Design- und Branding im Jahr 2024 – DESIGNBOTE hat Kreativschaffende aus der Branche nach ihrer Perspektive befragt und stellt in einer Serie die richtungsweisenden Trends vor.
Frank Weitzenbauer, Creative Director Art bei Sassenbach Advertising
Mehr Spaß durch Mutig sein!
Auch 2024 wird ein großer Trend bleiben: die KI. Sie ist allgegenwärtig. Gut so, denn damit haben wir alle unseren Malkasten signifikant erweitert. Klar, die neuen Tools müssen wohl dosiert und überlegt eingesetzt werden – denn nach wie vor gilt: Die Idee ist entscheidend. Sie differenziert und gibt der Marke ein Gesicht. Mensch sei Dank! Und sonst? Es gibt einige Trends des letzten Jahres, die zu Gegentrends für dieses Jahres avancieren. Über Gaming-Elemente, die mit Real Bild kombiniert werden. Über Flat Designs, die richtig und reduziert eingesetzt nach wie vor super funktionieren …
Aber viel lieber möchte ich einfach einen Appell loswerden. Einen Appell an den Mut. Auch wenn er uns in diesen Zeiten voller Unsicherheiten und Ängsten vielleicht manchmal verloren geht: Lasst uns wieder mit mehr Mut und auch mit mehr Spaß an die Dinge rangehen. Lasst uns wieder mehr ausprobieren, Zufälle zulassen, stolpern und wieder aufstehen. All das macht Spaß und Freude und lässt uns wachsen. Viel zu sehr sind wir inzwischen doch gefangen im „alles richtig“ machen, im „dem Kunden gerecht werden“. Also lasst uns zurückgehen zu Kreativität, Ehrlichkeit, Spaß und Mut.
Denn genau das sind meines Erachtens die Wege zum Erfolg. Sowohl beruflich als auch privat, Es darf nicht immer nur um Performance, Klickzahlen und Conversion gehen. Wir brauchen Mut zum Spaß, Mut zur Ehrlichkeit, Mut zur Veränderung und auch mal Mut, einfach Ja oder Nein zu sagen. Damit wir die Welt wieder ein bisschen fröhlicher, frecher, wilder und vor allen bunter machen.
Michael Schirner, Kommunikationsdesigner und Künstler, designbranding&kunst©
Kafftee
Einer der wichtigsten Trends für 24 ist die Methode der Gleichsetzung von Design, Branding und Kunst.
Angefangen hatte das mit dem Künstler Richard Prince und seiner 1980–1987 entstandenen Serie Cowboys, die aus fotografierten Ausschnitten von Marlboro-Anzeigen besteht. In den 80ern schuf Prince Joke Paintings mit Texten schlechter, sexistischer Witze aus Trash-Magazinen. Die übelsten transferierte Prince 2008 auf Handtaschen von Louis Vuitton.
Weitere Beispiele von designbranding&kunst©:
2007 applizierte der Künstler Jeff Koons auf Handtaschen und Rucksäcke von Louis Vuitton berühmte Motive der Kunstgeschichte wie Mona Lisa mit Großbuchstaben DA VINCI und Koons-Logo nebst Logo von Louis Vuitton.
2019 designte der Künstler Takashi Murakami Sneakers im Stil von Anime-Kampfroboterfiguren einer populären japanischen TV-Serie aus den 70ern. Für die aufwendige Produktion der Sneakers wählte Murakami das Lable Porter der Taschen-Firma Yoshida. Für das Packungsdesign seiner T.Z. Original BS-06s, die 600-US-Dollar kosteten, orientierte sich der Künstler an FS3D, einer von Ko Yokoyama entworfenen Spielfigur der 90er. Murakamis Sneakers fanden in der Sneakers-Szene dieselbe Anerkennung wie in der Kunstszene. (1)
2023 zeigte der Independent-Star Greta Gerwig ein Musterbeispiel von designbranding&kunst© mit ihrem von Mattel produzierten Kinowerbespielfilm Barbie.
2024 kommt der absolute Höhepunkt von designbranding&kunst© auf den Markt und in die Kinos. Das Markenprodukt ist eine Schöpfung des Malers, Objekt- und Installationskünstlers Albert Oehlen, Name des Produkts: Kafftee, ein koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk, Produkt- und Etikettendesign: Albert Oehlen, Unternehmen: Aqua Monaco GmbH München, Slogan: Nie wieder schlafen, Jingle: Thomas Fehlmann, Kafftee Kinowerbespielfilm: The Painter, Idee und Drehbuch: Albert Oehlen und Ben Becker, Regie: Oliver Hirschbiegel, Hauptdarsteller Ben Becker als Albert Oehlen.
Für das Projekt Kafftee hatten Albert und ich ausgemacht, dass wir unsere Rollen tauschen: Er macht Design und Branding, ich mach die Kunst.
(1) Wolfgang Ulrich, Die Kunst nach dem Ende ihrer Autonomie, Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2022, (S. 10).
DESIGNBOTE – Design- und Branding im Jahr 2024 – Ausblicke
Grafik Julien Fincker
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