Geträumt haben davon schon viele, vielleicht sogar die ein oder anderen von Euch. Für computeraffine Produktdesigner jedenfalls dürfte das neue Produkt von HP sicherlich so etwas wie ein Traumwerkzeug sein. In Zukunft nicht mehr mit dem Skalpell an Schaumstoff schneiden oder aus Formmasse mühsam Modelle fertigen, bei denen man dann immer um Haltbarkeit, die Schusseligkeit des Tischnachbarn oder auch die über Tische streunende Katze bangen muss? Ja, das wäre schon toll.
Der “neue” »Designjet« von Hewlett-Packard soll nun endlich in Serienreife ermöglichen, was zuvor anderen Unternehmen wirtschaftlich haltbar kaum gelungen ist: das Drucken von dreidimensionalen Modellen aus Kunststoff. Dabei sind nicht nur starre Werkstücke, sondern sogar die Produktion von beweglichen Teilen möglich. Das Ganze bei einer Gerätegröße, die bestenfalls einen großen Schreibtisch erfordert, angeschlossen an herkömmliche Windows-PCs oder wahlweise über ein Netzwerk, gesteuert über das obligatorische CAD-Programm.
Als Baumaterial dient thermoplastischer ABS-Kunststoff. Daraus entsteht in der Maschine ein schichtweises Modell, wobei die Höhe einer 0,254 Millimeter entspricht. Und damit nicht genug, kappt der »Drucker« zum Schluss selbstständig Stützmaterial und säubert das Gerät. Hersteller, Produktentwickler, Techniker, wissenschaftliche Mitarbeiter und Ausbilder können detailgetreue und stabile Prototypen in reproduzierbarer Qualität herstellen. Ob Kleidungsstück, Werkzeug, Knochen oder funktionsgebundenes Designobjekt: Auf diese Weise lassen sich in relativ kurzer Zeit erste Gebrauchsmuster erstellen, die sogar Funktionstests erlauben.
Die 3D-Printer mit dem Designjet-Label sind ab Mai 2010 in zwei Versionen erhältlich. Die preiswertere Version »Designjet 3D« arbeitet mit nur einem elfenbeinfarbenen Kunststoff. Das Spitzenmodell bietet dagegen acht unterschiedliche Farben und außerdem einem um 30 Prozent größerem Bauraum. Nach Listenpreis kostet der »HP Designjet 3D« rund 12.000,- €, für den »HP Designjet Color 3D« werden derzeit 16.000,- € fällig. Zuzüglich Mehrwertsteuer, versteht sich.
In Jurrasic-Park aus dem Jahre 1993 schrieb der Autor bereits die Verwendung eines dreidimensionalen Ausdrucks seinen Paläontologen auf den Leib. In diesem Fall den eines prähistorischen Knochenfragmentes, der später den Protagonisten des Film sogar das Leben rettete. Ich würde nun nicht so weit gehen, dass der »HP Designjet« einem Designer das Leben retten könnte. Doch kann er vielleicht dabei helfen, die ein oder andere Vision Wirklichkeit werden zu lassen.
Hintergrund
Beteiligt an der Herstellung des Gerätes sind neben HP auch die Unternehmen Alphacam und Stratasys. Die Drucktechnik der Geräte wurde ursprünglich vom amerikanischen Unternehmen Stratasys entwickelt und von Alphacam in Europa eingeführt. HP hat nun eine OEM-Vereinbarung mit Alphacam geschlossen und kann so die oben genannten Geräte unter eigenem Label anbieten.
So sind die Geräte selbst schon seit geraumer Zeit auf dem Markt erhältlich, doch wird HP mit entsprechendem Marketing und etwas vergünstigten Preisen jetzt erst zugetraut, die Geräte marktgerecht zu platzieren. In der Tat habe ich selbst vor der Markteinführung durch HP von diesen Geräten noch nie gehört.
hp.de
Die Designjet 3D Druckerserie auf HP.de
dimensiondrucker.de
7 Kommentare
Miriam
Also das sieht ja wirklich atemberaubend aus! Ich habe mir das Video angeschaut und fand es im ersten Moment ein wenig ernüchternd, da der Drucker mit dem Schraubenschlüssel nur eine sehr einfache Form produziert hat. Als die Person im Video allerdings anfing den Schlüssel zu verstellen konnte ich meinen Augen kaum trauen. Auch das große, bewegliche Modell hat mich absolut fasziniert. Ich wette, dass das die Zukunft ist!
Maximilian Näther
Solche Drucker gibt es schon seit Jahren, auch in ähnlichen Preisregionen und unter Verwendung unterschiedlichster Materialien. Hp ist nur ein weiterer Mitbewerber.
Maximilian Näther
http://www.zoom-designagency.com
Adriana
Erstaunlich – vor allem, weil auch ich davon bislang noch nicht gehört habe. Ich habe auch nicht danach gesucht, wie ich zugeben muss, da ich dachte, dass eine solche Maschine sicherlich einen extrem hohen 5-stelligen Anschaffungsbetrag erfordern würde … Und die Qualität ist in der Tat ebenfalls erstaunlich.
Danke für den Hinweis!
Und noch ein Gedankensplitter: Wird nicht irgendwann der gesamte Produktionsprozess mit Hilfe solcher Maschinen die Massenproduktion hinfällig machen können. Der Mensch kauft sich später noch lediglich die Maschine sowie eine “Blaupause” und druckt sich zuhause einfach den Gegenstand, den er braucht?
chris.
das thema 3d drucken ist durchaus sehr beeindruckend.
auf der euromold 2009 gabs viel zu bestaunen, jedoch sind die ausgestellten maschinen nur für firmen und nicht für heimnutzer. zumal diese geräte oftmals noch das volumen einer “kleinen” garage haben.
interessant ist die funktion des >mehrfarbig< drucken, was für schnelle "3d-skizzen" vorteilhaft ist. einfach genial.
herr näther hats schon gepostet: eigentlich ein alter schuh, aber wenns in kleinerer dimension erschwinglich und qualitativ vertretbar wird, werden einige modellbauer ein ruhigeres leben haben. und mehr schlaf.
schöner artikel.
@ maximilian näther: gruß an herrn schubert! 🙂
Dietmar
Das einzig neue und beeindruckende an diesem 3D-Drucker ist der Preis! Diese Drucker werden nun auch langsam für kleine Unternehmen erschwinglich und ermöglichen viel größeren Spielraum zum ‘Ausprobieren’.