Mit der Trust- and Safety-Marketing-Kampagne “Green Flags Only” will Tinder seinen europäischen Mitgliedern zeigen, wie diese die Datingplattform möglichst sicher und unbeschwert nutzen können. Christian Kitter, CD Design und Konzept bei Von Helden Und Gestalten hat sich die Kampagne von CPB London genauer angesehen.

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Christian Kitter, CD Design und Konzept bei Von Helden Und Gestalten

Tinder steht für vieles: Clean-Eating-nakedinnature-omg-fake-Profile, Ghosting und Dick-Pics. Aber nicht für Authentizität, Ehrlichkeit und nachhaltige Kontakte. Oder doch? Es wird Zeit, mit Vorurteilen aufzuräumen und genauer hinzusehen. Zum Beispiel auf das Thema Sicherheit im Online-Dating. Zusammen mit der Londoner Agentur CPB entwickelte Tinder für die europäischen Märkte Deutschland, Frankreich, Spanien und UK eine Kampagne um auf die neuen Security-Features aufmerksam zu machen.

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Sicherheit klingt auf den ersten Blick sehr stark nach Boomer-USP und ist für die angesprochene Hauptzielgruppe der 18- bis 24-Jährigen sicherlich kein Thema mit dem man sich freiwillig länger beschäftigt. Mit dem erhobenen Zeigefinger zu vermitteln, was die Generation Z alles nicht machen soll, ist dabei nicht die beste Idee. Das hat schon mit Generation X und Y nicht funktioniert. Also stellt die Kampagne nicht die Red-Flags des Online-Datings in den Mittelpunkt, sondern fokussiert sich auf die App-Funktionen, mit denen die digitale Kontaktaufnahme ein kleines Stück sicherer gemacht werden kann. Alles unter dem Kampagnenmotto „Green Flags Only“.

Visuell sehr erfrischend, mit ganz viel Zeitgeist, entstand eine Kampagne voller Leichtigkeit. Im Kern stehen drei 15-Sekünder zu den Sicherheitsfunktionen „Profil-Foto-Verifizierung“, „Blocking-Listen“ und „Video-Chat“. Natürlich im 9:16 Format und ausgespielt auf Snapchat, TikTok und Instagram. Ein visueller Orgasmus aus dynamischen 3D Grafiken, Emojis und Realbild. Aufgeladen mit einer jungen, ehrlichen Sprache und lauter Versal-Typografie. Daran muss man einfach hängen bleiben. Mit Hilfe der Regisseurin India Harris, die auch schon für Adidas und Nike gearbeitet hat, entwickelte man eine auffällige GIF-artige Welt, die voller Energie Spaß machen soll. Abgerundet mit einem extrem guten Soundtrack, der ein wenig an Ronnie Flex erinnert, und einem Voiceover im Stil von „Siri trifft auf Google Translate“. Sehr cool.

© Tinder

Hier wurde die Zielgruppe ernst genommen, ohne verkrampft an das Thema zu gehen. Sicherheit muss also nicht langweilig und bevormundend kommuniziert werden.

Im direkten Vergleich mit der zuletzt veröffentlichten Parship Kampagne wirkt diese schon fast bieder. Hier geht Tinder nicht nur einen Schritt nach vorne, sondern setzt zu einem Sprint an. Zumindest in der Kommunikation. Natürlich sprechen wir hier von unterschiedlichen Zielgruppen und Ausrichtungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Aufmerksamkeitsstärker und lauter ist in diesem Fall eindeutig die Arbeit aus London.

In meinen Augen verdient die Kampagne unbedingt einen swipe nach rechts, wenn nicht sogar ein Super-Like. Aber bitte beim nächsten Mal auf die deutsche Übersetzung verzichten. Diese wirkt im Vergleich zum UK Original etwas holprig und hätte es wahrscheinlich auch nicht gebraucht.

In Zukunft gerne mehr mutige Kreation für vermeintlich schwierige Themen.

Credits VHUG / Tinder

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