In einer schnelllebigen, zunehmend von Digitalisierung bestimmten Welt droht die Handschrift unter die Räder zu kommen. In Finnlands Schulen wurde sie schon abgeschafft, in Deutschland sollen ABC-Schützen vielerorts nach Gehör in einer so genannten, nur wenig gebundenen ‘Grundschrift’ schreiben. Wer diesem trostlosen Hintergrund zum Trotze eine gepflegte persönliche Handschrift kultiviert hebt sich stilistisch und ästhetisch ab. Handgeschriebene Korrespondenz wird von ihren Empfängern als exklusiv und bedeutsam sowie als Zeichen einer hohen Wertschätzung gedeutet.

Wer zu markanten Lebensereignissen und gesellschaftlich bedeutsamen Anlässen mit handgeschriebenen Zeilen reagiert, sucht entsprechend anspruchsvolle Trägermaterialien und Schreibwerkzeuge. Die Schweizer Manufaktur Hieronymus hat sich auf beides spezialisiert.

Die Firma aus Zürich liefert alles für die persönliche Korrespondenz: handgebundene Notizbücher, hochwertiges Schreibgerät und Lederwaren. Alle Designs entstammen dem hauseigenen Atelier und werden klassisch handwerklich in der eigenen Manufaktur bzw. von europäischen Spezialbetrieben gefertigt. So entstehen aus erlesenen Materialien, zeitgenössisch gestaltete und handwerklich perfekte Objekte für stilbewusste Ästheten. Wer den Weg nach Zürich zu weit findet, für den sind die schönen Schreibutensilien im Onlineshop zum Greifen nah.  

DESIGNBOTE Redakteur Wolfgang Linneweber sprach mit Thorsten Traber, Creative Director bei Hieronymus

Herr Traber, wo liegen die Wurzeln der Marke Hieronymus?

“Unsere Wurzeln liegen im Buchdruck, einer Tätigkeit, die Erfahrung, Können und Zeit erfordert. Vor allem aber liegt auch die Faszination für die digitale Entwicklung unserer Marke zu Grunde. Unsere digitale Welt eröffnet stetig neue Möglichkeiten, macht Inhalte aber auch beliebig reproduzierbar und kurzlebig. Einzigartigkeit und sinnlich begreifbare Erfahrung werden zu einem raren Gut, was bei vielen Menschen eine neue Sehnsucht nach greifbaren Dingen und ruhigen Momenten der Klarheit hervorgebracht hat. Hieronymus widmet sich dieser Sehnsucht stilvoll und zeitgemäss. Wir deuten die traditionellen Themen Papier, Druck und Schreiben neu und übertragen sie als moderne Interpretation der Papier- und Schreibkultur in die heutige Zeit.”

Verraten Sie uns, wer bei Ihnen einkauft? Wer schreibt heute noch von Hand einen Brief oder eine Karte?

“Wir sind nach wie vor positiv überrascht, zu sehen, wie heterogen sich unsere Kundschaft bezüglich der demographischen Variablen zusammensetzt. Dank der zunehmenden Digitalisierung wird das Thema Papier- und Schreibkultur auf vielfältige Art und Weise neuentdeckt und verschiedene Altersklassen lassen sich inspirieren: sei es eine ältere Generation, die die Schreibkultur schon seit Jahrzehnten pflegt, oder eine jüngere Generation, die für sich die Handschrift als das neue Statussymbol entdeckt. Unsere Kunden eint die Liebe zu Gegenständen von höchstem ästhetischem und funktionalem Gebrauchswert. Sie sind stilbewusste Menschen mit Sinn für Schönheit und Poesie. Allen ist der Umgang mit digitalen Medien im Alltag selbstverständlich, zu besonderen Momenten im Leben aber nutzen sie die private Korrespondenz mit der darin enthaltenen Diskretion und persönlichen Wertschätzung.”

Fast sollte man annehmen, dass sich außer bei der Urlaubspostkarte keine Anlässe mehr zum Schreiben bieten …

“Nein, ganz im Gegenteil. Bei sehr emotionalen Momenten im Leben eines Menschen wie die Geburt eines Kindes, eine Hochzeit oder auch der Todesfall einer nahestehenden Person, wird das Schreiben von Hand bewusst eingesetzt. Das sind sehr sensible, persönliche Themen, bei denen auch unser Verkaufspersonal einfühlsam beraten muss, um gemeinsam mit dem Kunden einen individuellen, dem Anlass entsprechenden Träger der Botschaft auszuwählen. Auch über das Jahr hindurch begleiten uns Anlässe, zu denen ein von Hand verfasstes Schreiben an Bedeutung gewinnt. Man nimmt sich wieder Zeit für eine besondere Form der Beziehungspflege oder einfach nur für Worte des Dankes.”

Fertigen Sie die edlen Schreibgeräte im eigenen Haus?

“Das Design jedes Produkts wird im eigenen Atelier entwickelt und meist auch in der hausinternen Manufaktur produziert. Vereinzelt arbeiten wir mit Spezialisten in Deutschland, Frankreich und Italien zusammen. Der Sculpture Pen beispielweise wird von einem auf hochwertige Schreibgeräte spezialisierten Familienunternehmen in Deutschland gefertigt.”

Inwiefern unterscheiden sich die 200 verschiedenen Grusskarten aus dem Hieronymus- Sortiment vom allgegenwärtigen Mainstream?

“Nicht nur die Kreation der Grußkarten, sondern auch die Fertigung ist mit sehr viel Aufwand und Liebe zum Detail verbunden. Sämtliche Grußkarten werden in der eigenen Manufaktur und aufgrund der sehr aufwändigen Produktion nur in überschaubaren Stückzahlen gefertigt. Teilweise arbeiten wir wie in einem Labor und testen intuitiv Farb- und Materialkombinationen so lange, bis es unseren Ansprüchen genügt. Wir haben uns auf traditionelle Druck- und Veredelungsverfahren wie Buchdruck oder Heißfolienprägung spezialisiert, welche wir auf original Heidelberger Druckmaschinen aus den 60er Jahren ausführen. Auch aufwändige, mehrstufige Siebdrucke und oft Kombinationen aus den verschiedenen Druckveredelungen machen unsere Grußkarten zu einem vollendeten Träger privater Korrespondenz oder auch zu Sammlerstücken.”

Auf welche Karte setzt Hieronymus zur Weihnachtszeit? Was ist Ihr Topseller? Sehen Sie Trends?

“Eine unserer beliebtesten Grusskarten ist die Pine Cone Karte, die mittlerweile zu einem Klassiker im Sortiment geworden ist und jedes Jahr neu interpretiert wird.

Der Trend geht eindeutig zu immer noch aufwendiger hergestellten Karten, die sowohl visuell sehr spannend sind, als auch ein haptisches Erlebnis bieten, wie aus einer Kombination aus Siebdruck und Heissfolienprägung und zusätzlichen Veredelungsverfahren.”

Hieronymus- Grusskarten wirken nicht billig, und sie sind es auch nicht. Wie sieht die typische Hieronymus-Kundschaft aus?

Der Hieronymus Kunde ist ein moderner Ästhet mit ganz eigener Vision. Er versucht im egalitären Allerlei das Aussergewöhnliche zu entdecken. Sein Stil ist Eleganz gemischt mit einer reduzierten Form von Sinnlichkeit und kontemporären Design. Er ist sehr qualitätsbewusst und sachkundig bezüglich Materialien, Produktionsverfahren und Herkunftsländern. Er kennt die Kosten hinter qualitativ hochwertigen und handwerklich gefertigten Produkten. Seine Leidenschaft für erlesene Stücke ist für ihn stilprägend und verrät zuverlässig welch ästhetischen Geistes Kind er ist.”

Ihr Haus arbeitet immer noch mit traditionellen Druck- und Veredelungsverfahren wie Buchdruck oder Heissfolienprägung. Darf man fragen, wo Sie noch die wunderbaren Heidelberger aufgetrieben haben? Die alten Schätzchen sind heißbegehrt.

“Die wunderbaren Druckmaschinen befinden sich seit fast 50 Jahren im Haus und wurden vom Vater des Gründers von Hieronymus für seine damalige Druckerei erworben. Nachdem sie über 30 Jahre eingelagert waren, wurden Sie zusammen mit der Entwicklung der Marke Hieronymus revidiert.”

Wer beherrscht noch die heikle und zeitaufwendige Kunst von Stahlstich, Buchdruck und Siebdruck. Wo finden Sie noch diese (oftmals schon betagten) Spezialisten?

“Einer unserer Spezialisten ist beispielsweise unser Buchdrucker, welcher seit über 30 Jahren im Unternehmen arbeitet und nun exklusiv für Hieronymus tätig ist. Aber auch junge Spezialisten, wie unsere Buchbinderinnen, entdecken traditionelle Handwerkskünste wieder und beleben diese auf neue Art.”

Was macht Sie so sicher, dass handgeschriebene Botschaften trotz Digitalisierung überleben werden?

“Mit der zunehmenden Digitalisierung unseres Alltags gewinnt von Hand geschriebene Korrespondenz an emotionalem Wert und an Bedeutung. Denn sie leistet etwas, das in unserer beschleunigten Welt verloren geht: Sie vermittelt Sorgfalt, Seriosität und allem voran persönliche Wertschätzung. Was in der Alltagskommunikation sinnvoll ist, digital zu kommunizieren, erscheint dem modernen Stilaristokraten bei der privaten Korrespondenz deplatziert. Nichts wäre ihm schnöder, als bei wichtigen persönlichen Mitteilungen eine elektronische Nachricht zu senden. Etwas mit der Hand aufzuschreiben heißt auch immer, seine Persönlichkeit in Worte zu fassen. Besonders deutlich wird dies in der Weihnachtszeit. Zum Jahresende nimmt man sich bewusst die Zeit für persönliche Aufmerksamkeit in Form handgeschriebener Worte. Und dies nicht nur im privaten sondern auch im geschäftlichen Umfeld wird die Schreibkultur vermehrt zur Kundenbeziehungspflege eingesetzt. Denn die in Form und Inhalt gepflegte Korrespondenz dokumentiert immer auch kultivierte Unternehmenspersönlichkeit.”

Ihr Geschenktipp zu Weihnachten für einen Menschen, der gerne mit der Hand schreibt?

“Meine Favoriten diese Weihnachten sind ein personalisiertes Schreibkarten-Set mit Heissfolien – oder Blindprägung, ein ledergebundenes Notizbuch oder eines unserer Schreibgeräte.”

Ich fand eine Abbildung ‘Handwriting Service’. Was ist das denn?

“Der Handschriften Service für Privatpersonen und Unternehmen erlaubt die Besonderheit eines Anlasses zum Ausdruck zu bringen. Hieronymus’ hausinterner Kalligraph verfasst Adress-, Tisch- und Einladungskarten sowie Namensschilder, individuelle Anreden bis hin zu vollständigen Briefen. Vier unterschiedliche Handschriften stehen zur Auswahl – so wird jedes Wort, jeder Name zum handschriftlichen Unikat.”

Herr Traber, vielen Dank, dass Sie Zeit für uns hatten!

https://www.hieronymus-cp.com/

Thorsten Traber

Thorsten Traber

Collage of Christmas Greeting Cards

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Bildquelle: Hieronymus