Vor bereits einiger Zeit hat Ogilvy & Mather Chile eine Anzeige für das Nachrichtenmagazin El Mostrador geschaltet. Die Motive sind ziemlich kontrovers und könnten für viel Gesprächsstoff sorgen.

Zu sehen gibt es drei verschiedene Anzeigen, der Slogan lautet »News changes fast«. Die Kampagne soll unsere schnelllebige Zeit visualisieren: was wäre, wenn es nicht Amy Winehouse, Steve Jobs und Mubarak getroffen hätte und sie noch am Leben wären? Was wäre, wenn stattdessen William und Kate im Grabe liegen würden? Oder Julian Assange? Und wer berichtet über solche Dinge?

Gaddafi & Mubarak

Gaddafi & Mubarak

Jobs & Assange

Jobs & Assange

Winehouse & Royal-wedding

Winehouse & Royal-wedding

Die Idee hinter der ganzen Sache ist gewagt, aber zu vertreten – wäre da nicht die Umsetzung. Denn eben diese bringt die Sache irgendwie in einem vollkommen falschen Licht rüber. Die Bilder wirken allesamt sehr apokalyptisch und trostlos, keine Spur von Ironie oder Witz. Als seriöses Nachrichtenmagazin darf man auch ungemütliche Themen wie den Tod in seinen Kampagnen ansprechen, aber bitte doch nicht in einer solchen Art und Weise.

Das haben andere Branchen, Marken und Agenturen schon besser gelöst. Wenn wir mal rüber zur Automobilindustrie schauen – so hat zum Beispiel Mercedes Benz vor zwei Jahren mit dem Tod geworben:

Auch Hyundai hat schon für den einen oder anderen Lacher gesorgt, trotz des ernsten Themas:

Wie wir sehen ist es also kein Problem für Werber, mit dem Tod humorvoll umzugehen und damit seine Zuschauer zum Lachen zu bringen. Man kann den Tod aber auch weitaus realistischer zeigen, wie die folgende Kampagne von Benetton beweist:

Benetton Werbung aus dem Jahre 1992

Benetton Werbung aus dem Jahre 1992

Diese Anzeige aus dem Jahre 1992 geht komplett anders mit dem Thema Tod um. Man sieht hier einen schwer Aids-Kranken inmitten seiner Familie, dem Tod im Angesicht. Es ist ein sehr emotionales, schockierendes Bild, das wohl an Niemandem spurlos vorübergeht.

Zitat vom Vater des Kranken:

Zu seinen Lebzeiten hat mein Sohn darum gekämpft, dass die ganze Welt über Aids und Mittel zur Vorsorge aufgeklärt wird. Dank dieses erschreckenden Fotos und der internationalen Plakat- Kampagne spricht er mit lauter Stimme. Wir haben uns der Macht und der Popularität Benettons bedient, damit die Öffentlichkeit aller Länder diese fürchterliche und unbekannte Krankheit, der niemand ins Gesicht zu schauen wagt, endlich zur Kenntnis nimmt und darüber spricht.

Meine Meinung

Ich bin den meisten Ideen sehr aufgeschlossen und habe auch im Grunde nichts dagegen, mit so einem sensiblen Thema wie dem Tod eine Werbekampagne zu starten. Jedoch sollte diese dann entweder eindeutig ironisch und humorvoll gemeint sein, wie in der Mercedes & Hyundai Werbung, oder den Tod als das zeigen was er ist, siehe Benetton.

Auch die visuelle Umsetzung der Kampagne von Ogilvy & Mather Chile lässt sehr zu wünschen übrig, die Montagen sehen unprofessionell und unsauber aus. Die Figuren wirken wie Wachsfiguren im falschen Film und auf entscheidende Details wie Lichteinfall und Schattenwurf wurde nicht genügend geachtet. Speziell Frau Winehouse sieht aus wie ein Charakter aus dem beliebten Videospiel SIMS.

Somit bleibt eine spannende Idee zurück, die mit einer intelligenteren Umsetzung einen besseren Eindruck hätte machen können. Und zudem verstehe ich den direkten Zusammenhang von Steve Jobs und Julian Assange nicht …

via Klonblog