Darum geht es: Künstliche Intelligenz im Jahr 2025, besonders generative KI, hat in den vergangenen Jahren riesige Fortschritte gemacht und verändert, wie Designer*innen arbeiten. Das Thema ist zurecht omnipräsent und die Branche experimentiert schon gezielt mit KI. Wir wollen wissen, mit welchem Ergebnis und sprechen dazu in loser Folge mit Kreativen und Designer*innen über ihre Erfahrungen.
Raoul Baumgärtner, Executive Creative Director bei Panama, kennt viele KI-Tools seit der ersten Stunde und hat wertvolle Expertisen für Kreative aufgebaut. Er verantwortet bei Panama das Thema KI strategisch und schult zudem alle Mitarbeitenden, um Workflows effizienter zu gestalten.
Welche Chancen bietet KI für die Kreativbranche?
Die Branche erlebt gerade ein Momentum, das seinesgleichen sucht: Der Enthusiasmus und die Experimentierfreude sind überall spürbar – ob in Agenturen oder bei Kunden. Ich habe noch nie so viel Begeisterung und Pioniergeist erlebt, gemeinsam Neues zu erschaffen und mit KI zu experimentieren.
Der Weg von „stell dir vor…“ zu „so soll es aussehen“ ist heute kürzer denn je. Dank der neuen Tools können wir Kreativen uns stärker auf unsere eigentliche Leidenschaft konzentrieren: den kreativen Prozess und die Ideenfindung. Wir verschwenden weniger Zeit mit mühsamer, kleinteiliger Fleißarbeit, nur um etwas auszuprobieren.
Wie siehst Du den aktuellen Stand der Gestaltung mit KI?
Der aktuelle Output am Markt zeigt vor allem eines: Der Skill-Gap wird immer größer. Generative KI wird zwar von vielen genutzt, aber die Qualität der Ergebnisse variiert stark. Das Niveau hängt davon ab, wie gut Kreative die Tools beherrschen und wie klar ihre Vision ist.
Welche Herausforderungen siehst Du bei der Nutzung von KI im Kreativprozess?
Eine schlechte Idee bleibt eine schlechte Idee – auch wenn sie mit KI beeindruckend aussieht. Das ist eine der größten Herausforderungen: Sich nicht von optisch ansprechender Mittelmäßigkeit blenden zu lassen.
Der Anspruch an die Kreativbranche wird durch die Weiterentwicklung von KI-Tools unweigerlich steigen. Unser echter Wert liegt in inspirierenden Ideen und innovativen Gedanken – und die kann keine KI ersetzen.
Wie verändert KI Deine Arbeit? Und wie entwickelt man dabei eine eigene Handschrift?
KI ermöglicht es mir, meine kreative Vision deutlich klarer aus dem Kopf auf den Bildschirm zu bringen. Gleichzeitig zeigt sie gnadenlos auf, wenn es an einer eigenen Handschrift mangelt.
Am generischen Look vieler KI-generierter Bilder haben wir uns bereits sattgesehen – genauso wie einst an der sterilen Optik von Stockfotos. Doch die Tools geben uns die Möglichkeit, unseren eigenen Stil weiterzuentwickeln. Je mehr kreatives Fachwissen man mitbringt, desto stärker wird der individuelle Output.
Etwa, wenn du gut zeichnen kannst, kannst du Scribbles als Basis für deine KI-Generierung verwenden. Fotografie-Profis können Blendenzeiten, Filmoptiken oder Lichtstimmungen vorgeben. Und wer in Moodboards denkt, kann diese als Stilvorlage für eine personalisierte KI nutzen.
Welche KI-Tools kannst Du empfehlen?
Meine aktuellen Favoriten (eine Momentaufnahme, wie immer bei KI):
MidJourney
Aus meiner Sicht das beste Tool, um hochwertige Motive zu erzeugen. Besonders stark ist es bei Funktionen wie Verfeinerung, Charaktererstellung und Personalisierung.
Magnific
Mit diesem Tool lassen sich die Auflösungen von KI-generierten Bildern erheblich steigern, sodass sie auch für großflächige Projekte geeignet sind.
RunwayML
Künstliche Intelligenz im Jahr 2025 wird das Jahr, in dem sich Text-/Image-to-Video-Tools durchsetzen. Mein Tipp: RunwayML wird sich dank seiner vielfältigen Steuerungsmöglichkeiten an die Spitze setzen.
ChatGPT
Der Klassiker unter den KI-Tools. Besonders spannend finde ich die Möglichkeit, eigene GPTs zu erstellen. ChatGPT hat das Potenzial sich wie PowerPoint zu einem unverzichtbaren Werkzeug in der Zusammenarbeit zwischen Agenturen und Kunden zu entwickeln.
Welches Beispiel für gelungene kreative Arbeit, die mit KI umgesetzt wurde, fällt Dir ein?
Easy. Der erste KI-Chart Hit. Der deutsche Schlager Song: „Verknallt in einen Talahon“. Kann so in jedem ZDF-Fernsehgarten oder Bierzelt laufen und alle schunkeln mit. Noch dazu medial, kulturell und inhaltlich eine perfekte Spiegelung unseres Zeitgeistes.
Worauf müssen Kreative im Umfang mit KI besonders achten, damit das Ergebnis gut wird?
Ganz wichtig: Eine klare Idee ist entscheidend. KI verlangt eine klare Formulierung der eigenen Vision. Beim Schreiben eines Prompts wird oft deutlich, wie unausgereift eine Idee ist. Das erfordert mehr Klarheit und Planung im Vorfeld.
Und: Der Prozess ist nicht die Idee. Mit KI zu arbeiten, ist kein Selbstzweck. Wer sich in den Funktionen der Tools verliert, produziert vielleicht viel, erreicht aber wenig. Klares Denken bleibt unverzichtbar.
Was rätst Du jungen Talenten, die mit KI experimentieren?
Ihr kommt genau richtig! Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, um in die durch KI revolutionierte Kreativwelt einzutauchen. Der Bedarf an Talenten mit KI-Expertise ist riesig. Lernt die Tools, die euch begeistern, und versteht, wie generative KI funktioniert. Wer die zugrunde liegenden Mechanismen begreift, ist bestens für die Zukunft gerüstet. Werdet zu Experten in den KI Tools eurer Wahl und entwickelt ein tieferes Verständnis für die Funktion von generativer KI, denn selbst wenn sich das Tool ändert, hilft dieses Verständnis im nächsten. Wer beispielsweise verstanden hat, was Tokens sind und wie sie funktionieren, der hat in vielen KI-Tools einen großen Vorteil.
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