Das ‚Wendemuseum‘, das seltsamerweise nicht etwa in Deutschland, sondern in Los Angeles beheimatet ist, birgt eine der weltweit größten Sammlungen mit Gebrauchsgegenständen, Dokumenten und Gegenständen aus Alltag, Verwaltung, Industrie und Militär des anderen Deutschlands, das im Oktober 1989 untergegangen ist.

2002 von dem US-Amerikaner Justin Jampol (1978, Los Angeles) gegründet, archiviert das Museum seither kulturelles Erbe und ikonografische Zeugnisse des alten ‚Ostblocks‘ dessen ‚Zusammenbruch‘ bis heute nachwirkt. Es ist zu vermuten, dass viele Exponate dem blindwütigen Bildersturm entrissen worden waren, der nach vollzogener Wende umgehend um sich greifen sollte.

Trabbi, Plaste, Sybille, Karo, Sandmännchen und DEFA

Dieser üppig illustrierte Band, im Grunde ein Katalog der Sammlung, kommentiert in englischer und deutscher Sprache auf über 800 winzig klein bedruckten Seiten mehr als 2000 typische Alltagsgegenstände und Produkte, Relikte der Staatssicherheitsorgane, der staatlichen Propaganda und Werbung, Beispiele sozialistischer Mode und Wohnkultur, ‚Plaste‘ und Produktdesign, systemkonforme und subversive Äußerungen, FKK und Urlaub, Skurriles und Dramatisches aus dem ‚Arbeiter- und Bauernstaat‘ von einst. Angereichert wird der geradezu enzyklopädische Band mit Fotografien namhafter DDR-Fotografen.

Mitropa, Bückware, FFK, Erichs Lampenladen, Praktika und ORWO

All jene die sich, wie der Autor dieser Zeilen, des Eindrucks nicht verwehren können, dass die vierzigjährige Geschichte des sozialistischen Nachkriegsdeutschlands seit der sogenannten Wende sorgsam zensiert und danach die schmutzigen Reste eilig unter einen Teppich westdeutscher Webart gekehrt wurden, dürfen sich mit diesem Band Wissensgewinn versprechen. Warum tickt der Osten bis zum heutigen Tage so anders? Warum sahen die Produkte so anders aus? Ganz gleich, ob dieses Handbuch als Bibel der Ostalgie oder bilderpralles Album gelesen wird, Westlern, die sich durch diesen Wälzer gefräst haben, wird sich die Tür des Verstehens des ‚anderen Deutschlands‘ einen Spalt weit öffnen. Ostler werden sich vielleicht auch Momente der Rührung nicht verkneifen können. Das DDR-Handbuch ist ein fürwahr gesamtdeutsches Weihnachtsgeschenk.

Das DDR-Handbuch/ The East German Handbook

Taschen
www.taschen.com

Justinian Jampol
Flexicover, Leinen, Leseband
16.5 x 24 cm
816 Seiten
ISBN 978-3-8365-6520-2
English, Deutsch
29,99€

Vom selben Autor:

Jenseits der Mauer: Kunst und Alltagsgegenstände aus der DDR/ Beyond the Wall: Art and Artifacts from the GDR

Justinian Jampol
Hardcover, Halbleinen, Leseband, Daumenregister und Begleitheft,Stattliche 22 x 32 cm
904 Seiten
ISBN 978-3-8365-4885-4
Deutsch, Englisch