Die offizielle Dependance des Duden im Internet hat zuletzt 2009 einen umfassenden Relaunch erfahren, über den wir natürlich berichteten ( vom 8. Januar 2009) Nun ist es wieder soweit, und die Präsenz hat einen neuen Anstrich inklusive neuer Funktionalitäten erhalten.
Über Jahre hinweg versuchte der Duden, sein Business im Internet zu vergolden – und stieß damit auf wenig Akzeptanz, öffnete sogar Konkurrenten damit die Möglichkeit, an Boden zu gewinnen. Anfang Mai hat das verantwortlich schreibende Bibliographische Institut jetzt reagiert und macht die Website kostenfrei abrufbar. Neben der klassischen Wort- und Text-Prüfung in Eingabefeldern können Nutzer sogar auf Audiodateien zugreifen, die eine korrekte Aussprache der Worte demonstrieren.
Defensiv?
Gestalterisch geht der Duden in die Defensive. Statt überfrachteter Medieninhalte, wie in der zuletzt verwendeten Fassung, wird nun minimalisiert und reduziert. An sich ist das ein ganz hervorragender Schritt, den wir uneingeschränkt begrüßen würden, wenn die Ausführung nur etwas harmonischer gelungen wäre. Die Kritik hält sich dabei aber alles in allem in Grenzen.
Das Signet des Duden hängt neben einer großen und gut lesbaren Hauptnavigation doch etwas verloren über der gelungen platzierten, aussagekräftigen und benutzerfreundlichen Such- und Eingabeebene. Das gelbe Hauptelement trägt die Seite und fokussiert das Angebot auf den wesentlichen Benutzerfaktor.
Die Gestaltung darunter ist in einer typischen Dreispaltigkeit, angereichert mit überdimensionierten Buchcovern, allerdings viel zu Blog-typisch aufgebaut, um der alteingesessenen Marke »Duden« gerecht zu werden. Die sich dauernd wiederholende und stets bemühten gelbe Dachzeile der einzelnen Elementboxen, die auf Unterseiten dann auch gerne als Rubrik-Titelzeile missbraucht wird, lässt den Nutzer schnell den Überblick verlieren. Und spätestens die Seiten der Produktsuche des neuen Shopangebotes lassen erkennen, dass hier Standard-Templates als Grundlage bemüht wurden. Die Seiten wirken insgesamt zu statisch, zu einheitlich, um ein positives Nutzergefühl aufkommen zu lassen.
Darüber hinaus ist es noch immer nicht gelungen, alle Bereiche des Duden auf das neue Design umzustellen. Darauf wollten wir eigentlich warten und berichten deshalb erst heute über den Relaunch. So treten hin und wieder noch Fehler auf den Seiten auf und ganze Bereiche, wie der Duden Schulbuchverlag sind nach wie vor nicht integriert. Auch wenn hier eine eigene Domain existiert, visuell erwartet der Leser sicherlich eine Zusammengehörigkeit.
Fazit
Wie schon 2009 hat man als Besucher das Gefühl, das Angebot wäre noch nicht fertig, sei nicht so ganz in Ordnung. Ich halte es da eher mit Apple und bin der Überzeugung, dass man eine neue oder neu gestaltete Website erst veröffentlichen sollte, wenn man wirklich fertig ist. Vor allem dann, wenn das Angebot professionell betrieben wird, denn wenigstens an technischen Hürden sollte sich der Nutzer niemals gewöhnen müssen. Und sicherlich ist das eines der Geheimnisse von Apples Erfolg, denn ein funktionierendes Produkt ist die absolute Grundvoraussetzung für ein positives Nutzergefühl.
Duden.de wird sicherlich wieder mehr Leser an sich binden können, das ist wohl schon aufgrund des neuen kostenlosen Weges klar. Und auch die Gestaltung ist gefälliger, als zuvor. Der Duden hat gelernt, langsam, aber sicher, wurde vielleicht durch die ausführenden Firmen avono AG und xmachina GmbH etwas besser beraten, als in der Vergangenheit. Potential nach oben ist allerdings erneut allerhand gegeben – und wir werden sicherlich sehen, was die Wissensträger in Gelb daraus in der Zukunft machen werden.
Danke, in chronologischer Reihenfolge, Markus W, Tilman O, Peter Z und Jana U. für die vielen freundlichen Hinweise!
3 Kommentare
Karsten
Eine umfassend gelungene Analyse, der nichts mehr hinzuzufügen ist. Ich mag das Design überhaupt nicht. Es wirkt billig und beliebig.
Fabi
Toller Bericht.
Mir persönlich gefällt das neue Design ja gar nicht, und wie “Karsten” schon sagte, es wirkt billig.
Adriana
Ja, billig und furchtbar langweilig – Nun ja, der Duden ist ja auch kein besonders spannendes Werk – wie sollte da die Website spannend sein 😉 Im Ernst: Hier fehlt den Machern schlichtweg die Idee, eine andere, neue Herangehensweise an die sogenannten neuen Medien zu finden.