The illustrator: Ein Bild sagt oft mehr als 1000 Worte. Illustrationen informieren, instruieren, verkaufen, unterhalten und – na klar – illustrieren, wo Worte nicht reichen.

Wer aber meint, dass die Digitaltechnik das Ende einer handwerklich geprägten Ära markiere, in der noch Pinsel, Feder und Stift regierten, den kann jeder Leser dieses Wälzers beruhigen: Die Disziplin der Illustration erfreut sich bester Gesundheit. Sie hat durch die Möglichkeiten des digitalen Gestaltens ganz neue inspirierende Impulse bekommen, den Kreis der Illustratoren erweitert, das Genre demokratisiert. Dank zahllosen neuen digitalen Tools sind die kreativen Möglichkeiten schier explodiert und haben dazu beigetragen, dass Illustration ganz neue Felder erobern konnte. Digital produziertes Artwork kommt mit vielen Gesichtern: sieht aus wie Kunst, wie zartes Airbrush, wie Art Brut, wie Federgekrakel und Kalligrafie, wie Aquarell, wie Fotokollage, wie Pop Art, Kartoffel-, Siebdruck oder Linolschnitt, wie die Künstler aus Gugging oder, oder, oder … immer aber versprühen sie alle möglichen Spielarten von Witz. Die Spielfelder der bunten Disziplin reichen von großen bis zu winzigen Screens, Verpackungen, Büchern, Textilien, Anzeigen auf Billboards und in Magazinen.

Der Dozent und Art Director Steven Heller und sein Kollege Julius Wiedemann haben in The Illustrator mal kurz die Zeit angehalten und präsentieren den kreativen Output eines, wie Steven Heller es nennt, „neuen Goldenen Zeitalters der Illustration“ anhand von 100 Ausnahmetalenten.

Die Auswahl reicht von den fabulierenden, aquarelligen Metaphern etablierter Illustratoren wie Brad Holland für die New York Times bis zu Rising Stars wie Robin Eisenberg, dessen krachbunte Heldinnen viele Indierock-Cover bevölkern.

Zu sehen sind apokalyptisch anmutende Duotone-Illus des Pessimisten Paul Blow, karikierende Charakterstudien von Steve Brodner, hinreißend sinnliche Leiber der Audrey Kawasaki, der anspielungsreiche, augenzwinkernde Ballaballa-Realismus einer Anita Kunz, die an Modeskizzen gemahnenden Porträts des Bruno Santín oder die kaputten Nachbarn der Berta Vallo.

Die 100 vorgestellten Künstler repräsentieren zahlreiche unterschiedliche Auffassungen, kulturelle Prägungen und kunsthistorische Inspirationen aus allen Weltgegenden, zeigen aber auch, wie sich ein weltweit gültiger Stil entwickelt hat.

The Illustrator ist aber mehr als nur ein Showcase der aktuell angesagten Talente. Die Einführung und das Vorwort der Herausgeber Julius Wiedemann und Steven Heller sind schon lesenswert. Auf 600 Seiten mit aufwendig reproduziertem Artwork ist auch Raum für die Bios aller präsentierter Künstler mit Hintergrundinfos, ihren individuellen Herangehensweisen, Haltungen und sogar Kontaktdaten und einem Verzeichnis aller zuständigen Agenturen. All das macht den 3400 Gramm schweren Folianten zu einem Standardwerk, das Profis nützlich und alle anderen Interessierten höchst unterhaltsam finden werden.

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Die Kuratoren:

Steven Heller (*1950, New York) ist Co-Vorsitzender des Studiengangs „School of Visual Arts MFA Designer as Author“. Er war 33 Jahre lang Art Director der New York Times, schreibt die Kolumne „Visuals“ für die New York Times Book Review und ist Autor von 120 Büchern über Grafikdesign, Illustration und politische Karikatur.

 

Julius Wiedemann (*1974, Rio de Janeiro) studierte Grafikdesign und Marketing und war in Tokio Grafikredakteur für Zeitungen und Designzeitschriften, bevor er 2001 mit TASCHEN zusammenarbeitete. Zu seinen zahlreichen Publikationen gehören die Reihen Illustration Now! und Record Covers sowie die Infografik- und Buchreihe über Werbung und visuelle Kultur.

 

The Illustrator. 100 Best from around the World

Taschen

Steven Heller, Julius Wiedemann

Hardcover, 21 x 31,5 cm, 664 Seiten

ISBN 978-3-8365-7336-8
Mehrsprachige Ausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch