DesignerInnen – was macht ihr morgen? “Hurra Hurra” ¬ diesen schwungvollen Titel trägt die Podcast-Reihe der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Eine Gesprächsreihe zu wichtigen Fragen rund um die Designdisziplin, die inzwischen über 70 Beiträge umfasst. In der aktuellen Ausgabe hatte ich (Dr. Petra Kern) das Vergnügen, interviewt zu werden. Anlass für den Austausch war meine Forschungsarbeit zum Thema Employability von Hochschulbildung mit dem Schwerpunkt designwissenschaftlicher Studiengänge (Kern 2020).
Berufsbefähigung – kein relevantes Thema im Design?
Christian Zöllner, Professor für “Entwerfen in digitalen Kontexten” an der Burg, wollte wissen, was hinter diesem Schlagwort steckt und welche Bedeutung sich für Designstudiengänge ableiten lässt. Seine Aufgeschlossenheit für dieses in Hochschulen oft marginalisierte Thema freute mich sehr. Werden doch auch im Design Fragen dieser Art viel zu selten gestellt. Meine Recherchen hatten ergeben, dass seit Einführung der Employability-Norm an Hochschulen in 1999 bis heute eine Auseinandersetzung in der Breite ausgeblieben ist.
Es geht um die Antizipation von Zukunft
So gilt im Design häufig das entwurfsorientierte Studium als ausreichende Berufsvorbereitung. Fatal, denn das Entwerfen ist nur ein kleiner Ausschnitt der notwendigen Kompetenzen, die eine fundamental veränderte Arbeitswelt verlangt. DesignerInnen stehen heute immer höheren Anforderungen an wissenschaftlich basierte Kreativität und Innovation gegenüber.
D.h. ohne wissenschaftliche Grundbildung und eine forschende Haltung geht heute nichts mehr. Mir war es daher im Podcast wichtig zu betonen, dass Employability gerade nicht der Blick zurück auf die Standards der Vergangenheit ist, sondern der Blick nach vorn – die Antizipation von Zukunft in der beruflichen Praxis.
Wissenschaftsbasierte Kreativität für Innovation und Wertschöpfung
Das wissen diejenigen DesignerInnen nur zu gut, deren innovative Leistungen als riesige Spillover-Effekte in die Gesamtwirtschaft überschwappen und dort für Wertschöpfung sorgen. Doch wo haben sie sich die notwendigen wissenschaftlichen Kompetenzen angeeignet? Glück, Zufall oder Autodidaktik? In den meisten Design-Studiengängen gilt Wissenschaftlichkeit nur als Anhängsel der so genannten Theoriefächer, die oft ein kümmerliches Dasein am Rande des Curriculums führen. Dabei bewegen sich Designstudiengänge im akademischen Rahmen. Mehr Wissenschaftlichkeit käme auch der interdisziplinären Zusammenarbeit zugute. Die Zeit drängt, Wissenschaftlichkeit im Designstudium als integrierten Basisbaustein zu verankern, so lautete daher einer meiner Appelle.
Tempo machen für ein Design auf Augenhöhe
Aber natürlich ist nicht die Situation aller Designstudiengänge hinsichtlich ihrer Aufgabe der Berufsbefähigung im tristen Moll. Immer mehr Designlehrende scheinen die gewohnte Lehre der Disziplin kritisch zu sehen und sich für Fragen der Didaktik, Pädagogik und neuer Lehrformate zu öffnen. Hurra, hurra!, möchte man ihnen zurufen, was ursprünglich im Mittelhochdeutschen auch “mach schnell” bedeutete. Noch kann die Designdisziplin im Konzert der Wissenschaften aufholen …
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