Rolls ist eine Schrift von Georg Salden. Sie gehört zur Eurostil-Linie, die in den sechziger Jahren Aldo Novarese schuf. Alle eigentlich runden Buchstaben-Teile sind hier zu Geraden mit kurzen Eckkurven umgeformt worden. Sie gewinnen dadurch innen an Offenheit. Außen reiht sich aber Senkrechte an Senkrechte, was schon bei gebrochenen Schriften des Mittelalters schön ornamental und wenig lesefreundlich ankam. Bei der Rolls wurde mit Serifen anstelle von Eckkurven einigen Buchstaben mehr Eindeutigkeit gegeben. Sie gleicht damit eher einer Halb-Sanserif.
Besonders interessant ist die kalligrafische Kursive, die einen größtmöglichen Kontrast zur strengen und eckigen Aufrechten bildet. Aber gerade mit dieser zarten und schwungvollen kursiven Begleitung entfaltet Rolls ihren vollen Charme.
Georg Salden
Georg Salden wurde 1930 in Essen geboren. Die Faszination des künstlerischen Schreibens entdeckte er schon als Zwölfjähriger, angeregt durch die Arbeiten seines in die Niederlande emigrierten Onkels, dem Buchgestalter Helmut Salden. Direkt nach dem Studium an der Folkwangschule Essen machte er sich mit einem werbegrafischen Studio selbstständig. Ab 1972 konzentrierte er sich dann ganz auf Schriftgestaltung. Finanzielle Absicherung bot die Gründung des GST-Kreises. Für die hier vereinten Layoutsetzereien entwarf Salden eine Vielzahl von Exklusivschriften, zuerst überwiegend für den Staromat-Titelsatz, später auch für die Diatronic von Berthold.
Ein Stromausfall darf nicht die Fortsetzung unserer Schriftkultur behindern.
Georg Salden
Seit 1972 entwarf Georg Salden an die vierzig Schriftfamilien mit mehr als 600 Garnituren. Und alle zeigen eigenen Charakter. Gute Lesbarkeit ist oberstes Gebot. „Type-Design ist eine Tätigkeit, die kein ‚Es-sich-einfach-Machen‘ duldet. Mit Zirkel und Lineal konstruierte Buchstaben sind zwar schnell gemacht, aber als Satztypen nicht brauchbar, weil sie die subtilen optischen Gesetze nicht erfüllen, die das Lesen angenehm machen.“ In der heute so schnelllebigen Zeit plädiert Salden für Langsamkeit, Geduld und manuelles Arbeiten, gerade beim Schriftentwurf. „Erfahrung sammelt man nicht am Rechner, sondern mit der Schreibfeder, mit Farbe und Pinsel. Dort entsteht das Neue im Kopf und mit den Händen, und mit Mühe.“ Man darf nun aber nicht denken, dass Georg Salden die Vorteile des Computers unterschätzt. Nur: »Kreative und gute Lesealphabete macht er nicht. Ein Stromausfall darf nicht die Fortsetzung unserer Schriftkultur behindern.«
Herbert Lechner hat Georg Salden »den stillen Revolutionär« genannt. Das gefällt ihm gut, denn Stille gehört zum Schaffen, und Revolution ist eine Form von Aufmerksamkeit gegenüber dem Leben.
Der Font »Rolls« ist ab 70,- € auf Typemanufactur erhältlich.
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