„Alltag formen! Bauhaus-Moderne in der DDR“ ist eine Ausstellung des Museum Utopie und Alltag, Eisenhüttenstadt und entstand 2019 anlässlich des Bauhaus-Jubiläums. Sie thematisiert die Bauhaus-Rezeption in der DDR.
Passend zum diesjährigen Programmschwerpunkt „Ostmoderne“ übernimmt das Werkbundarchiv – Museum der Dinge, Berlin die Ausstellung in leicht veränderter Form.
Funktional, langlebig und optimiert für die industrielle Massenproduktion: Alltag formen! stellt Objekte der Alltagskultur der DDR – Möbel, Gefäße, Technik, Grafikdesign – sowie ihre Gestalter*innen vor, die in der Tradition und für die Weiterentwicklung der Gestaltungsprinzipien des Bauhauses, des Werkbunds und der modernen Formgestaltung stehen.
So beleuchtet die Ausstellung u.a. die Möbelgestaltung der bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts für innovative Produkte stehenden Deutschen Werkstätten Hellerau anhand von Arbeiten der Formgestalter Franz Ehrlich, Selman Selmanagić und Rudolf Horn. In den Blick genommen werden zudem Einflüsse moderner und funktionaler Entwürfe wie die Wilhelm Wagenfelds auf Gefäßgestaltungen von Friedrich Bundtzen, Erich Müller, Margarete Jahny, Ilse Decho und Christa Petroff-Bohne. Es wird sichtbar, wie die Gestaltungsprinzipien Funktionalität, Langlebigkeit und Alltagstauglichkeit von Formgestaltern wie etwa Albert Krause auf neue Materialien wie Plaste übertragen wurden. Darüber hinaus zeigt sich in Designansätzen wie dem „offenen Prinzip“, das Karl Clauss Dietel und Lutz Rudolph etwa am Beispiel des Mokick Simson S50 demonstrierten, eine im Sinne der Flexibilität und Nutzerorientierung weiterentwickelte „lebendige Funktionalität“.
Zugleich zeigt die Ausstellung den widersprüchlichen kulturpolitischen Umgang der DDR mit dem Bauhaus-Erbe: Auf frühe Ansätze zur Wiederbelebung folgen „Formalismus“-Vorwürfe, Verfemung und eine Rückbesinnung auf vermeintlich nationale Gestaltungstraditionen. Erst der industrielle Wohnungsbau ermöglicht eine vorsichtige Rehabilitierung der Moderne. Verbunden mit der Wiedereröffnung des sanierten Bauhauses Dessau im Jahr 1976 wird die vormalige Hochschule für Gestaltung schließlich zum Bestandteil des offiziellen Kulturerbes der DDR.
Alltag formen! beleuchtet die langsame Annäherung an das Bauhaus-Erbe in der DDR, über erste Publikationen und Ausstellungen in den 1960er Jahren bis hin zu Präsentationen wie die 1988 in Kooperation mit dem Westberliner Bauhaus-Archiv in Dessau gezeigte Ausstellung „Experiment Bauhaus“, die zum Gegenstand kulturpolitischer Selbstdarstellungen wurden.
Im Schatten dieser wechselvollen Rezeptionsgeschichte inspirierten vor allem in den Jahren der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der frühen DDR ehemalige Bauhäusler*innen wie Mart Stam und Walter Funkat durch ihre Gestaltungspraxis und Lehre an den Hochschulen der DDR eine nachfolgende Generation von Gestalter*innen, die ihrerseits die Alltagskultur entscheidend prägen sollte.
Die Ausstellung „Alltag formen!“ zeichnet den spannungsvollen Verlauf der Rezeption der von Werkbund und Bauhaus geprägten modernen Formgestaltung in der DDR nach und lädt dazu ein, ein bislang wenig beachtetes Kapitel deutscher Designgeschichte zu entdecken.
„Alltag formen! Bauhaus-Moderne in der DDR“ entstand in Kooperation mit der weißensee kunsthochschule berlin, Fachgebiet Visuelle Kommunikation, sowie in Kooperation mit dem Deutschen Rundfunkarchiv. Sie wurde 2019 durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert und die Übernahme 2021 durch die Stiftung Preussische Seehandlung unterstützt.
Medienpartner ist Das Magazin.
Das Museum Utopie und Alltag vereint das Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt und das Kunstarchiv Beeskow – Einrichtungen getragen vom Landkreis Oder-Spree und gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.
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