Soweit ich weiß, gibt es den feststehenden Begriff »Weiches Produktdesign« nicht, aber ich verwende ihn ständig. Colani beispielsweise war für mich seit den ersten Berührungen mit seiner Arbeit der Inbegriff weichen Produktdesigns und in Teilen dafür verantwortlich, dass ich mich entschloss, Designer zu werden. Ich durfte ihn kennenlernen und an ihn heran werde ich niemals reichen, doch der Eindruck des »Weichen Produktdesigns« ist für mich durch ihn geprägt.

Dieser Tage wurde uns ein Produkt vorgestellt, das in ausgewählten Design- und Museumsshops vor allem in Skandinavien, beispielsweise im Dansk Design Center und im Museum für moderne Kunst in Stockholm, angeboten und verkauft wird und dessen Design mich auf den ersten Blick, aus der Ferne sozusagen, sehr dazu bewogen hat, es als »weich« zu bezeichnen.

Es handelt sich um halbliter Trinkflaschen aus Borosilikatglas: Die Wasserflaschen von »retap« sind in schlichtem skandinavischem Design gehalten und visuell auf den ersten Blick ein wunderbares Beispiel dafür, dass selbst Wasser stilgerecht verpackt werden kann. Ohne Ecken und Kanten, in weichen, fließenden Formen, wird die Verpackung dem Inhalt gerecht. Dafür wurde sie sogar mit dem Red Dot Design Award bedacht.

Think before you drink.

Geschmälert wird der Eindruck des Design-Objekts durch die – unseres Erachtens – zu groß gedruckten Hinweise auf die Idee hinter der Wasserflasche, sowie den leider nahezu unbrauchbaren Verschluss. Die gummierte Kappe zu öffnen, ist dem ein oder anderen des Teams jedenfalls überhaupt nicht gelungen. Nichtsdestotrotz ist die Anlehnung an einen Wassertropfen jedem offenbar, was besonders durch das gelungene Signet des Unternehmens retap unterstützt wird, das uns besser gefällt als die Flaschen selbst.

Das Design wurde in Zusammenarbeit mit der dänischen Design-Agentur 3PART entwickelt. Übrigens auch mit der Idee, dass ein individueller Druck auf den Flaschen ebenso möglich ist, wie passende Verschlussfarben, wie auf oben stehenden Bildern zu sehen. Somit wird einer der Kritikpunkte bei genauerer Betrachtung deutlich reduziert, denn das Muster, das wir vorliegen haben, ist so im Handel nicht erhältlich.

Rethink Water …

Nachhaltige Präsentation der Flaschen, wenn auch mit überdimensioniertem Aufdruck auf der Rückseite.

Die offene Flasche von retap wirkt.

Ohne Verschluss und Druck kommt das Design erst voll zur Geltung.

Ohne Rillen und Kanten ist sogar in der Spülmaschine eine nahezu keimfreie Reinigung möglich.

Wir sind froh, eine solche Flasche in unserer kleinen Design-Sammlung auf dem Schreibtisch stehen zu haben und werden sie in Ehren halten. Sie wird einen Platz neben einem Colani-Stift sowie einer PC-Maus des Großmeisters erhalten. Und grundsätzlich wäre uns lieber, eine retap-Flasche beim nächsten Restaurantbesuch auf dem Tisch entdecken zu können, als eine gewöhnliches Wasserbehältnis – denn Wasser aus dem Tropfen zu gießen macht schon Freude!

Logo des Unternehmens

Das liebste Getränk der Deutschen ist Wasser. Mehr als 130 Liter – abgefüllt in Glas- oder Plastikflaschen – trank jeder in 2010 durchschnittlich. Seit 1970 stieg der Konsum um das Elffache. Und damit auch der Energieaufwand für das Reinigen, Abfüllen und den Transport der Flaschen. Vor allem aus dem Ausland importiertes Wasser – geliefert zumeist in Plastikflaschen – hat eine schlechte Öko-Bilanz.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) empfiehlt deshalb, Leitungswasser zu trinken. Das ist nicht nur preiswert und wird direkt ins Haus geliefert. Qualitativ ist es genauso gut wie Wasser aus Flaschen, so der BUND. Und genau hier setzt retap an: »Nachfüllen mit Leitungswasser.« retap heißt so viel wie »Refill with tap water.« – übersetzt also in etwa: Nachfüllen mit Leitungswasser. Die Idee ist großartig.

Sowohl Name, Logo als auch Botschaft finden wir durchweg gelungen. Die Website des Unternehmens kann sich ebenfalls sehen lassen und hier erfährt man mehr über retap und dem grünen Gedanken, der hinter dem wahrlich zeitlosen Design steckt. Wir wünschen viel Erfolg.

retap.com