eine nicht zu unterschätzende rechnerische Hilfe.

Beschreibt mal Euren typischen Auftragsmix. Hat sich die Kundenstruktur in den letzten (5 – 10) Jahren geändert?

Michael Szyszka: Meine Arbeit liegt vor allem im Editorial, also im Illustrieren für Zeitschriften- und Zeitungsverlage. In letzter Zeit nehmen Anfragen aus dem Bereich Corporate Publishing deutlich zu, es gibt anscheinend einen wachsenden Anspruch bei der Gestaltung von Unternehmensmedien, wie Kunden- und Mitarbeitermagazinen.

Pia Zölzer: Es gibt viele verschiedene Branchen in denen man arbeiten kann. Danach richten sich dann auch die Auftragslage und der Kundenkreis. Ich arbeite häufig für Verlage und Onlinemagazine, aber auch Privatpersonen sind Kunden von mir. Weil ich gerne unterschiedliche Projekte annehme, kann man insgesamt von einem spannenden Mix sprechen. Eine klare Kundenstruktur gibt es momentan nicht.

Markus Köninger: Ich bin noch keine fünf Jahre dabei. Zeichne Comics fürs Fernsehen, den Verlag, mache Illustrationen für Informationsfilme, Portraits. Illustrationen für Websites und zeichne Storyboards für Filme.

Martin Schlierkamp: In über 15 Jahren freiberuflicher Tätigkeit habe ich in verschiedenen Bereichen gearbeitet, darunter Zeichentrick, Storyboard, Visualisierung, Comic, Spiele-Entwicklung. Aktuell liegt mein Schwerpunkt auf klassisch malerischen Arbeiten, Editorial-Illustration und zeichnerischer Workshopbetreuung bzw. Graphic Recording. Diese Bereiche haben unterschiedliche kreative Schwerpunkte, die den Beruf spannend machen und mich als Illustrator flexibel halten. Meine Kunden sind hauptsächlich Agenturen, Verlage und Privatkunden.

Die Berufsausbildung: Muss man unbedingt studieren, kann man in die ‘Lehre’ gehen oder soll man dreist als Naturtalent einsteigen?  

Michael Szyszka: Wer die richtigen Fähigkeiten und Kontrakte mitbringt, muss nicht studieren, aber verpasst vielleicht eine wichtige Phase des Experimentierens und vor allem des Lernens von Anderen.

Pia Zölzer: Illustration ist ein Handwerk wie jedes andere auch. Das unterschätzen viele. Ein Studium kann nicht nur auf die unterschiedlichen Branchen vorbereiten, sondern auch Anleitung geben wie man eine eigene ‘Handschrift’ entwickelt.

Markus Köninger: Selbst so genannte Naturtalente sind eben solche, weil sie mit offenen Ohren und Augen durch die Welt wandern, weil sie neugierig sind, sammeln und jagen. Wenn man mit Herz und Seele dabei ist, dann wird man ganz automatisch auf Fragen stoßen und darauf Antworten finden wollen. Das großartige beim Studium aber ist, dass man sich dort automatisch mit Gleichgesinnten in einem Raum befindet, die ebenso die Welt der Illustration, oder egal um welchen Berufszweig es sich handelt, erforschen wollen. Weil jeder seine eigenen Sinneseindrücke sammelt, bietet das Studium und somit die Kommilitonen viele, viele weitere hunderte Augen und Ohren mit denen man sich permanent austauschen kann.

Martin Schlierkamp: In meinen Augen bietet sich ein Studium oder eine Ausbildung an, um kreative und technische Einblicke zu bekommen, die man durch pures Selbststudium höchstwahrscheinlich nicht gewinnen würde.

Kann künstlerischer Anspruch dem Erfolg im Wege stehen?  

Michael Szyszka: Ja und nein. Zum einen ist der Anspruch sehr wichtig, um sich weiter zu entwickeln und ein gewisses Niveau zu halten, zum Anderen muss man aufpassen, dass man nicht bei jedem Job den Anspruch hat, stilgetreu oder besonders innovativ zu sein. Es gibt zum Teil viele Kundenvorgaben unter denen es manchmal unmöglich erscheint ein Ergebnis zu schaffen, mit dem Kunde und Künstler gleichermaßen zufrieden sind.

Pia Zölzer: Es kann unter Umständen schon mal schwierig sein, den eigenen Anspruch mit den Vorstellungen des Kunden zu verbinden. Mit Erfahrung und Einfühlungsvermögen gelingt der Spagat aber meistens.

Markus Köninger: Illustration ist ja nicht bloß Kunst, sondern bildet eine Symbiose zwischen Kunst und Design. Design sollte immer irgendwie das Ziel sein, während die Kunst den Weg dort hin beschreibt. Wenn der Kunde also einen Auftrag stellt, so tut der Illustrator gut daran die einzelnen Parameter eines Auftrages sich genau anzuschauen und sich darauf einzustellen. Dazu kann gehören, wenn zum Beispiel der Faktor Zeit knapp vorgegeben wird, den eigenen künstlerischen Anspruch anzupassen bzw. herunter zu schrauben. Im Idealfall machen Restriktionen ja sogar kreativ, so dass man dadurch zu einem Ergebnis kommen kann, womit beide Seiten glücklich werden.

Gibt es Kollegen mit Pseudonymen?

Pia Zölzer: Es gibt viele Kollegen, die mit Pseudonymen arbeiten. Viele Kollegen benutzen aber auch ihren normalen Namen.

Markus Köninger: Ja

Martin Schlierkamp: Pseudonyme können sinnvoll sein, wenn man verschiedene Tätigkeitsfelder, in denen man arbeitet, nach außen voneinander trennen möchte. Auch der Schutz der Privatsphäre ist eine Erwägung in einem Beruf, in dem sich Berufliches und Privates schnell mal mischen können.

Heimisches Studierstübchen oder Ateliergemeinschaft?

Michael Szyszka: Seit einem Jahr arbeite ich in einer Ateliergemeinschaft und habe bisher nur profitiert von der Trennung von Berufs- und Privatleben, sowie von dem Austausch mit Kollegen.

Pia Zölzer: Ateliergemeinschaft.

Markus Köninger: Ateliergemeinschaft. Weil diese, für mich, den nötigen Austausch und einen festen Arbeitsplatz, weg von zu Hause und privat, bietet.

Martin Schlierkamp: Heimarbeit. Ich konzentriere mich besser auf die Arbeit, wenn ich alleine arbeiten kann. Sport und ein guter Freundeskreis gleichen die ‘kreative Isolation’ aus.


Wie beurteilt Ihr den aktuellen Status Eures Metiers? Ich spreche von öffentlichem Ansehen/ finanzieller Wertschätzung.
 

Pia Zölzer: Häufig sieht man sich mit zu geringen Honoraren oder aber Budgets konfrontiert. Der Druck auf dem Arbeitsmarkt ist groß, so drücken sich die Illustratoren auch noch untereinander im Preis. Das ist eine ungesunde Mischung. Da muss man selbstbewusst, aber realistisch Prioritäten setzen können.

Markus Köninger: Schwierig zu sagen. Das öffentliche Ansehen wächst in der Wertschätzung für das Handwerk an sich. Die finanzielle Wertschätzung hingegen erlebe ich als sehr durchmischt. Aufklärung über die Hintergründe, und somit auch unser Illustratoren-Festival, hilft dabei.

Gibt es eine erfolgversprechende Verhandlungsstrategie oder sagt man besser sofort zu, bevor sich’s der Kunde noch anders überlegt …?

Pia Zölzer: Jeder Job ist anders, so wie auch unsere Auftraggeber. Nicht immer sind die Rahmenbedingungen sofort klar, z.B. ein eindeutiges Briefing vorhanden. Der Illustrator versucht sich möglichst schnell einen Überblick über alle Fakten wie z. B. Zeit, Umfang und Vergütung zu verschaffen. Die meisten Aufträge sind sehr spontan, und erfordern rasches Abwägen. Einen Auftrag ‘blind’ anzunehmen macht aber keinen Sinn.

Markus Köninger: Der Kunde ist ja auch nur ein Mensch. Sollte er das nicht sein, dann besser wieder auflegen. Er mag sich austauschen oder hoffentlich zum Ausdruck bringen was er sich wünscht und welches Ziel dieser verfolgt. Wenn der Kunde Fragen stellt hilft es ebenso Mut aufzubringen und zurück zu Fragen um wiederum den Kunden und sein Anliegen zu verstehen und kennenzulernen. Erst so baut man ein ideales zwischenmenschliches Verhältnis auf, womit man dann gemeinsam ein Projekt erarbeiten kann.

Akquiriert ein Illustrator? Gibt es eine Strategie und / oder Methodik? 

Michael Szyszka: Ich muss akquirieren, es macht wenig Spaß, aber gehört am Anfang des Jobs auf jeden Fall dazu wenn man nur von der Illustration leben möchte.

Pia Zölzer: Die Akquise ist ein wichtiger Bestandteil des Berufes und gehört zum ganz normalen Tagesgeschäft.

Martin Schlierkamp: Akquise ist Teil unseres Berufs. Die Strategien sind, je nach konkretem Tätigkeitsfeld, unterschiedlich. Für den einen funktionieren Auftritte auf Messen gut, andere stellen sich regelmäßig persönlich bei Agenturen vor. Es gibt nicht den einen, goldenen Weg.

Soll man sich auf einer Website präsentieren oder besser auf FB? (Oder besser nichts davon?)

Michael Szyszka: Eine aktuelle Website sollte jeder Profi haben, außer man bekommt sowieso genug Anfragen und Jobs. Ob man Facebook, Instagram etc. nutzt ist auch eine Zeitfrage. Natürlich ist es sinnvoll sich auf mehreren Kanälen zu präsentieren, aber diese müssen auch ständig mit neuem Material gefüttert werden. Sonst geht man sehr schnell in der Masse unter.

Pia Zölzer: Als Illustrator ist ein Webauftritt von unschätzbarem Wert. Eine Homepage ist hierbei allerdings häufig nur die Basis. Auf Plattformen wie FB oder Instagram kann man dann in die direkte Interaktion mit seinem Umfeld treten. Aktuelle Einblicke in seine Arbeit zu geben, ist ein Muss.

Markus Köninger: Kann man. Muss man nicht. Alles eine Frage des eigenen Akquise-Stils.

Martin Schlierkamp: Eine aktuelle Webseite als Visitenkarte im Netz ist sinnvoll. Um für potentielle Kunden im Netz sichtbar zu sein, rate ich immer zu Einträgen auf Kreativplattformen zur Präsentation der eigenen Arbeiten, wie etwa Behance, DasAuge, grafiker.de und anderen. Facebook und Instagram zusätzlich zu bespielen ist eine Möglichkeit. Das muss jeder selbst abwägen, denn für eine konsequente Selbstdarstellung in den sozialen Medien muss man viel Zeit einplanen.

Was gibt es im Shop der Illu18 zu kaufen?

Pia Zölzer: Im Illushop wird es von Postkarten, limitierten Kunstdrucken bis hin zur Graphic Novel alles geben. Illustration ist vielfältig, so auch die Formen in der sie auftreten kann. Genauso vielfältig wollen wir auch unser Angebot im Illushop gestalten.

Markus Köninger: Comics und meine Graphic Novel „Eine Hand voller Sterne“ von Rafik Schami und mir, Markus Köninger.

Martin Schlierkamp: Wir bieten unseren Ausstellern mit dem Illushop die Möglichkeit, sowohl handgefertigte Produkte und Einzelstücke als auch Buch-, Kalender-, Postkarten- oder Comicpublikationen anzubieten.

Vielen Dank, dass Ihr Zeit für uns hattet. Bis zum 3. Mai 2018!

 

Das Interview führte DESIGNBOTE Redakteur Wolfgang Linneweber