Vor knapp zehn Jahren, am 29. Juni 2007 wurde in den USA das erste iPhone verkauft. Die Nachfrage nach dem ersten Multi-Touch-Smartphone war riesig und die Fans der ersten Stunde hatten schon Tage vorher die Apple-Stores belagert.

Der Claim war: „This is only the beginning.“

Die bekannte Bilddatenbank Shutterstock widmet diesem Meilenstein der mobilen Kommunikation wie auch der Fotografie-Geschichte eine aufschlussreiche Infografik. Immerhin das iPhone hat in dieser Dekade die Fotografie revolutioniert und auch Design und visuelle Kommunikation stark geprägt. 2017 werden 1,5 Millionen iPhone Fotos in der Bilddatenbank von Shutterstock lagern. Damit ist die Zahl der bei Shutterstock hochgeladenen iPhone Fotos massiv gestiegen.

Die Infografik von Shutterstock visualisiert zehn vom iPhone geprägte Fotografie-Trends, markante Entwicklungen seit 2007 und wie das iPhone ihnen seinen Stempel aufgedrückt hat.

Terrence Morash

Terrence Morash

Fragen an Terrence Morash :

Im Jahr 2008 habe ich eine LEICA D Lux 4 gekauft. Sie hatte eine Auflösung von ca. 10 Megapixeln. Das iPhone hatte damals 2 Megapixel. Ich nutze immer noch ein iPhone 4 mit einer Auflösung von ca. 5 MP. Und ich bevorzuge letzteres. Welche Situationen sind Ihrer Meinung nach die Beliebtesten, in denen Fotos mit dem iPhone aufgenommen werden?

„Die Anzahl der iPhone Fotos, die auf Shutterstock hochgeladen wurden, ist drastisch gestiegen. Wir erwarten, dass bis Ende 2017 1,5 Millionen iPhone Fotos in unsere Kollektion hochgeladen werden. Heute kann jeder qualitativ hochwertige Bilder aufnehmen und sie innerhalb von Sekunden teilen. Wir beobachten, dass die Menschen alles Mögliche fotografieren – von alltäglichen bis hin zu geschichtsträchtigen Momenten.

Heute ist es einfacher, Fotos von unterwegs aus zu machen, da man keine sperrige Ausrüstung mehr tragen muss. Zudem ist auch die Qualität der Fotos enorm gestiegen. Es ist oft nicht erkennbar, ob ein schönes Foto auf traditionelle Art und Weise mit einer Kamera oder mit einem iPhone aufgenommen wurde. Heute ist man also ständig bereit, das zu fotografieren, was das Leben einem bietet.“

 

In Hinblick auf die schiere Menge von iPhone Fotos, die auf Shutterstock hochgeladen werden – gibt es irgendeine Form der Kuration auf der Seite? Lehnt Shutterstock Bilder aus technischen oder anderen Gründen manchmal ab?

„Ja, jedes Bild, das in unsere Sammlung hochgeladen wird, wird von unserem Team von Gutachtern überprüft. Es gibt mehrere Dinge, auf die wir bei der Überprüfung achten – zum Beispiel Komposition, Fokus, Beleuchtung, Bildbeschreibung, Keywords, Kategorien, Modell Releases und Dateigrößen. Es ist wichtig, dass schon die Anbieter alle Bilder im Hinblick auf die Kriterien überprüfen, bevor sie diese hochladen, um technische Probleme zu vermeiden. Es hilft auch den Anbietern, unsere Foto-Standards zu berücksichtigen, um die Qualität ihrer Bilder zu verbessern.“

 

Wie entwickelt sich die Shutterstock App?

Unsere Contributor-App wird immer beliebter, da unsere Technologie immer besser wird. Wir haben vor kurzem ein intelligentes Keyword Suggestion Tool innerhalb der Contributor-App angekündigt, dass Pixeldaten mit Metadaten kombiniert, um die besten Keywords vorzuschlagen, die sich für ähnliche Bilder in unserer Sammlung bewährt haben. Mit Hilfe der Computer-Vision-Technologie analysiert das neue Keyword Suggestion Tool die Metadaten in Shutterstocks Sammlung von über 125 Millionen Bildern, um relevante Tags für die Bild-Uploads zu generieren.

Wir haben dieses Tool eingeführt, weil das Schreiben von Keywords auf einer kleinen Tastatur eine Herausforderung sein kann. Wir sind immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, um Technologien und neue Werkzeuge zu implementieren, die unseren Nutzern helfen, das, was sie tun müssen, schneller zu erledigen.“

 

Wissen Sie, wie die iPhone Fotos aus der Shutterstock-Sammlung genutzt werden? Kehren sie in Form von Anzeigen „auf mobile Bildschirme zurück“ oder gibt es andere typische Formen der „Wiederverwendung“?

„Unsere Bilder werden von Kreativen aller Art aus der ganzen Welt für Präsentationen, Social Media Beiträge, Anzeigen, Filme, Newsletter und Plakate lizenziert – um nur einige der Verwendungszwecke zu nennen. Zwar verfolgen wir nicht genau, für welche Zwecke die Bilder genutzt werden, aber wir erkennen es oft im Alltag. Unser jährlicher Creative Trends Report gibt einen schönen Überblick über Fototrends und welche Art von Fotos mit der Zeit immer populärer werden. Einer der Videotrends wird beispielsweise als „Mobiles Büro“ bezeichnet.“

 

Bemerken Sie bei der Analyse des hochgeladenen Materials typische Merkmale, wie Fotografen die Schwachstellen von Smartphone-Kameras kompensieren?

„Die Dual-Objektiv-Kamera, die vor kurzem von Apple gelauncht wurde, ermöglicht Tiefenschärfe – eines der letzten Features, die die Migration von Handheld-Kamera auf Handy-Kamera vervollständigen. Und mit dem Launch des iPhone 8 im kommenden September erwarten wir, dass Technologie, Design und Fotografie weiter revolutioniert werden.“

 

Auf welche Art und Weise hat das mobile Fotografieren die Bilderstellung und die Bildsprache in der Werbebranche beeinflusst? (Kampagnen / Beispiele?)

„Wir beobachten, dass die mobile Fotografie die Richtung visueller Inhalte in vielerlei Hinsicht beeinflusst, vertikale Fotos und Videos sind ein Beispiel. Wir akzeptieren vertikale Videos von Kameras, aber nicht von Smartphones, wenn das Video horizontal ausgerichtet ist. Damit wird sichergestellt, dass das Video als Vollbild Format aufgenommen wurde. Das erlaubt dem Kunden, es für sein Projekt zu drehen.

Darüber hinaus beobachten wir, dass Emojis sich immer weiter etablieren. Ein Beispiel ist die Kampage „Pepsimoji“. Pepsi hat seine Getränkedosen mit lustigen Emojis versehen. User konnten diese via App für Facebook und Instagram nutzen.“

 

Haben sich Fotos, die mit einem iPhone aufgenommen wurden, zu einem wichtigen Marktfaktor entwickelt (generell und für Shutterstock)?

„Ja, unsere Kunden sind zunehmend auf der Suche nach authentischen Inhalten und nach Bildern, die sie leichter nachvollziehen können. Nicht inszenierte Bilder aus dem Alltag sind mit der Technologie eines iPhones leicht zu erfassen. Das ist die Richtung, in die sich unsere Branche als Ganzes bewegt – hin zu authentischem Bildmaterial. Die richtige Technologie ist dabei der Schlüssel zum Erfolg.“

 

Welche wichtigen technologischen Trends und Innovationen hat die iPhone-Fotografie im letzten Jahrzehnt hervorgerufen?

„Das iPhone hat unsere visuelle Kommunikation revolutioniert – vom Aufstieg der vertikalen Videos und einer neuen Welt des UX-Designs bis hin zu Echtzeit-Journalismus und allgegenwärtiger, benutzerfreundlicher Fotografie. Der Markt ist dabei groß genug für beide – für professionelle Fotografen, die die Nachrichten des Tages erfassen, und für Amateure, die eher im Lifestyle-Bereich fotografieren.“

 

Wird das Internet und die Datenspeicher (Cloud / Hardware) der stürmischen Flut von Bilddaten standhalten? Wie speichert Shutterstock diese enormen Datenmengen (jetzt und in Zukunft)?

„Dies war eine der interessantesten Herausforderungen für unsere Daten- und Infrastrukturteams. Da die Bild-, Video- und Musikdateien ziemlich groß sein können, muss man die Speicherkapazitäten haben, damit der Betrieb stabil bleibt. Wir haben in den vergangenen Monaten und Jahren stark investiert und dabei bedacht, in welche Richtung sich Shutterstock und die Industrie in den nächsten 10 Jahren entwickeln, um sicherzustellen, dass wir im Backend vorbereitet sind.“

 

Wer ist Ihr Lieblings-Handyfotograf? Haben Sie überhaupt einen?

„Einer meiner liebsten Handy Künstler trägt in Social Media den Namen Subway Doodle. Seine unglaubliche Phantasie fängt bekannte Ereignisse des Alltags wie tägliches Pendeln ein und verwandelt sie in mythische Szenarien, indem er sie mit Illustrationen erweitert. Seine primäre Plattform ist Social Media, und es wird alles erst durch mobile Fotografie ermöglicht – auch wenn er die Illustrationen auf einem Tablet erstellt.“

 

Ist die mobile Fotografie zu einer akzeptierten Kunstform mit Marktpotenzial geworden?

Ja, wir haben gesehen, dass die mobile Fotografie in großen Werbekampagnen von großen Firmen wie Apple und sogar Bentley Motors verwendet wurde. Wir beobachten weiterhin, dass diese Kategorie von Bildern unseren Alltag infiltriert. Deshalb verwenden Werber lieber authentisch aussehende Inhalte. Das Publikum reagiert am besten auf visuelle Inhalte, die sie erkennen und die bei ihnen ankommen.“

 

Danke, dass Sie Zeit für uns hatten.

Mit Terrence Morash sprach DESIGNBOTE-Redakteur Wolfgang Linneweber