Jedes Jahr im Oktober findet in Eindhoven, nur 50 Kilometer westlich der deutschen Grenze zum Niederrhein, die Dutch Design Week (DDW) statt. Die größte Designausstellung in Nordeuropa präsentiert Arbeiten und Ideen von mehr als 2.500 Designern vor über 295.000 Besuchern aus dem In- und Ausland. An mehr als hundert in der ganzen Stadt verteilten Locations veranstaltet und moderiert das DDW Ausstellungen, Vorträge, Preisverleihungen, Networking-Events, Debatten, Konzerte und Partys.

Dieses Jahr war eine Gruppe von Studenten der Bauhaus-Universität Weimar dabei.

 

Dutch Design Week
BauhausDDWSchau

DESIGNBOTE Redakteur Wolfgang Linneweber hat die sieben ausgefragt.

Euer Professor Gerrit Babtist ist Niederländer. Wie kam es zu Eurer DDW Präsenz?

„Die Idee auszustellen kam zum Ende des letzten Semesters auf. Unser Gastwissenschaftler Tjeerd Veenhoven half uns, indem er den Kontakt herstellte. Die Ausstellung wurde durch studentische Initiative realisiert.“

Pflegt die Bauhaus Universität generell NL-Kontakte?

„Momentan gibt es keine direkte Austauschmöglichkeit in die Niederlande im Sinne von Erasmus an unserer Fakultät für Kunst und Gestaltung. Einen Einblick in die niederländische Designwelt erhielten wir durch die Arbeit mit Gerrit Baptist und Tjeerd Veenhoven.“

Wie setzt sich Eure Gruppe zusammen?

„Wir sind 6 Studenten verschiedenen Semesters (4.-8.) aus dem Projekt ‚Design a sustainable value chain‘ betreut durch Tjeerd Veenhoven und eine Bachelor-Absolventin. Ihre Thesis hatten Prof. Andreas Mühlenberend und Prof. Wolfgang Sattler betreut.“

Was zeigt Ihr in Eindhoven, in welchem Kontext / welcher Location?

„Wir zeigen verschiedene Ansätze nachhaltigen Gestaltens. Dabei ist das Wort ‚nachhaltig‘ unterschiedlich interpretiert. Zu sehen sind viele Materialproben und Ergebnisse unserer experimentellen Materialstudien. Darunter findet sich auch eine abstrakte Arbeit. Wir waren im Veemgebouw auf Floor 3 zu finden.“

Der Austausch der Designhochschulen zwischen Deutschland und den Niederlanden ist, zumindest in der Grenzregion in der ich lebe, noch ausbaufähig. Habt Ihr Kontakte zu Designern, Schulen, Firmen geknüpft bzw. Freunde gefunden?

„Auf einer niederländischen Messe kommt es automatisch zum Austausch mit den Besuchern. Wir haben die Graduierten-Ausstellung der Design Academy besucht und einen Einblick in das studentische Arbeiten erhalten, genauso wie in andere niederländische Designstudios.“

Gibt es Themenschwerpunkte?

„Es gibt weder einen fachlichen Themenschwerpunkt im Studiengang (Fashion, Keramik usw.), noch innerhalb unserer Gruppe einen persönlich gewählten. Resultierend aus der individuellen Recherche beschäftigen sich die Projekte jedoch mit unterschiedlichen Inhalten.“

 

Luzie Deubel

Luzie Deubel experimentierte mit biologisch abbaubarem, wasserfestem Papier. Das Resultat ist ein Regenmantel aus diesem Papier.

Luzie Deubel, TanninCoat

Luzie:  Mir hat besonders die ‚Embassy of Food‘ gefallen. In der interaktiven Ausstellung konnte man eine ‚Kostprobe‘ der Zukunft unserer Esskultur bekommen.

 

Leonie Fischer

Leonie Fischer arbeitete mit einem abstrakten Thema: Nachhaltigkeit von digitalen Daten. Sie bereitete so genannte tote Daten visuell und klanglich auf.

Leonie Fischer, Necropolis

Wie hast du Eindhoven als Stadt erlebt?

Leonie:  „Eindhoven ist durch seine enge Verbindung mit Phillips architektonisch stark industriell geprägt. Umso reizvoller ist in diesem Kontext der kreative Einfluss auf Stadtbild und Kultur, der an jeder Ecke zu spüren ist.“

Was hat Dir weniger gut gefallen?

Leonie:  „An manchen Ausstellungsorten sind die einzelnen Stände so dicht nebeneinander angeordnet, dass die Standgestaltung und die Ausstellungsobjekte oft nicht mehr so gut zur Geltung kommen können, das fand ich ein bisschen schade.“

Leonie:  „Die DDW zeigte sich insgesamt zukunftweisend visionär und das in nahezu allen Bereichen des Lebens. Bestimmte Trends innerhalb dessen kann ich aber nicht ausmachen.“

 

Juliane Schmidt

Juliane Schmidt suchte nach einer ökologischen Alternative für PVC in der Vinyl Produktion. Sie presste so Schallplatten aus Biokunststoff.

Juliane Schmidt, Biobased Vinyl

Juliane:  „Positiv aufgefallen sind mir die Ausstellungen in den Studios. Dort werden die Produkte intimer inszeniert, stellen einen Bezug zu ihrem Erschaffer her und lassen eine intensivere Identifikation zu. Es ist schön zu sehen, wie Designer und Kollektive sich ihre Ateliers und Arbeitsräume individuell geschaffen haben. Insbesondere ist das bei ‚Sectie-C‘ zu beobachten aber auch rund um den Hallenweg.“

Anja Zachau

Jakob Kukula

Anja Zachau und Jakob Kukula beschäftigten sich mit neuen Anwendungsbereichen für das hitzebeständige Basaltfasergewebe. Sie fertigten daraus sowohl eine feuerfeste Jacke als auch Handschuhe.

Anja Zachau & Jakob Kukula, Made Of Rock

Anja:  „Ähnlich wie unser Projekt beschäftigen sich viele Konzepte mit innovativen Materialentwicklungen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Thema Nachhaltigkeit und globaler Verantwortung. Auch ist ein anhaltender Trend der Verknüpfung von analoger mit digitaler Gestaltung erkennbar.“

Jakob:  „Es gab zwei bis drei Entwürfe, die mir besonders gut gefallen haben. Besonders beeindruckt aber war ich von zwei Jungs, die ihre eigenen Drohnen und Werkzeuge zum Filmen gebaut und dort auf der Messe ausgestellt haben. Als sie mir erzählten, dass sie erst 19 sind und autodidaktisch ihr Wissen über DIY Seiten generierten, war ich echt verblüfft. Es ist ein tolles Beispiel, wie viele von uns heutzutage von der Möglichkeit Gebrauch machen, durch das Internet an Wissen zu gelangen und so jeder von uns mit ein wenig Muße zu einem Designer, Künstler, Musiker etc. werden kann. Das ist toll zu sehen!“

Zeichnen sich Trends ab?

Jakob:  „Auch wenn das Thema der Nachhaltigkeit jetzt schon einige Jahre in der Luft schwirrt finde ich sehr wichtig, es immer wieder zu betonen und Schwerpunkte in diesem Gebiet zu setzen. Design hat eine große Verantwortung was die Energiewende angeht und wir befinden uns derzeit erst am Anfang.“

 

Maiella Di Donato

Maiella Di Donato entwickelte Ansätze für einen nachhaltigen, biologisch abbaubaren Harzersatz und untersuchte die Verwendbarkeit von Chitosan in Form von Folien, Kleber oder Verbundwerkstoff als Alternative zu Epoxidharz.

Maiella Di Donato, Chitosan

Wie gefällt Dir die DDW insgesamt?

Maiella:  „Während der Messe bildet ganz Eindhoven eine Plattform für Design. Es handelt sich somit nicht nur um ein Messegelände, sondern jedes Café kann zur Bühne werden. Beeindruckt hat mich vor allem die Vielfältigkeit des Messeangebots. Neben den Ausstellungen kann man sowohl Vorträge und Konzerte besuchen, als auch an Workshops aller Art teilnehmen. Das Publikum ist ebenso vielfältig: Es sind sämtliche Generationen und Interessengruppen vertreten.“

 

Freya Probst

Freya Probst arbeitete mit selbst wachsenden Textilien. Das Endergebnis sind zwei Jacken und ein Kleid sowie etliche Experimente.

Freya Probst, Rhizomes

Euer DDW-Resumé in drei Sätzen:

„Neun Tage lang verwandelt sich ganz Eindhoven in die Dutch Design Week. Es macht Spaß, unsere Arbeit einem internationalen Publikum zu zeigen und solch ein positives Feedback zu erhalten. Für uns hat es sich in jedem Falle gelohnt.“

Würdet ihr 2018 wieder dabei sein wollen?

„Wenn sich geeignete Projekte zusammenfinden, können wir uns das gut vorstellen.“

bauhaus-universität weimar

www.luziedeubel.de
www.anjazachau.com
www.maiella-didonato.de
www.leonifischer.com