Es wird mal wieder Zeit, Kritik zu üben. Diesmal für ein außergewöhnlich einfallsloses, gar triviales Logo, das seinem Besitzer ganz und gar nicht steht – und lächelt es auch noch so breit. Die Rede ist vom Logo des Deutschen Tennisbundes (DTB), das seit etwa zwei Monaten in seiner neuen Form Verwendung findet. Wurde in der Vergangenheit ein zwar angestaubtes, doch aber in sich formal geschlossen und greifbares, klassisches Rundsignet verwendet, ist nun offenbar die Zeit angebrochen, sich einem neuen Geist zu nähern und etwas Farbe ins Spiel zu bringen. Doch dass das allein nicht ausreicht, wird an diesem Logo-Beispiel nur allzu offensichtlich.
Bewahrung der Tradition, ein klarer, moderner Weg nach vorne und Unverwechselbarkeit – das waren die Aspekte, die bei der Entwicklung des Logos im Vordergrund standen.
Dies ließ Dr. Karl-Georg Altenburg, seines Zeichens Präsident des DTB, verlauten, doch mehr als eine Floskel kann man ihm bei dieser Aussage wirklich nicht unterstellen. Von der traditionellen Wappenrundform sowie entsprechender typografischer Zeichnung, wie der umlaufenden Wortmarke, verabschiedet man sich vollständig, nur um lächelnden Marken wie Amazon, Danone, Kraftfoods oder Tui nachzueifern. Das allerdings auf eine so grotesk plumpe Art und Weise, wie ich es selten zuvor gesehen habe. Selbst das neue Pepsi-Logo macht es da besser, und auch dort habe ich mich mit Kritik schon nicht zurückgehalten.
Die nun offensichtlich Augen und Nase darstellende Wortmarke, gesetzt in Rotis Semi Serif, will mehr sein, als sie ist. Eben fast lieber Bildmarke als Wortmarke. Dass dabei die Buchstaben schon zuvor auf gleiche Weise gesetzt waren kann dabei keine Reminesszenz an die Tradition sein. Die Offensichtlichkeit der banalen Positionierung der drei Versalien grenzt schon an eine Verhöhnung der unbewussten Wahrnehmung. Sie drängt sich auf, vor allem unterstützt durch die zentriert unter den Buchstaben, in Landesfarben und in Bogenform platzierten, besonders missratenen Bildmarke. Diese erst macht debiles Lächeln sichtbar und schmettert es dem geneigten Tennisfan förmlich entgegen.
Besonders absurd wird die Gesamtkomposition dann, wenn in der Variante mit ausgeschriebener Wortmarke neben dem DTB-Akronym der Namenszug erscheint, nun gesetzt in der Univers Light Condensed. Dann verschwindet die Harmonie vollständig aus den Zügen des neuen Logos, die Tradition wird allumfänglich und entgültig weit über das Netz geschlagen und findet so schnell sicher auch keinen Weg zurück.
Lächelnde Logos
Amazon macht es noch fast am Besten, denn es bildet mit seinem Signet eine klare Botschaft, schafft es nur dadurch, ein Lächeln auf das Gesicht des Betrachters zu zaubern. Das Lächeln ist hier, für alle, die es bislang vielleicht noch nicht bemerkt hatten, ein Pfeil von A bis Z. Die Botschaft ist klar, die Grundanmutung ebenfalls. Bei Tui kann man ein Zwinkern ebens, wie eine Hängematte deuteln; in sich passt es aber auch dort als stimmige Gesamtkomposition. Danone lächelt einem unbeschwert subtil entgegen, und selbst Pepsi versucht wenigstens, dem Lächeln noch einen gewissen Charme zu verpassen. Bei dem neuen Logo des DTB aber ist die Traditionsbekundung zur Farce verkommen, ein bestenfalls mitleidiges Lächeln will sich dabei einstellen.
Fazit
Tennis ist an Formen so reich, hat Farben, die Jedermann sofort mit diesem Sport in Verbindung bringt. Warum musste nun dies penetrante Lächeln auf den Platz? Hinzu kommt sicherlich, dass Tennis als einer der traditionsreichsten und prestigeträchtigsten Sportarten der Welt an sich mehr verdient hätte, als ein dämliches Grinsen. Und: Warum überhaupt? Welchen Sinn macht es, ausgerechnet den Deutschen Tennisbund mit einem debil grinsenden Smiley in Verbindung zu bringen?
Nein, nein. Keine Tradition. Stillos und beliebig. Retro ist gerade derart im Kommen, dass es merkwürdig ist, dass gerade dieser Sport auf diesen Zug nicht aufgesprungen ist. Das Logo ist ohne Kraft und in sich alles andere als stimmig, besonders in seiner Verwendung, beispielsweise auf der aktuellen Website des DTB, die an sich schon sprachlos macht. Egal, ob die neue, oder die alte, die ja gerade auch noch irgendwie die alte ist. Nun, bleibt abzuwarten, wann dieses Unglück vom Platz genommen wird. Vielleicht, wenn mal wieder die Deutschen in Wimbeldon gewinnen?
6 Kommentare
A. Karl
… furchtbar! …und keinen weiteren Kommentar wert.
DerSiedler
Da bin ich wirklich sprachlos. Ein Logo das keines ist. Es zerfällt komplett insbesondere wenns es komplett mit dem Verbandnamen abgebildet wird. Null Tennis. Null Sport. Null kreativ. Der Einsatz auf der Website ist geradezu lächerlich. Man kann doch so ein Logo nicht auf einem Fond/Foto platzieren. Damit die Kuh halbwegs vom Eis kommt bedarf es viel Arbeit eine grafische Klammer zu finden. Aber besser wäre alles komplett neu zu denken.
A. Karl
Die große und offenbar sich immer wiederholende Crux bei der Entstehung von Sportlogos (ob für Vereine, Fußball-EM, -WM oder Olympia) ist, dass im Entscheidungsgremium für das CD meistens Leute sitzen, die sich zwar für ganz wichtig halten, aber von Typografie, Farbgestaltung, Proportionen und sogar vom Marketing keinen blassen Schimmer haben. Ich denke hier nur an das unsägliche Grinsegesichter-Logo der Fußball-WM 2006, an dem sogar ein Herr Beckenbauer mit herumdoktern durfte. Und was wir demnächst aus London zu sehen bekommen, schält mir schon beim Gedanken daran die Netzhaut ab.
DerSiedler
Es muss ja nicht immer der ganz große Wurf werden, wobei wohl jeder Kreative so viel Ehre in sich tragen sollte immer das bestmögliche Ergebnis abzuliefern. Weiß man denn wer das Logo erstellt (nicht gestaltet) hat? Vermutlich direkt in der Druckerei machen lassen oder beim Folienplott-Mann von nebenan.
Florian Hirschmann
Inzwischen ist mir der Designer bekannt geworden, der das Logo in dieser Form für den DTB umgesetzt hat, allerdings unter straffer Regie des DTB. Im selbst, er ist mir zufällig tatsächlich persönlich bekannt, hätte ich solch ein Ergebnis auch in der Tat nicht zugetraut. Insofern ist hier ein klassisches Beispiel dafür zu sehen, was passiert, wenn der Eigentümer die eigenen Vorstellungen gegenüber dem beauftragten Designer durchsetzt. Nur selten erwächst daraus Gutes, so auch hier.
frischedesigner
So ist das eben mit den Kunden! Besonders der Wunsch nach den Deutschlandfarben im “Nadelstreifenlook” ist in der Sportszene scheinbar ein Muss. Könnte ich ja noch mit leben, aber die völlige Auflösung der Kreisform ohne kompakten Bezug ist wirklich ein no go.