Vor dem Hintergrund der immer offensichtlicheren Zerstörung und Vermüllung unseres Planeten, weltweit zunehmend lauter werdender Protestbewegungen und des erwachenden Bewusstseins der Konsumenten und Nutzer von Produkten hört und liest man es immer häufiger: Eco Design.

Doch was bedeutet der Anglizismus inhaltlich und welche Konsequenzen hat er auf die Planung und Realisierung neuer Produkte?

Eco Design ist im Grunde nur die englische Version des deutschen Begriffs Ökodesign. Er impliziert, dass bei der Planung, Entwicklung, Herstellung und der Marktbereitstellung eines Produktes neben den Bedürfnissen und Wünschen des späteren Käufers und Nutzers und denen die die Produktion diktiert, auch die Auswirkungen auf die Natur berücksichtigt werden.

Sollen aber Umweltaspekte in Produktdesign und -entwicklung berücksichtigt werden, so hat das weitreichende Folgen, weil dann auch gesellschaftliche, wirtschaftliche, technische und rechtliche Rahmenbedingungen ins Blickfeld genommen werden müssen.

Weil sich alle Aspekte des Eco Design den Prinzipien der Nachhaltigkeit unterwerfen, wird schon in der Planungsphase ein möglichst

  • intelligenter Einsatz der Ressourcen
  • ein möglichst großer Nutzen für alle beteiligten Akteure
  • bei minimaler Umweltbelastung und
  • unter sozial fairen Bedingungen

angestrebt.

Die Prinzipien des Eco Designs sind auch auf Systeme, Infrastrukturen und Dienstleistungen anwendbar; und das über den gesamten Produktlebenszyklus von der Idee bis – idealerweise – zur Wiederverwertung oder seine Rückführung in den Rohstoffkreislauf.

Damit prägt die intelligente Integration eines Produktes in ein umfassend betrachtetes und gewürdigtes Ökosystem nachdrücklich auch seine ästhetische Erscheinung. Statt singulärer, eitler sich selbst exponierender Produkte, die zum Beispiel auf spontanes Gefallen und den Kaufreflex gestaltet wurden, können im Eco Design smarte, konzeptionell geprägte Systemlösungen wie zum Beispiel Hybride Leistungsbündel oder Produkt-Service Systeme entstehen. Damit wird das gemäß den Tugenden des Eco Design formulierte Produkt selbst zu einer Etappe auf dem Weg zu einer ökologischen Lösung.

Eine solche an ökologischen Problemstellungen geschärfte Designethik lässt die nur dem Markt verpflichtete Eitelkeit des Produktes hinter sich und betrachtet es stattdessen integral in einem gesamtgesellschaftlichen und ökologischen Kontext.

Damit befasst sich das Eco Design im Kontext des Produktdesigns mit der Planung und gestaltenden Realisierung ganzer Nutzungszusammenhänge und im Kommunikationsdesign zudem auch noch mit der Gestaltung von Handlungskontexten und Lebensprozessen. Vermittelte der Designer klassischerweise noch zwischen Konsument und Wirtschaft, so erweitert sich seine Handlungssphäre mit dem Eco Design in den Bereich der Natur und der so genannten ‘Umwelt’.

Prinzipien des Eco Design

Weil Eco Design die Berücksichtigung von Umweltaspekten in Produktdesign und -entwicklung einfordert, müssen die Effekte der in Planung befindlichen Produkte auf Natur und Umwelt über ihr gesamtes Produktleben beurteilt und berücksichtigt werden. Diese oftmals negativen Wirkungen müssen möglichst klein gehalten und zudem mit den gesellschaftlichen, ökonomischen, technischen sowie rechtlichen Bedingungen und Regularien konform gehen.

Ein solches Design strebt Nachhaltigkeit an und kann als Sustainable Design bezeichnet werden weil es neben dem gesellschaftlichen Kontext auch ethische und soziale Fragestellungen in den Blick nimmt.

Die Autoren W. Hopfenbeck, C. Jasch gehen in ihrem Band Öko-Design. Umweltorientierte Produktpolitik. (Moderne Industrie, Landsberg/Lech 1995, S. 128.) davon aus, dass 80% der Umweltauswirkungen und Kosten eines Produktes schon durch den Entwurf bestimmt sind, sodass die Definition der Umweltleistungen eines Produktes bzw. Unternehmens schon in der Planungsphase notwendig und machbar ist. Hier ist allerdings eine formalisierte Produktplanung unerlässlich, welche eine systematische Untersuchung der verschiedenen Einflussgrößen erlaubt.

Wichtige Zielsetzungen des Eco Designs können sein:

  • bessere Materialeffizienz
  • materialgerechte Konstruktion und Formgebung
  • Energieeffizienz von der Planungsphase bis zum fertigen Produkt (und evtl. sogar darüber hinaus)
  • Schadstoff- und Abfallvermeidung
  • langlebiges, reparaturfreundliches und vergreisungssicheres Design
  • leicht recycle- bzw. entsorgbares und
  • transportfreundliches Design

Nachhaltigkeitsmanagement und Eco Design

Alle Eco Design Anstrengungen sollten sinnvollerweise in ein Nachhaltigkeitsmanagement integriert werden werden. Denn nur wenn die Effekte von Produkten auf die Umwelt zu einem frühen Zeitpunkt der Produktplanung berücksichtigt werden, lassen sich die Mitwirkungspotenziale der späteren Nutzer zur Umweltschonung heben und damit viele spätere Kosten am Ende des Nutzungszyklus mindern. So kann Eco Design auch eine tragende Rolle in einer ökologisch inspirierten Unternehmensführung spielen. Durch die Analyse von Bedürfnissen, Dematerialisierung, Service- oder Leasingkonzepte lassen sich neue Geschäftsfelder eröffnen bei denen Nutzung statt Besitz, bzw. Flottenleasing statt Fahrzeugerwerb ganz neue Wertschöpfungs- und Nutzungsketten erschließen.

Nachhaltig gestaltete Produkte steigern die positive Öffentlichkeitswahrnehmung eines Unternehmens, festigen die Kundenbindung und können einem Unternehmen eventuell sogar lukrativere Marktsegmente erschließen. Zudem lassen sich mit einer systematischen und über den Produktlebenszyklus hinaus reichenden Produktplanung aus der Ökobilanz resultierende Haftungsrisiken, zeitverzögert eintretende hohe Entsorgungskosten wie auch Service- und Reparaturleistungen mindern.

Eco Design in der EU

Die Ökodesign-Richtlinie 2009/125/EG schaffte 2009 – als Nachfolgerin der Richtlinie 2005/32/EG – einen Rechts- und Handlungsrahmen zur umweltgerechten Gestaltung energiebetriebener Produkte und ebnete dem Ökodesign den Weg. Nebenbei setzte sie auch noch die Integrierte Produktpolitik in der Europäischen Union (IPP) um, welche die Umwelteffekte von Produkten und Dienstleistungen über deren des gesamtes Leben optimieren soll. Ein wichtiger Aspekt dabei war die Einbeziehung aller realistisch zu erwartenden Umweltkosten eines Produktes bei der Preisbildung.

Praxisbeispiel

Ein schönes Beispiel für Eco Design sind Waschmaschinen. Bei diesen populären Haushaltshelfern wurden schon viele Effizienzpotentiale umgesetzt, und dies weniger in ihrer äußeren Erscheinung, als in ihrer ökologisch sinnvollen Technik. Waschtemperaturen wurden gesenkt, die Wassermenge wird entsprechend der Wäschemenge gesteuert, durch längere Einwirkungszeiten der Waschmittel Energie gespart, Reparierbarkeit erleichtert, die Lebensdauer verlängert und vieles mehr.

Noch mehr Eco geht nicht: Cradle 2 Cradle

Der deutsche Verfahrenstechniker und Chemiker Michael Braungart (* 7. Februar 1958, Schwäbisch Gmünd) hat zusammen mit dem US-amerikanischen Architekten, Designer und Autor William McDonough das Cradle-to-cradle-Konzept entwickelt.

„Crad­le to Crad­le“ ist ein Kon­zept, in dessen Kreis­lauf­wirt­schaft alle ver­wen­de­ten Ma­te­ria­li­en quasi endlos in Kreisläufen zir­ku­lie­ren, wodurch kein Abfall ent­steht. „Crad­le to Crad­le“ gilt vorläufig als kon­se­quen­tes­te Recyclingform und soll angesichts des Kli­ma­wan­dels zum Um­steuern an­re­gen.

Braungart lehrt seit 2008 an der Erasmus-Universität Rotterdam, ist Geschäftsführer der Environmental Protection Encouragement Agency Internationale Umweltforschung GmbH in Hamburg (EPEA) und wissenschaftlicher Leiter des Hamburger Umweltinstituts. Braun­gart lehrt außerdem Eco­ De­sign an der Leu­pha­na-Universität, Lüneburg. Master-Studium in Lüneburg

Studieninhalte und -philosophien

Leuphana Universität Lüneburg

Eine nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung gilt fast unbestritten als eine der wichtigsten ge­sell­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen des 21. Jahr­hun­derts. Indes ist aber nicht ganz klar, un­ter wel­chen ge­sell­schaft­li­chen und öko­lo­gi­schen Rah­men­be­din­gun­gen und mit wel­chen Stra­te­gi­en eine nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung vorangetrieben werden könnte. Fragestellungen wie diese sind Aus­gangs­punkte eines in­ter- bzw. trans­dis­zi­plinären, sehr for­schungs­- und pro­blem­be­zo­ge­nen Mas­ter­stu­di­en­gangs ‘Nachhaltigkeitswissenschaft – Sustainability Science’.

Ihr unterscheidendes Merk­mal ist die gleich­mäßige Wichtung von Nach­hal­tig­keits­Na­tur- und -­Hu­man­wis­sen­schaf­ten mit der Zielsetzung einer innerhalb der Disziplinen fun­dier­ten und gleichzeitig in­ter­dis­zi­plinär aus­ge­wo­ge­nen Be­trach­tung so­zi­al-öko­lo­gi­scher Sys­te­me. Die ma­te­ri­el­len Pro­zes­se werden, soweit sie die stoff­li­chen und en­er­ge­ti­schen Grundlagen von Um­welt- und Nach­hal­tig­keits­pro­ble­me und deren mögli­che Lösungs­ansätze bilden, aus dem Blickwinkel der Nach­hal­tig­keitsna­tur­wis­sen­schaf­ten betrachtet. In so­zi­o-öko­lo­gi­schen Sys­te­men sind die­se ma­te­ri­el­len Pro­zes­se eng mit wirt­schaft­li­chen, recht­li­chen, po­li­ti­schen und kul­tu­rel­len Rah­men­be­din­gun­gen so­wie mit den Stra­te­gi­en und Prak­ti­ken ge­sell­schaft­li­cher Ak­teu­re ver­zahnt und deshalb ebenfalls Ge­gen­stand der Nach­hal­tig­keits­hu­man­wis­sen­schaf­ten.

Ecosign Akademie Köln

An der ecosign/Akademie für Gestaltung in Köln wird Eco Design seit 1994 ganzheitlich in einem 8-semestrigen Studium gelehrt. dabei wird nicht die Produktentwicklung und -gestaltung isoliert gesehen, sondern eine ganzheitliche Sicht vermittelt, die Designtheorie, -management und Kommunikationsdesign unter ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten beinhaltet. Seit 2015 kann der Studiengang “Nachhaltiges Design” mit dem Bachelor of Fine Arts, in Koop mit der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft abgeschlossen werden.

Preise und Auszeichnungen

Umweltpreis ‘Goldene Blume’ für Prof. Dr. Michael Braungart

Für sei­nen Ein­satz im Be­reich Öko­lo­gie und Nach­hal­tig­keit wurde im Sommer 2019 „Crad­le to Crad­le“-Mit­ent­wick­ler Prof. Dr. Mi­cha­el Braun­gart mit der Gol­de­nen Blu­me von Rhe­ydt ausgezeichnet. Der Preis wird seit 1967 ver­lie­hen und ist damit der ältes­te deut­sche Um­welt­schutz­preis.

Bundespreis Eco Design

Mit dem 2012 vom deutschen Bundesumweltministerium und vom Umweltbundesamt (UBA), ins Leben gerufenen und vom Internationalen Design Zentrum Berlin organisierten Bundespreis Eco Design werden Pioniere des ökologischen Designs ausgezeichnet. Der Preis wird in dem Kategorien Produkt, Service, Konzept und Nachwuchs verliehen. Die Initiatoren wollen Entwicklung, Produktion und Konsumverhalten so verändern, dass sie zur Entlastung der Umwelt beitragen. Die Bewerbungen wird in einem mehrstufigen Verfahren vom UBA, dem Projektbeirat und einer Jury bewertet.

Der Cradle2Cradle-Kongress in Berlin

Der internationale Cradle to Cradle Congress, der vom 31. Januar – 01. Februar in der Urania Berlin stattfindet, ist die weltweit größte Cradle to Cradle-Plattform. 1.000 Teilnehmende aus der C2C Community treffen alljährlich zentrale Persönlichkeiten der Nachhaltigkeitsphilosophie. Foren, Vorträge und Workshops bieten Raum für Austausch und Networking.

https://c2c-ev.de/

 

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