come to the near east

Wohl eher Kunst als Design, doch aber sicher nennens- und beachtenswert: Basis der neuen Werkreihe von René Arbeithuber sind Fotografien – eigene, erworbene, auch Fototapeten. Er bearbeitet diese nicht nur, er dramatisiert:

So wird das Meer auf dem Urlaubsfoto der glücklichen Familie zu blutrotem Sud und am Himmel nähert sich ein verdächtiges, schwarz verstärktes Flugzeug. Zynisch kommentiert Arbeithuber darauf: »come to the near east«. Gleichzeitig erstarrt durch die auf den Blutozean geschriebenen Worte »60 years of holidäy on ice« das Urlaubsidyll zum Eismeer.

René Arbeithuber prangert an und hasst. Menschen nicht pauschal, nur die unbedachten und stupiden – er beanstandet Stumpfsinn in allen sozialen Schichten mit seiner gekonnten Schichttechnik. Schmerzhafte Philanthropie und sarkastischer Scharfsinn sind selten so eindringlich im Bild vereint.

René ArbeithuberArbeithuber (*1974) beginnt 1999 – nach 10 Jahren klassischem Graffiti – das Kommunikationsdesign Studium an der FH Nürnberg, welches er aufgrund des Erfolgs seiner Band Slut abbricht und fortan als Musiker arbeitet. 2003 beginnt mit dem Designbüro »xhoch4« der zweite Schwerpunkt in seinem Schaffen.

In seinen Werken ist eine unbändige Kraft zu spüren, die durch den „handmade“-Charakter der Arbeiten verstärkt wird. Collagen, Übermalungen, Schriftkommentare, Slogans oder Anweisungen für die auf der Leinwand Abgebildeten bringen viel Bewegung und damit auch Kraft, meist sogar eine gewisse Protestkraft, ins Spiel.

Personen aus dem eigenen Umfeld, der Popkultur oder Weltpolitik treten über Collagen oder gezeichnete Portraits in Kontakt miteinander und werden vom „Zorn“-Pinsel des René Arbeithuber im Bild kommandiert, freundlich angeordnet und aus dem Hinterhalt wieder aufgescheucht. Der bildnerische Rhythmus ist ein äußerst pulsierendes Element, das den direkten Kontakt mit dem Betrachter regelrecht einfordert.

Vernissage ist am Freitag, den 3. April 2009 um 19 Uhr in der xhoch4 Galerie, Kuperstraße 15, 85049 Ingolstadt. DIe Ausstellung wird bis zum 7. Mai 2009 zu sehen sein.

Über xhoch4

»design plus kultur« ist der Slogan von René Arbeithuber, Christian Bolza, Daniel Lange und Boris Schmelter, den Inhabern des Designbüros. Ihre gemeinsamen Wurzeln liegen im Graffiti. Ein Forum, das bald zu schmal werden sollte, in alle Himmelsrichtungen wucherte und 2003 nach ersten Ausstellungen in leerstehenden Geschäftsräumen schließlich im professionellen Kommunikationsdesign mündete.

Parallel zur angewandten Designtätigkeit, treibt man die eigenen freien Arbeiten voran, kollaboriert genreübergreifend mit internationalen Künstlern auf den eigenen Ausstellungen und engagiert sich im kulturellen Bereich. Richtungsweisende Devise und Auswahlkriterium für alle Projekte aus dem Hause xhoch4 ist das gestalterische Manifest: Individuelle Ästhetik anstelle arrivierten Stilgehorsams.

Was bleibt: xhoch4 ist kein Designbüro im konventionellen Sinn. Es handelt sich vielmehr um ein Designkollektiv, das einer Ideologie folgt, die eine Trennung von Grafik, Graffiti, Kunst und Kultur nicht mehr zulässt..

Links

Website der Galerie xhoch4