Braucht die Welt wirklich noch mehr Schriften? Wir sagen eindeutig – ja! Kommt der Normalverbraucher grundsätzlich mit der Auswahl an System-Schriften zurecht, reicht diese Bibliothek für uns Designer längst nicht aus. Denn wir kommunizieren eine Information nicht nur inhaltlich, sondern insbesondere visuell und geben dem Inhalt erst die passende Form. Hierfür ist die richtige Schrift unerlässlich, denn keine Botschaft kann ohne passenden Text vermittelt werden – und sei es nur mit einer Headline, oder gar einem einzelnen Wort. Mit der Wahl der Schriftart steht und fällt die Wirkung dieser Botschaft. Daher greifen Designer oft und gerne auf die Bibliotheken verschiedener Foundries und Retailer zurück, um ihrem Projekt die passende, typographische Komponente zu verleihen. Die Auswahl ist groß, und der Kampf durch verschiedene Lizenz-Systeme oft eher mühsam. Doch Besserung ist in Sicht. Mit Fontwerk wurde Anfang der Woche ein neuer Font-Verlag gelauncht, der neben einer qualitativ hochwertigen Schrift-Bibliothek auch ein vereinfachtes Lizenz-System aufweist. Ein sehr spannendes und neues Projekt. Um mehr über Fontwerk zu erfahren, nimmt uns Ivo Gabrowitsch mit auf einen Blick hinter die Kulissen. Im Gespräch mit DESIGNBOTE Redakteur Julien Fincker gibt er uns Einblicke in die Entstehung von Fontwerk, die Zusammenarbeit mit den Designern, den angebotenen Services und warum Fontwerk der richtige Partner für Designer, Agenturen und Brands ist.

Lieber Ivo, gemeinsam mit Andreas Frohloff hast Du Fontwerk gegründet. Wie habt Ihr Euch und das Team gefunden?

Gegründet habe ich zunächst allein. Ich hatte zuvor schon viel Zeit in die Erarbeitung eines Businessplans gesteckt und viele Gespräche mit Designern geführt. Da wurde mir schon klar, dass ich für meine Idee eine Art Type-Lektor benötige. Also genau die Rolle, die Andreas lange bei FontFont ausfüllte und in der er meiner Meinung nach fast jede Schrift nochmal um entscheidende Nuancen verbessern kann. Als er dann kurze Zeit später zufällig eine neue berufliche Herausforderung suchte, war schnell klar, dass er sie bei Fontwerk findet. Davon abgesehen ist er mit seiner enormen Erfahrung und seiner Art einfach eine Bereicherung für jedes Unternehmen.

Der Rest des Teams, darunter Christoph Koeberlin, Jana Kühl, Rob Meek, Lucy Beckley und Daniel Weiand, aber auch der Eine oder die Andere im Hintergrund, arbeitet freiberuflich für uns. Die Meisten entstammen dem FontShop-Umfeld, so dass wir an die bewährte Zusammenarbeit anknüpfen konnten und praktisch keine Reibungsverluste hatten. Ich bin froh, mit diesen fantastischen Menschen zusammenzuarbeiten. Es fühlt sich einfach richtig gut an.

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Links: Andreas Frohloff, Foto: Max Zerrrahn; Rechts: Ivo Gabrowitsch, Foto: Norman Posselt

Was hat Euch zur Gründung von Fontwerk bewogen?

Es gibt viele Gründe für unser Dasein. Da ist zunächst einmal die Überzeugung, dass Schrift und Typografie in der digitalen Welt weiterhin wichtiger werden und immer wieder wechselnde Herausforderungen bestehen müssen. Nie wurde mehr geschrieben als heute. Ein guter Zeitpunkt für einen neuen Schrift- und Typografie-Spezialisten, denke ich.

Wir wollen aber auch etwas von dem kreativen Ideal, welches durch bestimmte Verschiebungen in der Branche verlorengegangen scheint, bewahren und weiterentwickeln. Wir haben es bei Fonts mit einem Produkt zu tun, in dem viel schöpferische Kraft und handwerkliches Geschick steckt. Das Produkt verdient also einen großen Respekt, ebenso natürlich wie das, was durch seine Anwendung auf Kundenseite geschieht. Ich habe diesen Respekt, vor allem aber die Kultur meines alten Arbeitgebers immer geliebt und sie später vermisst. Irgendwann habe ich aber begriffen, dass sie gar nicht weg war. Sie war nur nicht mehr am bekannten Ort.

Darüber hinaus hatte ich den Eindruck, dass es einen Bedarf an einer unabhängigen Plattform gibt, die sich vordergründig an externe Typedesigner richtet. Zumindest wurde ich von vielen Gestalterinnen und Gestaltern, die selbst kein eigenes Label gründen wollen, regelmäßig nach alternativen Vertriebsmöglichkeiten gefragt. Bevor also viele großartige Entwürfe in digitalen Schubladen versauern, erschien mir die Aussicht auf ein vielfältigeres Angebot an Fonts ein erstrebenswertes Ziel zu sein. Egal ob mit wenig oder mehr Erfahrung, Designer können sich auf ihre Kernkompetenz fokussieren und sämtliche sonst zum Vertrieb ihrer Fonts notwendigen Aufgaben an Fontwerk abgeben. Wenn man so will sind wir also eher ein Verlag als eine Foundry im heute üblichen Sinne. Erfreulicherweise wurde diese These bereits bestätigt. Wir haben regen Zuspruch und starten mit neun Designerinnen und Designern und sind uns mit etwa nochmal so vielen bereits einig.

Zu guter Letzt glaube ich, dass wir wieder mehr aus Kundensicht denken müssen. Zwei meiner persönlichen Lieblingsthemen sind Lizenzen und Kaufprozesse. Die sind in den letzten Jahren für mein Dafürhalten eher komplizierter geworden. Das wollen wir ändern.

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Schrift Turbine von Felix Braden

Bereits zu Beginn hat Fontwerk eine sehr breite und qualitativ hochwertige Schrift-Bibliothek. Unter welchen Aspekten habt Ihr Eure Designer ausgewählt?

Auch wenn natürlich Qualität und Zusammenspiel der Zeichen sowie eine gewisse Markttauglichkeit oder zumindest kulturelle Relevanz einer Schrift entscheidend bei der Auswahl sind, legen wir in der Tat großen Wert auf die Charaktere dahinter. Ich bin überzeugt, dass die handelnden Personen immer auch entscheidend für die Beschaffenheit der Produkte und Dienstleistungen, aber auch für die Kultur eines Unternehmens sind.

Was heißt das konkret? Punkt 1: Zunächst teilen unsere Gestalterinnen und Gestalter unseren Idealismus und Leidenschaft. Was banal klingt, ist erfahrungsgemäß nicht selbstverständlich.

Punkt 2: Wir haben Spaß daran, Talente zu entdecken, zu fördern und sie mit etablierten Größen zusammenzubringen.

Und schließlich Punkt 3: Natürlich achten wir auch auf eine große Diversität. Schließlich profitieren wir alle von den verschiedenen Erfahrungen und Einflüssen, die beispielsweise von einem routinierten Deutschen oder einer noch am Anfang ihrer Karriere stehenden Koreanerin, einer technikbegeisterten Französin oder einem experimentierfreudigem Schweizer, einem gewissenhaften Holländer oder einer ambitionierten Italienerin ausgehen. Diese Vielfalt bereichert und inspiriert uns und hoffentlich auch unsere Kundinnen und Kunden.

Wie intensiv verläuft dabei die Zusammenarbeit mit den Designern?

Wir sehen uns in jeder Phase der Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Dazu gehört, dass wir erst mal genau zuhören und die Schrift aus Sicht der Designerin oder des Designers verstehen wollen. Nachdem wir unsere inhaltlichen Mindestanforderungen besprochen haben, bieten wir sowohl intensive gestalterische, als auch technische Hilfestellung an und beraten gemeinsam konzeptuelle Möglichkeiten, beispielsweise zum Umfang, Sprachausbau oder zum Namen der Schrift. Es gilt dabei in der Regel der Grundsatz, dass die Designer das letzte Wort haben. Auch wenn das bedeutet, dass wir manchmal viel unternehmen, um sie sanft vom vermeintlich besseren Ansatz zu überzeugen (lacht). Sofern Interesse besteht, arbeiten wir auch dann noch zusammen, wenn es am Ende an das Bewerben der Schrift geht.

Schrift Romaine von Aad van Dommelen

Was genau macht Fontwerk für Agenturen, Designer und Brands so nutzerfreundlich?

Ich erwähnte bereits die Lizenzen. Die haben wir so einfach wie möglich konzipiert. Wir wollen möglichst viele Anwendungsfälle ganz einfach über zwei Optionen abdecken. Keine Drop-Down-Menüs, keine separaten Web-, App- oder eBook-Lizenzen, keine unterschiedlichen Sprachversionen, keine wiederkehrenden Zahlungen usw. Alles so klar und einfach wie möglich. Unser eCommerce-Background half uns dabei, den schnellsten uns bekannten Bestellprozess zu entwickeln. Sobald die Entscheidung für eine Schrift gefällt ist, dauert es etwa 60 Sekunden bis zum fertigen Download.

Noch schneller kommt man an die kostenlosen Testfonts ran, deren Ausstattung nur bei genauerem Hinsehen nicht der Vollversion entsprechen. So kann man in aller Ruhe ein Gefühl für die Schrift entwickeln und geht keinerlei Risiko ein. Darüber hinaus steht Zufriedenheit und Schnelligkeit auch im direkten Kundenkontakt im Vordergrund.

 

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Schrift Supermarker von Ulrike Rausch

Abgesehen von der Schrift-Bibliothek bietet Fontwerk auch verschiedene Services an. Welche Services bietet Ihr an, oder anders gesagt, in welcher Situation befinden sich Kunden, wenn sie auf Euch zukommen sollten?

Die Branche verändert sich. Der Retail-Markt ist hart umkämpft. Die Zahl guter Free-Fonts wächst. Zugleich entscheiden sich immer mehr Unternehmen für eine Exklusivschrift. All diese unterschiedlichen Situationen haben jedoch eines gemein: hohe Anforderungen an Fonttechnik und Typedesign. Wir bieten daher Services wie Mastering und Produktion sowie Variable- und Color-Fonts im Bereich Engineering und im Bereich Typedesign Services wie Custom-Type, Type-Direction, Designmodifikationen, Spracherweiterungen, Logodesign und Kalligraphie-Workshops an. Auch wenn einige dieser Bereiche heute mehr im Agenturalltag Einzug halten, stößt man gleichzeitig bei immer komplexeren Anforderungen und schnelleren technischen Entwicklungen an Grenzen. Wir stehen dann gern zur Seite, wohlwissend, dass natürlich alles immer ganz eilig und das Budget knapp ist.

Was kann man in den nächsten Monaten von Euch erwarten?

Wie bereits angedeutet haben wir einen proppenvollen Produktionsplan. Darunter befindet sich auch die eine oder andere Überraschung, sowohl was die Fonts als auch die Personen angeht. Wie heißt es so schön? Man darf gespannt sein.

Das klingt sehr vielversprechend, wir sind gespannt. Vielen Dank für Deine Zeit, Ivo. Wir wünschen Euch viel Erfolg beim Launch von Fontwerk und freuen uns auf alles, was noch kommen wird! 

Weitere Informationen zu Ivo und Fontwerk findet man hier.

Schrift Nikolai von Franziska Weitgruber

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Schrift Ika von Jörg Hemker