Den Begriff „Flat Design“ kennt man vor allem aus dem Interfacedesign. Mit dem digitalen Wandel, um die Jahrtausendwende, wurden Interfaces noch stark mit Effekten, Schatten und Verläufen versehen. Bis zu diesem Zeitpunkt galten diese in der Designbranche jedoch eher noch als verboten und verpönt. Logos und Piktogramme wurden stets in klaren Farbflächen gesetzt, galten diese doch als zeitlos, prägnant und praktikabel.
Denkt man zum Beispiel an die Marken und Piktogramme von Anton Stankowski und Otl Aicher, so denkt man auch sofort an klare, reduzierte und abstrakte Formen, die noch heute funktionieren. Insbesondere das Deutsche Bank Logo von Stankowski besteht seit 1974 und hat seit jeher weder an Funktionalität noch Modernität eingebüßt. Das Flat Design in seiner frühen Form sozusagen. Da Print vor der Jahrtausendwende noch nahezu alleinherrschend war, war es zudem auch produktionstechnisch einfacher sicherzustellen, dass die Farben der Logos immer einheitlich waren.
Doch als die Bildschirme einen immer größeren Teil unseres Lebens einnahmen, wurde auch der Farbverlauf immer salonfähiger. Neben den Interfaces begannen auch immer mehr Marken, insbesondere im Automobilbereich, ihre Erscheinungsbilder zu modernisieren und plastischer wirkende Logos zu kreieren. Der sogenannte Skeuomorphismus entwickelte sich, bei dem die möglichst reale Abbildung von Objekten, Materialien und Strukturen im Vordergrund stand. Die Interaktion „einen Knopf drücken“ sollte möglichst real nachgebildet werden. Das Interfacedesign revolutionierte also die Darstellung von Logos und Icons.
Interessanterweise war es aber wieder das Interfacedesign, das den Gegenstrom hin zum Flat Design entwickelte
Windows setzte ab 2010 beim Interface ihrer Window Phones erstmalig auf Flat Design. Flache, vollflächige Kacheln, mit einfachen Strichzeichnungen als Icons. Die reduzierten und abstrakten Formen überzeugten auch die Konkurrenten und wurden so schnell wieder zum Trend. Doch nicht nur rein gestalterisch, sondern auch technisch überzeugte das Flat Design. Mit den neuen Herausforderungen, die responsive Websites mit unterschiedlichen Displaygrößen und Auflösungen mit sich brachten, konnte mit dem Flat Design die Usability und Performance optimiert werden.
Dass dieser Trend längst nicht passé ist, merkt man wiederum insbesondere an der Automobilbranche. Viele der Marken, die noch vor einigen Jahren auf den Skeuomorphismus setzten, investieren nun wieder in die Modernisierung ihres Erscheinungsbildes. Sei es das vieldiskutierte Rebranding von Volkswagen im letzten Jahr, oder auch Ford, die dieses Jahr mit einer flachen Version ihres Logos beginnen.
Wirkte der Skeuomorphismus doch sehr verspielt, setzt man heute also wieder auf Reduktion, Klarheit, Seriosität und Übersichtlichkeit. Man könnte also auch sagen, weniger bleibt mehr.
DESIGNBOTE – User Interfacedesign: Gestaltung von Bedienoberflächen zwischen Nutzer und Anwendung
DESIGNBOTE – Der Kreis um Anton Stankowski
Stock Photos:
Titel / Deutsche Bank Logo: nitpicker / Shutterstock.com
Windows Phone: Roman Pyshchyk / Shutterstock.com
VW Logo: Alexander Kirch / Shutterstock.com
1 Kommentare
Ulrich Küper
Schön, dass der Erfinder des modernen Grafik-Designs und einer meiner Lehrmeister,Anton Stankowski, hier nochmals eine Würdigung erfährt. Wenn er auch beim Begriff „Flat Design” ausgespieen und ein langweilig symmetrisches und rachitisches Icon wie das neue VW-Logo niemals sein Atelier verlassen hätte.