Kielnhofer Möbel

Selbst Post-It-Zettel waren einmal Teil eines Baums. Doch in seiner üblichen Verwendung denken wir meist nicht an die Herkunft des Papiers. Solche Gedanken hat sich Manfred Kielnhofer nach eigenen Angaben durch den Kopf gehen lassen, als er daran ging, Sessel vollständig aus Pappe zu realisieren. Wie stabil, aber auch sperrig diese Möbel sein können, zeigen die aktuellen Arbeiten des Österreichers.

In der Galerie Artpark in Linz stehen seine umweltfreundliche Sessel und Stühle bereits seit mehreren Jahren, ohne dass man es ihnen ansehen könnte. Gefertigt aus recyceltem Zeitungspapier sind sie ebenso stabil wie herkömmliche Möbel aus Metall, Holz oder Kunststoff. Das ungewöhnliche Design aus Papprohren macht sie jedoch zu mehr als einem einfachen Sitzmöbel.

Fotografie von Manfred KielnhoferEigentlich steht der Mensch im Mittelpunkt der Arbeiten von Manfred Kielnhofer. Die Formen des menschlichen Körpers, sowohl in Ruhe als auch in Bewegung, betrachtet der Künstler aus den unterschiedlichsten Perspektiven und hält sie für sein Publikum fest. Das zeigt sich ganz besonders in seinen Fotografien, die häufig einen durchaus erotischen Blickwinkel einnehmen.

Bei seinen Möbeln wird das in der Präsentation zwar auch immer mit hübschen Protagonistinnen inszeniert, doch die Möbel haben daneben ihre ganz eigene, rustikale Formensprache, die sich nicht als erotisch bezeichnen lässt. Auch wirken sie weder gemütlich, noch gewöhnlich. Der Sessel aus hohlen Pappröhren wirkt in sich gespannt, voll mit praktischen Assoziationen, die gleichsam dazu einladen, sich Gedanken über die frühere Verwendung der Pappe zu machen, als auch eine Flasche Rotwein oder eine Fernbedienung verstauen zu können. Aber auch Gedanken zu Sinn und Unsinn lassen sich hierbei transportieren.

Die Möbel von Kielnhofer sind sicherlich mehr Kunstgegenstand als Designobjekt für den täglichen Gebrauch. Sie regen zu Diskussionen über Sinn und Unsinn an, wirken dabei für sich selbst. Auf ihre eigene Art sind sie sehenswert, wenn auch sicherlich nicht von allen ganz unumstritten zu betrachten. Und so erhält der Begriff »sperrig« in Bezug auf die Möbel von Manfred Kielnhofer eine doppelte Bedeutung: Zum einen den rein praktischen Aspekt, zum anderen aber vor allem die kontemplative Betrachtung seiner Werke.

Manfred Kielnhofer

Manfred Kielnhofer

Manfred Kielnhofer

Kielnhofer absolvierte 1989 den Werkmeister Betriebstechnik und besuchte anschließend die Höhere Technische Bundeslehranstalt Linz, wo er 1995 maturierte. Die Beschäftigung mit Technik, Design und Kunst am Bau führte ihn zur eigenen künstlerischen Tätigkeit. Seit 2000 ist er als freischaffender Künstler in Linz an der Donau tätig. 2005 gründete er die Galerie Artpark in der Lenaupark City in Linz, ein Jahr später die Galerie Fotopark. Seit 2005 ist Kielnhofer Mitglied der VBK Verwertungsgesellschaft Bildender Künstler.

kielnhofer.com