Ein Allrounder sowohl auf Papier als auch am Bildschirm – inspiriert von Century Schoolbook.
Allgemeines
Pulpo ist eine gut lesbare Clarendon mit dem Skelett der Century Schoolbook. Längere Ober- und Unterlängen geben dem Text Luft zu atmen und verbessern die Lesbarkeit in Fließtextgrößen. Trotz der Kraft und der Stabilität des Designs wirken die Formen freundlich und in jedem Detail offenbart sich der handgemachte Charakter. Die Buchstaben wecken vertraute Erinnerungen und wirken ein wenig nostalgisch – wie aus der guten alten Zeit.
Die Familie verfügt über 10 Schnitte, von Light bis Black (einschließlich Kursiven) und eignet sich ideal für Editorial-Design, Werbung und Verpackung sowie für Web- und App-Design. Ein massiver, stabiler Aufbau in Kombination mit einem geringen Strichstärkenkontrast, betont die horizontalen Elemente, und macht Pulpo zur perfekten Wahl für Lesetexte am Bildschirm und kleine Schriftgrößen auf Naturpapier.
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Jeder Schnitt enthält 489 Glyphen, Versal- und Mediävalziffern für Fließtext und Tabellensatz sowie mathematische Zeichen und gängige Währungszeichen. Um den Bedürfnissen der globalen Kommunikation gerecht zu werden bietet Pulpo eine umfangreiche Sprachunterstützung für alle west-, ost- und mitteleuropäischen Sprachen
Entstehungsprozess
2017 entschied ich mich, einen ganzen Satz Glyphen für einen manuellen Druckvorgang zu schneiden, der später als digitalisierte Schrift namens Kontiki auf Myfonts und als Pulpo Rust bei Adobe veröffentlicht wurde. Als Basis suchte ich eine fette Schrift nach dem Clarendon-Muster, die ich schließlich selbst auf der Grundlage einer meiner Lieblingsschriftarten, Century Schoolbook, zeichnete. Die Skizzen dieser Clarendon gefielen mir dann so gut, dass ich mich dazu entschied, die Zahl der Schnitte auszubauen, um Kursiven zu erweitern und als eigenständige Familie mit dem Namen „Pulpo“ auf den Markt zu bringen.
Die erste Clarendon wurde 1845 von der Fann Street Foundry veröffentlicht. Sie wurde von Robert Besley entworfen und von Benjamin Fox geschnitten. Als fette Erweiterung für die Textschriften dieser Zeit geplant (eine Alternative zu Kapitälchen oder Kursiven als Hervorhebung) gab es ursprünglich keine leichten oder Text-Schnitte der Clarendon und natürlich auch keine Kursive. Im folgenden Jahrhundert wurde Clarendon zum Modell für eine Vielzahl von Schriften (z.B. der Clarendon von Hermann Eidenbenz und Freeman Craws „Craw Clarendon“), die für den Bleisatz konzipiert, für den Fotosatz erweitert, und dann im beginnenden DTP-Zeitalter in den 90er Jahren digitalisiert wurden.
Century Schoolbook hat sich über Jahrzehnte von den Vorbildern der Scotch-Schriften über eine Zeitungsschrift (Century) zu einem Standard für schulische Texte in den Vereinigten Staaten entwickelt. Heute ist sie ein Synonym für gute Lesbarkeit geworden und für mich die Quintessenz der amerikanischen Schrift. Da die Proportionen der Zeichen perfekt ausbalanciert sind, und sie ein freundliches, angenehmes Gefühl auslösen, schien sie eine gute Inspirationsquelle für meinen Clarendon zu sein.
Um die aufrechten Schnitte von Pulpo zu erstellen, zeichnete ich über das Skelett der Century Schoolbook und entwarf eine Clarendon, indem ich den Kontrast reduzierte und typische Elemente wie lange Aufschwünge und waagerechte Abschlüsse hinzufügte. Einige Buchstaben, z.B. Das „a“ oder das „g“ mussten komplett überarbeitet werden, da sich die Buchstabenform von der Clarendon-Tradition unterscheidet.
Für die Italics war Jonathan Hoeflers „Sentinel“ eine gute Inspirationsquelle, aber ich wollte, dass meine Italics eher statisch und weniger schreiberisch wirken. Meiner Meinung nach hat Aldo Novarese es mit seiner „Egizo Serie Corsiva“ etwas zu weit getrieben, aber ich liebe die Kursiven von Matthew Carters New Century Schoolbook. Als sehr wichtiges Konstruktionsmerkmal ist der obere linke Abschluss des „n“ in Pulpo Italic wie in den Aufrechten eine Serife und kein hakenförmiger Abstrich. Auf der anderen Seite wurden die waagerecht geschnittenen Aufschwünge abgemildert und an die vom Schreiben abgeleitete Form angepasst.
Da die Schrift auch in längeren Texten gut lesbar sein sollte, entschloss ich mich, einige dekorative Elemente zu entfernen, die bei kleinen Textgrößen nicht gut funktionieren. Insbesondere die weniger exzentrischen Zahlen unterscheiden sich von den historischen Clarendon-Beispielen.
Der Designer
Felix Braden lebt und arbeitet in Köln. Er hat an der Fachhochschule Trier Kommunikationsdesign bei Andreas Hogan studiert und mit Jens Gehlhaar bei Gaga Design gearbeitet. Er war eines der Gründungsmitglieder von Glashaus-Design, und arbeitet zur Zeit als Art Director bei MWK Cologne und als freischaffender Schriftgestalter. Im Jahr 2000 gründete er die Foundry Floodfonts und gestaltete viele kostenlose Schriften die über Adobe Typekit verfügbar sind (Moby, Bigfish, Hydrophilia, u.a.). Seine kommerziellen Schriften werden vertrieben vom Fontshop (FF Scuba), Floodfonts (Capri, Sadness, Grimoire), URW++ (Supernormale), Volcanotype (Bikini) und Ligature Inc (Tuna als Kooperation mit Alex Rütten). FF Scuba ist einer der Gewinner des Communication Arts Typography Annual 2013 und wurde in vielen Bestenlisten genannt darunter Typographica, Typefacts, Typecache und Fontshop. Kontiki war für den German Design Award 2019 nominiert.
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