Die TYPO Labs in Berlin gelten als der weltweit wichtigste Techniktreff der Font-Industrie. Vom 12. bis 14. April findet der von Monotype veranstaltete Font-Kongress zum dritten Mal statt. Unter dem Motto »How far can we go?« diskutieren rund 300 internationale Entwickler neue Technologien für die Textdarstellung im Netz, auf mobilen Bildschirmen und in virtuellen Räumen. Erstmals mit dabei: Vertreter der CSS Working Group vom World Wide Web Consortium.
Vor allem das neue Font-Format OpenType 1.8 (»Variable Fonts«) beflügelt Type-Designer, Schriftenhäuser, Web-Entwickler und OS-Entwickler. Zur Zeit werden Tausende von Schriftklassikern konvertiert, umprogrammiert und erweitert, wobei selbst Großfamilien – mit Strichstärken von Thin bis Black, mehreren Zeichenbreiten und optischen Größen – in einer einzigen, kompakten Datei Platz finden. In diesem Jahr wird deshalb vor allem über Font-Ausbau, Lieferformen, neue Lizenzmodelle und Verkaufspreise auf dem Font-Kongress diskutiert.
Zum ersten Mal treffen auf dem TYPO Labs 2018 die Font-Macher mit den Font-Unterstützern zusammen. Zwei Tage vor den Labs kommt nämlich, auf Einladung von Veranstalter Monotype und im selben Gebäude, die CSS Working Group zu ihrem Jahrestreffen zusammen. Das Gremium wurde 1997 vom World Wide Web Consortium gegründet und definiert die Standards für die Gestaltung von Websites, einschließlich des Verhaltens von Schriften. Unter den 125 Mitgliedern sind u.a. Vertreter von Adobe, Apple, Bloomberg, Google, HP, Intel, LG, Microsoft, Mozilla, Pearson, Samsung und Tencent.
»Auf den Besuch der CSS Working Group sind wir besonders stolz. Man stelle sich vor, die Hersteller von Musikinstrumenten würden mit Musikern, Dirigenten und Komponisten tagen … das perfekte Podium, um neue Ideen direkt zu besprechen, zu verbessern und schneller zu realisieren«, beschreibt Konferenz-Direktor Jürgen Siebert den Nutzen des diesjährigen Symposiums für die digitale schriftliche Kommunikation. Bei den Webfonts habe es Jahre gedauert, bis Browser und Entwickler sie nutzen konnten. Die variablen Fonts laufen schon jetzt in Browsern wie Chrome, Safari und Mozilla. »Und in diesem Tempo sollen auch die jüngsten Segnungen der Schriftenwelt schnell Realität werden.«
Warum das neue Font-Format zur richtigen Zeit kommt, wird der kanadische Font-Entwickler John Hudson in seinem Labs-Vortrag darlegen. Er ist Mitglied im Unicode Consortium, das über die Aufnahme neuer Schriftzeichen und Emojis wacht, und wird an drei Beispielen zeigen, wie variable Schriften die digitale Kommunikation bereichern. Luc(as) de Groot, Schöpfer der ARD-Schrift Thesis und der Microsoft-Systemfonts Calibri und Consolas, ist ein Experte im Bereich Font-Interpolation, also den Verwandtschaftsregeln in Schriftfamilien. Er wird seine neuesten Theorien erstmals öffentlich vorstellen. Außerdem wird die Londoner Ingenieurin Bianca Berning darlegen, welche Rückwirkungen die neuesten Font-Technologien auf die Gestaltung des geschriebenen Worts haben.
Gleich mehrere Referenten widmen sich den glänzenden Aussichten für Texte im digitalen Raum. Marianna Paszkowska wirft einen Blick in die virtuelle Welt. Der Schriftkünstlerin Ulrike Rausch gelingt es, ihr analoges Handwerk durch raffinierten Programmierungen zu automatisieren. Laurence Penney zeigt, wie sich die Gemeinde der Web-Entwickler vom Segen der variablen Schriften überzeugen lässt, also Text gut aussehen und schnell laden zu lassen. Weitere Referenten: Minjoo Ham (Building bridges between Latin and Hangul), Sahar Afshar und José Solé (Dynamic typesetting for the Arabic), Rod Sheeter (Korean on Google Fonts), und viele andere.
Weitere Informationen auf Twitter (@TYPO_Labs) und im monatlichen Newsletter.
Bildquelle: Koschade PR
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