Hippe Leute gibt es nicht nur auf der Schanze oder vor dem Berghain, sondern auch auf dem Pfänder oder am Bodenseeufer: Dazu gehört Michael Uhlemayr, der nach Jahren in den Kreativszenen Hamburgs und Berlins seit 2015 wieder zurück in seine Heimat gekehrt ist. In Bregenz setzt er für die vornehmlich mittelständischen Kunden der Digitalagentur TOWA kreative Akzente.

Michael Uhlemayr

Michael Uhlemayr, Creative Director bei TOWA‎ – the digital growth company

Wie bist Du zur Kreation gekommen?

Es folgt der Klassiker: Zufall! Während meines Studiums (Druck- & Medientechnik) war ich zwischen Skizzen von Druckwerken, Rakeln und Elektronik-Formeln gefangen und bin darüber irgendwie im Kurs Multimedia gelandet. Und dort habe ich festgestellt, dass ich Ideen haben kann. Die Folge: Nach meinem Abschluss war ich als Dipl.-Ing. plötzlich Text-Prakti in einer Hamburger Agentur.

Auf welches Projekt bist Du besonders stolz?

Ich freue mich immer dann, wenn besondere Beziehungen zu Kunden entstehen und man absolutes Vertrauen spürt. So wie bei unserem Kunden VAUDE, für den aktuell Kampagnen in zehn verschiedenen Ländern laufen. Mit dem Resultat, dass wir der Marke einen frischen Touch in den sozialen Netzwerken verleihen konnten und so auch von den jüngeren Zielgruppen wahrgenommen werden. Was mich dabei stolz macht ist, dass die Zahlen auch stimmen und wir einen nicht ganz unwesentlichen Anteil am spürbar besseren Abverkauf haben.

Michael Uhlmayr

Was war die schmerzhafteste Niederlage und was sind Deine Erkenntnisse daraus?

Am Anfang als Praktikant oder Junior war es immer sehr schmerzhaft, wenn Ideen von meinem CD für nicht gut befunden wurden und im Papierkorb landeten. Das kratzte am Ego des jungen Texters. Im Umkehrschluss war das dann aber auch meine Motivation, noch besser zu werden und zu lernen.

Heute ist die Eigenschaft Ideen loslassen zu können für mich ein ganz wesentlicher Bestandteil für erfolgreiches kreatives Arbeiten.

Wie stark beeinflusst die Corona Pandemie Deine kreative Arbeit? Wie gestaltet sich die Auftragslage dadurch?

Der kreative Prozess und der Output sind unverändert. Verändert haben sich allerdings die Budgets, die Briefings und die Art und Weise der Zusammenarbeit. Bei uns ist jetzt alles freier, nicht ganz so prozessual und viel eigenverantwortlicher. Und wir merken, wie unfassbar gut unser Team funktioniert und dass alle an einem Strang ziehen.

Die Auftragslage zieht jetzt wieder an und wir können wieder konzeptionell mit unseren Kunden arbeiten. Zu Beginn des ganzen Corona-Schlamassels sah das leider anders aus. Da wurde schon sehr viel pausiert, gestoppt oder ins nächste Quartal verschoben. Zu unserem Glück war das aber nicht bei allen Kunden so.

Woran arbeitest Du derzeit? 

Daran, die finanziellen Dellen aus dem Frühjahr mit neuen Projekten wieder auszugleichen und unseren Bestandskunden genau beim gleichen Thema zu helfen. Und natürlich auch an diversen Neukunden-Projekten, die dann 2021 umgesetzt werden.

Kreative Vorbilder – hast Du eins?

Es gibt schon richtig beindruckende Charaktere. Aber statt Menschen sind eher Projekte meine Vorbilder. Der Puma Hardchorus war so ein Highlight. Oder die Kampagnen von Southern Comfort, Old Spice und Co. finde ich absolut outstanding. Aber auch schlaue Dinge wie die Aktion von Burger King, die sich als Trikot-Sponsor des englischen Viertligisten FC Stevenage in die FIFA 20 Games schleichen.

Inspiration – Wie kommst Du auf neue Gedanken?

Puh, das ist schwer zu sagen. Der Kopf ist eigentlich immer an. Aber oft gelingt mir das bei Gesprächen mit Kollegen, vorzugsweise mit unserem Director Strategy Kuhn. Und die Tatsache, dass ich jeden Tag zwei Stunden im Auto sitze, hilft ebenfalls, Gedanken Raum zu geben.

Welche Rolle soll aus Deiner Sicht Kommunikation und Design in der Gesellschaft einnehmen?

Verantwortung übernehmen und Unternehmen nicht verkleiden, sondern so authentisch wie nur möglich darstellen – diese Möglichkeiten haben alle Agenturen im Kontext der Kundenberatung. Zudem müssen wir alle wieder den Weg in den Diskurs finden und endlich damit aufhören, auf andere zu zeigen. Gerade die Kommunikation von Unternehmen in den sozialen Netzwerken kann hier eine gute Rolle spielen – zum Beispiel indem sie Haltung zeigen.

Was ist Deiner Meinung nach besonders spannend an Deinem Beruf und welche tollen Möglichkeiten ergeben sich hier gerade für junge Menschen? 

Ganz ehrlich: Man muss das Agentur-Ding schon mögen. Und wenn das der Fall ist, bekommt man richtig viel mit. Ich war schon bei Vermögensverwaltungen, die über 60 Milliarden Dollar weltweit verwalten und hab am nächsten Tag mit einer Hilfsorganisation telefoniert. Dann geht’s plötzlich nach Wien zu einem Global Player im Home-Entertainment-Bereich ehe man sich in den Werkshallen eines Maschinenbau-Unternehmens wiederfindet. Abwechslung ist hier vorprogrammiert. Und natürlich ist das Arbeitsklima in einer Agentur grundsätzlich ein sehr kreatives. Das kommt mir sehr entgegen.

Auf was wird es in Deinen Augen künftig im Branding und Design ankommen?

Ich denke, die Menschen schauen immer genauer hin, welche Marken für sie in Frage kommen und welche nicht. Nachhaltigkeit statt Greenwashing, Authentizität und vor allem Nahbarkeit sind mir persönlich sehr wichtig. Ich weiß es nicht, aber ich würde mich wirklich freuen, wenn es künftig noch mehr auf diese Themen ankommt.

michael uhlemayr

Danke Michael, wir freuen uns sehr wieder von Dir zu hören.
TOWA‎ – the digital growth company
Fotos: TOWA Michael Uhlemayr