Olaf Schroeter studierte Kommunikationsdesign an der Fachhochschule Münster und wollte eigentlich Kinderbücher illustrieren. Heute leitet er die Kreation bei MetaDesign und ist Teil des Management Boards. Er betreute in seiner Karriere namhafte Kunden wie Boss, Germanwings, Volkswagen, Deutsche Post, Lidl, AOK und die Helmholtz Gemeinschaft. Er ist Mitglied des ADC und hat großen Spaß an der Arbeit mit Studenten. Was ihn in inspiriert und beschäftigt, erzählt er uns hier.
Wie bist Du zur Kreation gekommen?
Ich habe schon als Kind viel gezeichnet. Als ich drei Jahre war habe ich mit der eigenwilligen Interpretation einer Giraffe den Malwettbewerb der CDU Wuppertal gewonnen. In der Schule habe ich jedes Reclam-Heftchen vollgekritzelt. Mir war relativ schnell klar, dass ich Design studieren möchte, hatte aber wahnsinnigen Respekt vor der Aufnahmeprüfung. Ich habe dann eine Lehre als Druckvorlagenhersteller gemacht. Irgendwann habe ich dann doch an einer Mappe gearbeitet und mich an der FH Münster für den Studiengang Kommunikationsdesign beworben. Und zum Glück haben die mich auch direkt genommen. Ein zweites Mal wäre ich nicht angetreten.
Auf welches Projekt bist Du besonders stolz?
Schwierig hier ein einzelnes Projekt herauszugreifen. Dass aus einer initialen Impulspräsentation bei MetaDesign tatsächlich der neue Auftritt der Marke Volkswagen entstand, hat mich sehr gefreut. Das neue Erscheinungsbild der AOK macht mich stolz, weil wir gemeinsam mit dem Kunden als starkes Team agiert und das Ding erfolgreich durch alle Gremien getragen haben. Das Projekt insgesamt war eine positive Erfahrung, weil es von einer gegenseitigen Wertschätzung und einer konstruktiven Zusammenarbeit geprägt war, die in unserer Branche nicht selbstverständlich ist. Der ein oder andere Pitch macht mich stolz. Auch dann, wenn wir ihn verloren haben. Weil wir Haltung gezeigt haben. Und was mir wahnsinnigen Spaß gemacht hat, war die Arbeit für die Bahnhofsmission im Rahmen eines Lehrauftrags an der HTW. Es hat mich sehr beeindruckt, wie sehr sich die Student:innen nach anfänglicher Skepsis mit der Aufgabe identifiziert haben und wie unterschiedlich und inhaltlich stark ihre kreativen Lösungen waren.
Was war die schmerzhafteste Niederlage und Deine Erkenntnisse daraus?
Ich könnte jetzt sagen: die Pitches. Aber das ist nicht so. Für mich ist es keine Niederlage, wenn wir von einer guten Idee überzeugt waren und am Ende gegen eine Bessere verloren haben. Das gehört dazu. Das ist Teil des Spiels. Was mich wirklich schmerzt ist die Verrohung der Sitten. Der Mangel an Wertschätzung und Respekt, der einem zuweilen begegnet. Wenn du über Wochen nahezu unentgeltlich an einem Thema arbeitest und in der Präsentation Leute mit ihrem Handy spielen oder der Kunde sich nicht an sein eigenes Briefing hält und mit allen Agenturen gerne noch eine Runde drehen würde. Erfolgreiche Arbeit ist Teamwork. Und dafür braucht es ein konstruktives und kooperatives Miteinander auf Augenhöhe. Von beiden Seiten.
Wie stark beeinflusst die Corona Pandemie Deine kreative Arbeit?
Die Art und Weise wie wir arbeiten hat sich grundlegend verändert. Nicht nur im Team, sondern auch mit dem Kunden. Neue Tools und Prozesse haben sich in einer Geschwindigkeit etabliert, die ohne die Pandemie so nicht stattgefunden hätte. Für mich persönlich bedeutet das mehr Fokus und Produktivität. Auf der anderen Seite muss ich noch lernen Grenzen zu ziehen, sprich Arbeit und zu Hause deutlicher zu trennen. Für uns als Agentur ist diese Zeit sehr fordernd. Effizienz und ein positives Ergebnis sind nicht alles. Wir müssen dafür sorgen, dass nicht etwas sehr Wertvolles verloren geht: der persönliche Austausch, die Zufälligkeit, die Gespräche bei der Mittagspause und die schlechten Witze, das Gefühl der Gemeinschaft und irgendwie auch ein bisschen Heimat.
Woran arbeitest Du derzeit?
Operativ sind es in erster Linie Pitches. Hinzu kommen interne Fragestellungen, die mich sehr beschäftigen: wie sieht unser Produktportfolio in Zukunft aus? Wie verändern sich Formen der Zusammenarbeit und was bedeutet das für unseren kreativen Prozess? Wie können wir unsere Leute besser machen? Wie kann eine horizontale Weiterentwicklung für Mitarbeiter:innen aussehen? Also ein spannender Mix von operativen und übergeordneten Themen.
Kreative Vorbilder – Hast Du eins?
Eigentlich nicht, aber ich kann mich für Kreation aus unterschiedlichen Bereichen begeistern. Das können Arbeiten von Agenturen wie Snask, Collins oder von Stefan Sagmeister sein. Illustrationen von Frank Miller oder aktuell ein Stuhl von Jean Prouvé. Also weniger Vorbilder, als die neue Perspektive – basierend auf einer einfachen Idee.
Inspiration – Wie kommst Du auf neue Gedanken?
Wenn ich nach einer kreativen Lösung suche, bin ich wie in einer Art Tunnel. Nehme Dinge auf, die ich vorher nicht wahrgenommen hätte, setze sie in Bezug, baue sie neu zusammen. Das kann in dieser Phase alles sein: ein Bild, ein Lied, ein Spruch von den Kindern. Irgendwann ergibt sich daraus ein Gedanke, der verfängt und von dem ich glaube, das er es wert ist ihn zu verfolgen.
Welche Rolle soll aus Deiner Sicht Kommunikation und Design in der Gesellschaft einnehmen?
Ich denke, es ist wichtig, sich über den Begriff Design klar zu werden und ihn für sich zu deuten. Wenn ich unter Design Ästhetik verstehe, bin ich im Grunde ein Dekorateur und der gesellschaftliche Beitrag überschaubar. Die Rolle des Designs ist aus meiner Sicht vielmehr, mit einer kreativen und ganzheitlichen Denkweise zur Lösung eines relevanten Problems beizutragen. Und wenn ich das als meinen Job begreife, kann ich sicherlich zu einer substanziellen Veränderung beitragen.
Was ist aus Deiner Sicht besonders spannend an Deinem Beruf und welchen Rat gibst Du jungen Menschen mit auf den Weg?
Die Abwechslung, die die Vielzahl an unterschiedlicher Themen und Disziplinen mit sich bringen, empfinde ich als sehr bereichernd. Dabei zu sein, wie eine Idee entsteht und an Größe gewinnt. Jungen Designer:innen würde ich raten neu- gierig zu sein, für die gute Idee zu kämpfen und die richtigen Fragen zu stellen, um mit ihren Fähigkeiten Teil einer relevanten und nachhaltigen Lösung zu sein.
Auf was wird es künftig im Branding und Design ankommen?
Erstens wird es für erfolgreiche Marken entscheidend sein, ein glaubwürdiges Narrativ für sich zu formulieren und darauf basierende Erlebnisprinzipien abzuleiten, die dem Design auf allen Handlungsebenen Orientierung bieten. Von den visuellen Codes über Interaktionen bis hin zur Sprache etc.. Zweitens wird es darauf ankommen Designsysteme zu definieren, die klaren Regeln folgen und gleichzeitig flexibel genug sind, um auf allen Schnittstellen der Marke und in jedem situativen Kontext zu funktionieren.
Credits: metadesign.com/de
2 Kommentare
Grafikdesign Köln
Der neue Auftritt der AOK sieht wirklich stark aus! Die einzelnen Screens der App gefallen mir wirklich sehr, es ist sehr clean und minimalistisch gehalten, das passt gut zum Image einer Krankenkasse. Der Illustrationsstil passt auch zum neuen Auftritt, die Figuren sind sehr simpel aber sehr ausdrucksstark.
Webdesign Rosenheim
Olaf Schroeter bringt es auf den Punkt: Design ist weit mehr als nur Ästhetik, es ist eine kreative Lösung für reale Probleme. Was mich besonders beeindruckt, ist seine Betonung auf Teamwork und Wertschätzung in der Branche. Ohne Respekt und Zusammenarbeit auf Augenhöhe kann keine wirklich großartige Kreation entstehen. Und der Gedanke, dass Designsysteme flexibel und doch strukturiert genug sein