Derzeit nur in den USA, sicherlich aber auch bei uns in den Regalen gewöhnungsbedürftig: Der bei uns lediglich unter dem Namen »Kraft« bekannte Lebensmittelriese erhält eine neue visuelle Identität, bei der vor allem das neue Logo ins Auge springt. Wer darauf setzt, im Lebensmittelhandel Produkte des Herstellers aufgrund des Logos zu erkennen, wird sich in jedem Fall ein wenig neu orientieren müssen, denn nur einige Produkte werden nach wie vor das bekannte Logo tragen..
Das neue Logo des US-Giganten sieht auf den ersten Blick aus wie ein davonfliegender Schmetterling oder eine stilisierte Blume, tatsächlich aber soll es ein Lächeln darstellen, das in sieben »Geschmacksexplosionen« mündet. Jede dieser Geschmacksexplosionen steht für einen der sieben Geschäftsbereiche von Kraft. Untermalt wird die grafische Erscheinung durch den neuen Claim »Make today delicious«.
In einer aktuellen Presseerklärung des Herstellers heißt es:
With a new purpose and values setting a fresh direction, Kraft Foods also gave its corporate logo a facelift to more clearly deliver “delicious.” Starting today, people around the world will begin to see the new identity that deliciously features a smile, the natural reaction to delicious foods and experiences, and a colorful flavor burst. It signals to employees, consumers and investors what the new Kraft Foods is all about.
Das neue Logo soll nun nach und nach weltweit auf den Produkten des Konzerns zum Einsatz kommen und »Kraft Foods stärker von Handelsmarken differenzieren«. Für die neue Corporate Identity verantwortlich zeichnet die Agentur Nitro Group mit Sitz in New York.
Das bestehende blau-weiß-rote Kraft-Logo, das als Unternehmens- und Produktdach diente und uns allen doch absolut geläufig sein sollte, wird künftig nur noch vereinzelt auf Produkten auftauchen, beispielsweise bei Salatdressings.
Meinung
Mal wieder eine Überarbeitung der visuellen Identität, die allen erlernbaren Designgrundsätzen wiederspricht. Immer häufiger verschwinden derzeit die klassischen Merkmale eines Logos, werden »zeitgenössische Ausdrucksformen« gewählt, die eine starke illustrative Darstellung aufweisen – wie beispielsweise bei Citroën oder auch Du darfst. Das alte Logo war einfach, klar und präzise, vielleicht nicht jedermanns Sache, doch aber ein Logo, wie es sein sollte.
Das neue Signet weckt alle Assoziationen, doch nicht die eines »Lächelns, das in einer Geschmacksexplosion mündet«. Von einem mangelnden Wiedererkennungseffekt ganz zu schweigen. Positiv kann in diesem Zusammenhang das neue Logo von Wella herangezogen werden. Einen in über 80 Jahren erworbenen Effekt der Wiedererkennung kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Wella hat das erkennt, Kraft scheinbar nicht, und das, obwohl der Konzern noch etwas älter ist.
Eine »fade Typo im Lätta-Stil« ist eine definitiv zuvorderst treffende Assoziation gewesen, und auch nach längerer Analyse lässt sich dem kaum etwas hinzufügen. Während das Logo von »Lätta« aus dem Hause Unilever jedoch noch eine solide Stabilität aufweist, ist bei der neuen Wort-Bild-Marke Kraft Foods leider Hopfen und Malz verloren.
Die Buchstaben tanzen regelrecht – mit sehr viel Feingefühl ist an Zwischenräumen jedenfalls nicht gearbeitet worden. Der Claim in wieder anderem blau-rot Ton dürfte eine Hommage an das alte Logo sein, zerreißt durch die Kränkung der Buchstaben aber final den Zusammenhalt des Logos. Das Ganze umgarnt von dem neuen »Lächeln«, das für sich genommen ausdruckslos und nichtssagend seinen Zweck sicher nicht erfüllt: kopfschüttelnt muss man sich dieser neuen Idee ergeben und wohl nicht weiter hinterfragen.
Na immerhin: Lächeln bildhaft zur Grundlage zu nehmen ist ein feiner Zug und scheint derzeit außerdem in Mode zu kommen, wie bereits bei dem neuen Pepsi-Logo zu sehen. Und bei aller Kritik bleibt zu sagen – gegen die Veränderung des Kraft Foods Logos nimmt sich die Veränderung bei Pepsi einem Genie-Streich gleich.
Über Kraft
Kraft Foods ist ein internationaler Lebensmittelkonzern, der 1903 in Chicago gegründet wurde. Heute ist der Sitz in Northfield, Illinois. Nach Nestlé ist das Unternehmen der zweitgrößte Nahrungsmittelhersteller der Welt, beschäftigt weltweit rund 100.000 Angestellte, beliefert Kunden in 155 Ländern und hat einen Gesamtumsatz von rund 40 Milliarden US Dollar. In Deutschland ist Kraft Foods mit Marken wie Jacobs, Kaffee HAG, Onko, Philadelphia, Miracel Whip, Mirácoli, Milka, Toblerone und Daim führend in den Kategorien Getränke, Süßwaren und Nahrungsmitteln.
Links
Website der Nitro Group
Website von Kraft Foods in Deutschland
Website von Kraft Foods in den USA
6 Kommentare
bulldrinker
Besonders die Typo vom Slogan sieht eher aus wie eine “Comic” Schrift als professionell!
Adriana
Mir fällt vor allem sofort die Nähe des neuen Logos zum aktuellen Amazon Logo auf.
Vorne bold, hinten regular, ein “Lächeln” – alles da, auch wenn die Farbgebung und Typo unterschiedlich ist. Ob die Nähe gewünscht ist? Kann ich mir nicht wirklich vorstellen – aber vielleicht gabs einen Inspirationsanreiz?
Positiv finde ich die Veränderung nicht. Schade um alt Bewährtes …
Viele Grüße,
Adriana
Bertram
Zu viele Köche verderben den Brei: Anstatt ein einzelnes aussagekräftiges Logo finden scheint der Konzern auf Verwirrung zu setzen.
Mit dieser Vielzahl an Farben, Schriftarten, Schriftschnitten und kleinen Elementen wirkt das Firmenzeichen jedenfalls eher verwirrend und unordentlich und sagt eher aus: Wir wissen nicht genau, was wir wollen!
Schade, aber das Ding ist nix!
DG
Das zu kritisieren, ist rückständig bzw. einseitig. Sich zeitgemäß zu repräsentieren, ist Sinn eines Marken-Relaunches. Und sowohl Autos als auch gewisse Lebensmittel sind ein Lifestyle-Produkt. Speziell Autokonzerne sind wegen Klima- und Wirtschaftskatastrophe einem fast schon radikalen Wandel unterworfen. Da kann man nicht an traditionellem, althergebrachtem festhalten. Lebensmittel hingegen, oder sagen wir besser, Snacks, haben ein Verpackungsdesign, was Trends unterworfen ist. Durch das zunehmende Übergewicht der Bevölkerung im Durchschnitt und dem Fitnesskult bekommen Snacks ein ungesundes Image – dem wirkt man entgegen mit einem vitalen Image (z.B. Actimel, was ohne die Marke wirklich absoluter Schrott ist). Zum Relaunch einer Marke gehört ein verändertes, mitunter ganz neues Design. Mit dem Argument “klassisch” kann man ohnehin kein sich als jung und dynamisch verstehendes Unternehmen für sein Logo gewinnen.