David Driscoll: „Ich nenne mich scherzhaft einen Method Designer.“
Eines seiner aktuellen Projekte – das Corporate Design für Mehler Systems – hat es in unseren Blog geschafft. Aber wie tickt der kreative Kopf dahinter? David berichtet über Anfangsjahre mit zu viel Komplexität, einer Superpower, die die Welt verändern kann – und warum er stolz auf ein Toiletten-Branding ist.
Wie bist Du zur Kreation gekommen?
Ich war schon immer von den kreativen Künsten begeistert. In den USA hatte ich während meiner Ausbildung die Möglichkeit, alles von Zeichnen und Malerei bis Töpfern und Drechseln zu lernen. Gleichzeitig war ich von Psychologie fasziniert: Wie denken Menschen? Wie können wir sie erreichen und positiv motivieren? Kommunikationsdesign und Markenentwicklung wurden für mich zur perfekten Schnittstelle.
Auf welches Projekt bist Du besonders stolz?
Vorletztes Jahr hatte ich mit einem Team der Peter Schmidt Group die Ehre, ein ghanaisches Startup zu besuchen und mit einem Rebranding zu unterstützen. Daraus ist Washking entstanden, ein Unternehmen mit der Mission, Kompost-Toiletten durch ein cleveres Zahlungssystem für alle zugänglich zu machen und den Menschen in Ghana mehr Würde und sozialen Aufstieg zu ermöglichen. Es ist schwer vorstellbar, aber: Mehr Menschen in Ghana besitzen ein Smartphone als eine Toilette! Menschen dafür zu begeistern und die Wichtigkeit von guter Hygiene zu vermitteln ist schwierig. Mit Washking haben wir eine Marke geschaffen, die nicht nur das Gefühl eines besseren Lebensstils vermittelt, sondern die sich mit den Möglichkeiten vor Ort auch einfach anwenden lässt.
Was war die schmerzhafteste Niederlage und Deine Erkenntnisse daraus?
Keine einzige Niederlage, sondern eher ein Prozess: Am Anfang meiner Karriere hatte ich oft große Ideen, habe sie aber so kompliziert verpackt, dass sie für Außenstehende schwer nachvollziehbar waren. Jetzt komme ich immer noch auf komplexe Ideen, versuche sie aber so einfach wie möglich zu vermitteln.
Woran arbeitest Du derzeit?
An mehreren Projekten – für große Konzernen oder Kulturkunden. Aber weil hier eben vieles noch in Arbeit ist, kann ich erst darüber sprechen, wenn die Designs wirklich veröffentlicht sind. Das bringt unser Job so mit sich. Außerdem arbeite ich weiter für Mehler Systems, dem europäischen Marktführer für Trage- und Schutzausrüstung für Polizei, Militär und Spezialkräfte. Ein spannendes und für unsere Gesellschaft aktuell leider sehr relevantes Thema – über das ihr ja auch schon berichtet habt.
Kreative Vorbilder – Hast Du eins?
Ich würde nicht sagen, dass ich von einem einzigen kreativen Vorbild geprägt bin. Das Tolle an Design ist die Vielfältigkeit, von der wir lernen können: von politischen und gesellschaftlich disruptiven Designern wie James Victore bis zur Zeitlosigkeit des Skandinavischen Designstils.
Inspiration – Wie kommst Du auf neue Gedanken?
Ich nenne mich scherzhaft einen „Method Designer“. Meine beste Arbeit entsteht, wenn ich in ein Thema komplett und mit möglichst vielen Sinnen eintauchen kann. Je besser ich den Bereich verstehe, desto besser sehe ich die eigentlichen Bedürfnisse, die vielleicht umformuliert sind. Dadurch entstehen für mich lösungsorientierte Gedanken, authentisch und im Sinne der Zielgruppen.
Welche Rolle soll aus Deiner Sicht Kommunikation und Design in der Gesellschaft einnehmen?
Kommunikationsdesign ist eine Superpower! Wir wollen Menschen besser verstehen, um sie für Marken, Produkte und Services zu begeistern. Durch gezielte Formensprache, Farbauswahl und Schriften vermitteln wir Werte, die unsere Zielgruppen unterbewusst abholen und deren Entscheidungen beeinflussen können. Wie wir unsere Kenntnisse einsetzen, ist also wichtig und gibt uns die Verantwortung, gegenüber unseren Kunden bewusst und sorgfältig zu kommunizieren und auf Werte zu achten die nachhaltig, ehrlich und fördernd für unsere Gesellschaft sind.
Was ist aus Deiner Sicht besonders spannend an Deinem Beruf und welchen Rat gibst Du jungen Menschen mit auf den Weg?
Bleibt neugierig! Wir arbeiten in einer Industrie, in der nicht nur jeder Kunde andere Bedürfnisse hat, sondern unsere Werkzeuge und technischen Möglichkeiten ständig im Wandel sind. Stellt Fragen und hinterfragt auch die Antworten. Und macht euch bewusst, dass ein erfolgreiches Projekt beide Seiten braucht: Unsere Kunden kennen ihr Geschäft besser als wir es je verstehen werden. Dafür bieten wir Blickwinkel, auf die sie nie gekommen wären. Die optimale Schnittstelle kommt nur durch ehrlichen Austausch.
Auf was wird es künftig im Branding und Design ankommen?
Wir sind mitten im technischen Wandel. Die Schlagzeilen sind geprägt durch Begriffe wie KI, VR, AR, Mixed Reality, Metaverse, NFT und Web3. Welche Plattformen, Tools und Medien sich am Ende durchsetzen werden, ist dabei Spekulation. Das macht es spannend, aber auch verunsichernd. Um sich in diesem Klima durchzusetzen, wird es in Branding und Design in der Zukunft vor allem auf zwei Faktoren ankommen: Faszination und Authentizität. Also entweder aus der Masse herausragen, Menschen begeistern und neue Impulse setzen – oder ein identitätsstiftendes Erlebnis bieten, das wieder ein Stück Ehrlichkeit und Menschlichkeit zurück gibt.
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