Thyssen-Krupp ist tot. Es lebe thyssenkrupp. Nach der offiziellen Vorstellung des neuen Markenauftritts in der letzten Woche wird beim deutschen Traditionskonzern nicht nur die Bescheidenheit groß- und der Firmenname kleingeschrieben. Auch das Logo wirkt ein wenig unentschlossen. Aber wie so oft, gibt es gute Gründe dafür – und viele Meinungen dazu.

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Logo: klein- und zusammengeschriebener Name, die drei Ringe und der Bogen (Quelle: thyssenkrupp)

Den Bogen (nicht) raus

Wie auch in anderen traditionsreichen Unternehmen gab es vielerlei Zusammenschlüsse und Aufkäufe. Ein Kennzeichen einer solchen Fusion gibt es erstaunlicherweise heute noch: Nachdem die damalige August Thyssen-Hütte AG 1973 den taumelnden Konkurrenten Rheinstahl übernommen hatte, entschloss man sich auch zur Übernahme des markanten „Rheinstahl-Bogens“, den man kurzerhand zum „Thyssen-Bogen“ machte. Dieses Logo war seitdem DAS visuelle Markenzeichen des Bruckhausener Stahlkonzerns.

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Vom übernommenen Konkurrenten mitübernommen: der spätere Thyssen-Bogen von Rheinstahl (Quelle: Rheinische Stahlwerke AG Rheinstahl)

Die zarteste Verschmelzung seit es Stahlkonzerne gibt

Auch nach der offiziellen Fusion mit dem Krupp-Konzern im Jahre 1999 (die feindliche Übernahme der Thyssen AG durch Krupp war 1997 gescheitert) nahm der Thyssen-Bogen über den drei Krupp-Ringen seinen beschirmenden Platz ein. 16 Jahre nach dem Zusammenschluss der zwei Stahlriesen war es schließlich an der Zeit, dieses Nebeneinander von Firmennamen und miteingebrachten Logo-Elementen zu beenden. Sicherlich geht es dabei auch immer um die Frage, wer wo steht und als erstes gelesen und wahrgenommen wird. So gesehen, ist es der Hamburger Agentur Thjnk und ihrer Designtochter Loved gelungen, einen Logo-„Smoothie“ zu kreieren.

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3 Ringe unter der Haube: Nach der Hochzeit mit Thyssen war Krupp im Logo untergeordnet (Quelle: thyssenkrupp)

Designer als Gleichstellungsbeauftragter

Aus dem „Über“ und „Unter“ im Logo (das man wahlweise auch als plumpes „Nebeneinander“ interpretieren kann) wurde jetzt ein „Miteinander“ (das man auch als wirres „Durcheinander interpretieren kann). Auch wenn man es als „Verschmelzung“ der zwei Firmen-Logos verkauft, bleibt es eins: gewöhnungsbedürftig. Aber was ist das nicht? Klar ist aber, das man auf Agenturseite einen guten Job gemacht hat, wenn es darum ging, eine Gleichstellung von Thyssen und Krupp zu erreichen. Dazu passt auch, dass die Loved-Designer in diesem Zuge auch den Firmenschriftzug aus zwei Teilen zu einem einzigen „zusammenschweißten“: Nachdem 1999 aus „Thyssen“ und „Krupp“ „Thyssen-Krupp“ entstand, entschloss man sich einfach zu einem gleichberechtigt (klein-)geschriebenen „thyssenkrupp“. Dass dabei der Vorwurf nicht lange auf sich warten ließ, mit der Kleinschreibung gehe man zurück in die 1990er Jahre, war keine Überraschung.

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Nicht nur auf dem Poster hoch hinaus: eine von 12 Rolltreppen im neuen One World Trade Center vor dem Einbau (Quelle: thyssenkrupp)

Markenauftritt mit Ingenieurskunst als Kernwert

Neben dem integrativen Gedanken ist vor allem zu erkennen, dass man die Ingenieurskunst (englisch: engineering) als Kernwert des Unternehmens stärker betonen möchte. Im zwar sehr „generischen“, aber soliden Claim „engineering. tommorrow. together“ (alles mit Kleinschreibung) kommt dies neben der Zukunftsausrichtung und dem Synergiegedanken zum Ausdruck. Insgesamt kann und sollte man anerkennen, dass „Thyssen-Krupp“ mutig diesen Schritt geht: Mit der langen (Fusions-)Geschichte als eisengießender und stahlschmiedender Konzern zeigt thyssenkrupp der Welt, wo man mit seiner Ingenieurskunst in Zukunft hinwill: noch höher hinaus.

Zu thyssenkrupp und seinem neuen Markenauftritt geht’s hier:

https://www.thyssenkrupp.com/brand/de/