Glänzend, makellos und neu: So sollen die Objekte sein, mit denen wir uns umgeben. Dabei wird oft vergessen, dass das Altern auch zum Leben gehört – und zum Design. Vergänglichkeit hat sich die aktuelle und sechste Ausstellung von Design Display zum Thema gemacht, denn es beinhaltet weit mehr als eine philosophische Fragestellung: Für die ökologischen Herausforderungen kann Vergänglichkeit für die Gestaltung einer Industriegesellschaft überlebenswichtig sein. Design Display 06 stellt zwei Designer gegenüber, die auf unterschiedliche Weise sich dem Vergänglichen nähern: Maarten Baas zerstört um zu gestalten, während Dave Hakkens Konzepte der Nachhaltigkeit entwickelt. Gemeinsam ist ihnen die Haltung, dass gutes Design nicht nur gutes Aussehen bedeutet.

Für die Serie Smoke nahm der niederländische Designer Maarten Baas ikonische Designstücke und kokelte sie an. So bekam auch der berühmte Zickzack-Stuhl von Gerrit Rietveld eine verkohlte Oberfläche, der sowohl im Original als auch in der bearbeiteten Version von Baas in der Ausstellung zu sehen sein wird. Ihm gegenüber wird ein Konzept für ein modulares Smartphone vorgestellt, das der ebenfalls niederländische Designer Dave Hakkens entwickelt hat: Phonebloks – ein Smartphone, das aus einzelnen Modulen besteht.

In dem die Ausstellung begleitendem Magazin On Display schreibt die Kunstwissenschaftlerin Belinda Grace Gardner über die Faszination am Vergänglichen und den Reiz des Verfalls in unterschiedlichen Epochen und Kulturkreisen. Die Fotografin Iris Duvekot hat für On Display den Designer Marten Baas in seinem Atelier fotografiert. Einen Überblick über die Geschichte des modularen Designs gibt Sebastian Hackenschmidt, Kustos am MAK Wien, und der Fotograf Frank Hülsbömer inszenierte die Projekte Smoke und Phonebloks für die Titelseiten und die Bildstrecke in der Mitte des Magazins.

Der Niederländer Maarten Baas, einer der einflussreichsten Designer Europas, schloss 2002 sein Studium mit einer Serie von verbrannten Möbelstücken ab. Für die Serie Smoke nahm Baas ikonische Designstücke und kokelte sie an. So bekam auch der berühmte Zickzack-Stuhl von Gerrit Rietveld eine verkohlte Oberfläche, der sowohl im Original als auch in der bearbeiteten Version von Baas in der Ausstellung zu sehen sein wird. Als Maarten Baas diesen Klassiker mit seinem Abflammgerät bearbeitete, erschuf er mit der produktiven Zerstörung der äußeren Hülle weitaus mehr als ein neues Erscheinungsbild. Denn nicht nur die Verletzlichkeit der äußeren Hülle wird sichtbar, sondern auch die Vergänglichkeit ihrer ursprünglichen Absichten. Baas versteht sich dabei nicht als Problemlöser. Er arbeitet eher wie ein Künstler, der mit ästhetischen Mitteln versucht, unsere Wahrnehmung zu verändern. Die verbrannten Versionen von Designklassikern sind ein Aufruf zu einem unverkrampften Umgang mit Vergänglichkeit und dem Erkennen ihrer progressive Kraft – denn nur, wo etwas vergeht, eröffnet sich Raum für Neues.

In dem zweiten Teil der Ausstellung wird ein Konzept für ein modulares Smartphone vorgestellt, das der ebenfalls niederländische Designer Dave Hakkens 2013 entwickelt hat: Phonebloks – ein Smartphone, das aus einzelnen Modulen besteht. Auf eine Basisplatine, so die Idee, können verschiedene »Bloks« gesteckt werden – als handele es sich um Legosteine. Diese Blöcke sind eigenständige Funktionseinheiten wie zum Beispiel ein Akku, ein Prozessor oder Lautsprecher, eine Kamera oder eine Speicherkarte. Der Benutzter kann sich sein Handy nicht nur nach Belieben zusammenstellen oder aufrüsten, sondern auch kaputte Teile problemlos ersetzen. Die Vergänglichkeit eines Moduls bedeutet damit nicht das Ende des Geräts. Die äußere Gestaltung steht bei diesem Konzept an zweiter Stelle und kann nur bedingt kontrolliert werden, da sie von den jeweiligen Entscheidungen des Kunden mit beeinflusst wird.

Ausgehend von Dave Hakkens Konzept der Phonebloks stellt Design Display weitere drei Ansätze vor, nachhaltiger mit Mobiltelefonen umzugehen und zeigt, wie sich das im Design niederschlägt: Project Ara von Google / Motorola, Fairphone 2 von Fairphone B.V. und Modcase von Moduware erforschen unter anderem unterschiedlich funktionale und ästhetische Anpassungen, Flexibilität für Hardwareupgrades, haltbarere und einfacher zu reparierende Hardware, sowie Schutzhüllen, die funktionale Erweiterungen bieten können.

05.12.2017 – 31.03.2018
Autostadt in Wolfsburg, Konzernforum

Über On Display
Das Magazin erscheint in Deutsch und Englisch und ist in der Ausstellung kostenfrei erhältlich, zudem kann es über den Medienpartner, die Designzeitschrift form, bestellt werden. Ausgewählte Inhalte sind digital auf www.designondisplay.de verfügbar.

Über die Ausstellungsreihe Design Display
Design Display präsentiert einen erweiterten Designbegriff, der nicht nur Produkt- und Industriedesign umfasst, sondern auch experimentelle und interdisziplinäre Formen aktueller Designpraxis einbezieht. Die Ausstellung will zeigen, welche Rolle Design in unserem Alltag spielt und Diskussionen über die gesellschaftliche Dimension von Gestaltung anregen. Über die Dauer von jeweils vier Monaten werden Objekte in einer fokussierten Präsentation gezeigt: Angeordnet in einer 20 Meter langen, 2,40 Meter hohen, dreieckigen Glasvitrine stehen sich jeweils zwei Exponate gegenüber.

Die Autostadt kuratiert die Ausstellungsreihe gemeinsam mit Friedrich von Borries, gestaltet wird die Ausstellungsreihe von dem Designteam Konstantin Grcic (Konstantin Grcic Industrial Design), Kooperative für Darstellungspolitik (Jesko Fezer, Anita Kaspar, Andreas Müller) und onlab (Nicolas Bourquin, Thomas Weyres).