Die Gebühreneinzugszentrale der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (GEZ) ist wohl dem größten Teil der Bevölkerung bekannt und dürfte dabei eine Beliebtheitswert im niedrigen einstelligen Bereich verzeichnen. Vor allem die zuletzt von der GEZ verfolgte Strategie von Drohgebärden und Apellen an das schlechte Gewissen in der multimedialen Ansprache hat dabei einiges zu beigetragen.
Nun geht die GEZ auf Kuschelkurs und versucht säumige Zahler und Verweigerer mit abgerundeten Kuschelgrün und jede Menge Dialog-Angeboten zur Zahlung der fälligen Gebühren zu bewegen. Verfügte so denn auch das Logo in der Vergangenheit über ein eher kompromissloses Äußeres, das kantig und im Outline-Character ewig den Slogan transportierte: »Natürlich zahl’ ich. Weils einfach Pflicht ist!«, so kommt das neue Logo in einem soften abgerundeten Image daher, das eher einen verständnisvollen Empfänger sucht.
Das neue Logo wirkt jünger und frischer. Ganz scheint man bei der GEZ das Schlussendlich trotzig wirkende »[…] weils einfach Pflicht ist!« aber nicht loslassen zu können. Der neu gesetzte Schlusspunkt hinter dem Logo, der nun die Rolle der zuvor kantigen Typo zu übernehmen scheint ist eine Homage an die Denkweise der Gebühreneinzugszentrale: Sie müssen zahlen! GEZ ist und bleibt Pflicht! Punkt. Symptomatisch, dass hier die alte Farbe beibehalten wurde …
Alles in allem erinnert das neue Logo eher an den Bio-Markt und versucht damit eben auch die entsprechenden Charakterzüge der Konsumenten anzusprechen: Vernünftig und zukunftsorientiert soll man bestenfalls ohne Murren die fälligen Gebühren entrichten. Diese Nachricht wird durch den abschließenden Punkt entsprechend stark unterstrichen. Am Durchsetzungswillen dürfte sich jedenfalls nichts geändert haben. Und an diesem Gefühl dürfte denn auch das hübsch gerundete Z in der neuen Wort-Bildmarke nichts zu ändern vermögen.
Abschließend sei gesagt: Drohend kann man mit erhobenem Zeigefinger sicherlich kaum mehr erreichen, als durch einen stimmigen Dialog. Die GEZ ist hierbei auf dem richtigen Weg, doch glaubhaft ist es noch lange nicht.
10 Kommentare
Till
Ja, genau das hab ich mir auch gedacht als ich zum ersten mal das neue logo der GEZ gesehen hab. Sehr guter Artikel und weil ich gerade wenig zeit hatte gefiehl mir die länge auch sehr.
Bert
Für mich ist das neue Design krass unglaubwürdig. Ich habe das Gefühl, dass hier bestfalls Bauernfängerei betrieben wird. An der Glaubwürdigkeit der GEZ und der Akzeptanz in der Bevölkerung dürfte hiermit kaum zu rütteln sein. Danke mal wieder für die gelungene Analyse und der Beobachtung des Punktes am Ende des Logos, der mir fast entgangen wäre…
Maximilian Näther
Guter Artikel, schön beobachtet, intelligent verpackt und effektiv auf den Punkt gebracht.
Auch wenn das Logo noch im krassen Gegenteil zur aktuellen Situation steht, so ist es doch ein schönes Signal. Grün ist die Hoffnung und die Hoffnung stirbt ja bekanntermaßen zuletzt. Man muss nur zusehen, dass dem Signal nun auch Taten folgen werden, sonst könnte es sogar leicht sarkastisch wirken (geht einem z.B. bei McDonalds so, wo man sich mittlerweile vorkommt als wäre man am Fasten während man sich, umgeben von Gesundheitsgrün und Holzfurniturmöbeln, die fettigen Pommes herunterschlingt und einen halben Liter Cola leert).
Maximilian Näther
http://www.zoom-designagency.com
GeT4
Guter Artikel, das wäre mir bestimmt nicht einmal so schnell aufgefallen. Bei GEZ kommt mir sofort Schlecht, abzocke oder Geldraub in den Sinn und da werde ich bestimmt nicht der einzigste sein. Diese Gedanken kann man nicht so schnell mit einem veränderten Logo aus den Köpfen bekommen. Statt Designer zu bezahlen für ein neues Logo sollte man doch eher das System GEZ überarbeiten.
Gruß
GeT
Paul
Für mich bleibt GEZ=GEZ, so lange nichts am Kern geändert wird braucht man auch kein neues Design zum “blenden” vor schieben.
Danke für den Artikel, sehr interessant.
Lg Paul
Sandra
Sollte abgeschafft werden, dieser GEZ Verwaltungsladen ist nur dafür da die Leute zu schuíkanieren. Das System kann viel leichter gelöst werden. Man muss sich nur mal in Europa umschauen.
Paul
Abschaffen wäre das beste: wer öffentlich-rechtliche schauen will, sollte dafür bezahlen aber nicht die Allgemeinheit, um Prunkbauten oder Profilneurosen wie die Geschichte mit den 2,6 Millionen Mark, die mit Equador-Anleihen, bzw. die 9,3 Millionen Euro, die mit Argentinien-Anleihen verzockt wurden, zu finanzieren.