3D Design – Wer Animationsfilme wie Toy Story oder ähnliche, ebenso phantasievolle wie hyperrealistische Produktionen aus dem Pixar-Universum gesehen hat, ist angefixt. Diese verblüffenden Kreationen mit zart vom Wind bewegten Haaren, wogenden Wäldern, wässrig glänzenden Augäpfeln und ihren umwerfend sympathischen wie auch schockierend gruseligen Akteuren werden allesamt mit 3D-Modeling-Software produziert. Die älteren unter uns erinnern sich bestimmt noch wehmütig an die hochbezahlten Airbrush-KünstlerInnen der frühen Achtzigerjahre, die solche Effekte mit aufwendigen Maskierungen, teuren Tuschen und raffinierten, zeitraubenden Sprühtechniken erreicht hatten.

Heutzutage erlauben ausgefuchste Programme den Designern, dreidimensionale, bisweilen hoch komplexe digitale Objekte zu entwickeln, diese in phantastische Welten einzubetten die unsere Vorstellungskraft auf harte Proben stellen und in ihnen agieren zu lassen. Realismus, Cartoon, Futurismus bis hin zur Psychedelik – alles ist möglich. Der 3D-Film Avatar aus dem Jahr 2009 war ein frühes realistisches Beispiel.

Software für 3D Design simuliert einen dreidimensionalen ‘Raum’ in dem der Gestalter Koordinaten von virtuellen Objekten eingeben kann, deren Gestalt sich dann nach belieben bearbeiten lässt. In diesem so genannten 3D-Modeling werden virtuelle Bilder durch geometrische Koordinaten gebildet. Manches Projekt startet mit schlichten Vielecken aus denen dann mittels verschiedener Tools komplexere Strukturen mit realistischen Texturen, Oberflächen, Licht- und Schatteneffekten entstehen. Es gibt Werkzeuge, mit denen sich so genannte Spline-Kurven erzeugen, und solche, mit denen sich ‘nicht-uniforme rationale B-Splines’ (NURBS) erzeugen lassen. Vielleicht hilft hier das Bild einer rotierenden Bézierkurve, die eine räumliche Struktur beschreibt.

Es gibt verschiedene 3D-Modeling-Programme mit ganz verschiedenen Tools für alle möglichen Anwendungen, Stile und Anwendertypen. Populäre 3D-Modeling-Programme sind Zbrush, Blender, AutoCad und SketchUp.

CAD wird gerne für Industrie- und Architekturanwendungen eingesetzt, Cinema 4D wird eher für künstlerische, phantasievolle Aufgabenstellungen genutzt, die ihre Betrachter vielleicht sogar ins ‘Uncanny Valley‘ entführen sollen. Für dieses unbehagliche Gefühl, das Betrachter menschenähnlicher Erscheinungs-und Verhaltensweisen beim Erleben von synthetisch erzeugten Animationsfilmen beschleicht, ist Final Fantasy ein Paradebeispiel.

Everything goes and the sky is the limit

3D Design bietet sich im Bereich des kommerziellen Artworks für die Werbe- und Unterhaltungsindustrie als kostengünstige Alternative zu sündhaft teuren Foto- oder Filmshootings an. In der Industrie erlaubt 3D-Design relativ preiswertes 3D-Modeling für Industrial Design, das Prototyping und die Simulation von Produktions- und Nutzungssituationen sowie auch Produkten und Verfahren. Mit 3D Design lassen sich zum Beispiel halsbrecherische Höllenritte mit Auto-Prototypen oder neuen Modellen ohne Stuntmen oder -women und teuren Schrott realisieren. Nicht umsonst nutzt man 3D-Modeling auch zur digitalen Analyse von Unfällen.

3D-gerendertes Wohnzimmer

3D-gerendertes Wohnzimmer

Besonders im Möbeldesign ist 3D-Design beliebt geworden, weil es die Simulation der vielen möglichen und ggf. auch lieferbaren Varianten eines Möbelstücks erlaubt. Alle möglichen Holzarten, matte und glänzenden Metallteile, Lackierungen und technischen Lösungen lassen sich simulieren. Von der Idee, über die Entwicklung bis hin zum fertigen, produzierbaren Produkt und dessen Eingliederung in jedwede Raumsituation macht sich 3D-Design nützlich. Renderings von noch in der Entwicklung befindlichen Produkten lassen sich so im Team diskutieren und ihr Funktionieren und ihre Wirkung im Raum testen.

Rendering von Burger. 3D-Design-Modell

3D Design: Wo geht die Reise hin?

Nach den lange trendigen Netzkunst-Manifestationen in der ‘Post-Internet‘- Haltung verlangt der ewig hungrige Markt inzwischen nach hyperrealistischen Visualisierungen mit unter normalen irdischen Bedingungen nicht möglichen phantastischen Szenerien.

Man kann sich die Skills für 3D Design auf dem Wege eines Gestaltungsstudiums aneignen, aber eben auch autodidaktisch. Wessen Imagination stark genug ist, um sich zäh und ausdauernd mit 3D Design-Programmen zu beschäftigen, der/die hat gute Chancen auf eine Karriere als 3D DesignerIn. Die einen sind von den technischen Aspekten fasziniert, die anderen wiederum von den Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks. So bieten sich Technikern wie auch Grafik- oder Industrial Designern ganz individuelle Zugänge und Chancen zum Thema.

Technisch und ästhetisch wegweisende Studios auf dem Feld des 3D Designs sind ManvsMachine mit Sitzen in London und Los Angeles, der Londoner Builder’s Club und Colors and the Kids aus Berlin. Fans post-apokalyptischer Szenerien kommen bei dem belgischen Digitalkünstler Frederik Heyman auf ihre Kosten, dessen Rohmaterialien auf 3D-Skans beruhen. Seine Video-Arbeiten für die Brillenmarke ‘Gentle Monster’ wurde mit dem Fashion Film Award 2019 ausgezeichnet. Lerne, wie man dies und noch viel mehr macht. Via GreyscaleGorilla.

Nützliche Tutorials gibt es auf der Kreativplattform greyscalegorilla und für die anspruchsvollere 3D-Software Houdini u.a. auf der Resourcenplattform ENTAGMA.

Aber Skills sind nicht alles. Wer sie hat, braucht auch noch zahlungskräftige Kunden für sein aussagekräftiges Portfolio. Wer seinen unverwechselbaren, individuellen Stil gefunden hat, wird sich auch kommerziell entwickeln. Neben der Beherrschung der Software sind Farb- und Stilbewusstsein, ein Gefühl für Stimmungen und Atmosphären, physikalische Zustände und stoffliche Anmutungsqualitäten sowie die Gesetzmäßigkeiten von Raum und Beleuchtung unerlässlich.

3D Design bietet schier unerschöpfliche Möglichkeiten für Gestalter wie auch Auftraggeber. Ob man ein Talent ist, das findet man am Besten heraus, indem man praktisch in das Thema 3D Design eintaucht!

 

Stock Photos:
Titelbild: Gorodenkoff / Shutterstock.com
3D-Wohnzimmer:  Teeraphan Pensupha / Shutterstock.com
gerenderter Burger: Bug_Fish / Shutterstock.com