Der Onlinebuchhändler buch.de hat seinen Shop von der Artikeldarstellung bis zum Bestellprozess überarbeitet und mit einer neuen Visualität versehen. Vor allem die Produktpräsentation soll durch das überarbeitete Layout der Seite in den Vordergrund gerückt werden und laut buch.de eine »Wohlfühl-Umgebung für alle Buch- und Medienkäufer« geschaffen werden.
Die neue Farbigkeit, die nun schon sehr in Richtung amazon geht, weckt diesen Wohlfühlfaktor in der Tat. Die Seite ist optisch wärmer. Die neue, klarere Struktur mit größer gesetzten Navigationselementen und ausgemotteten Navigationspfaden unterstützt diesen ersten Eindruck ebenfalls. Vor allem aber die Produktpräsentation ist etwas besser geworden, schafft mit interaktiven Inhalten eine höhere Aufmerksamkeitsspanne und wartet darüber hinaus mit echten redaktionellen Inhalten auf.
Dennoch bleibt der Relaunch, der uns bereits im Februar angekündigt wurde, hinter unseren Erwartungen zurück. Buch.de ist und bleibt ein Buchhändler, wie es ihn im Netz hundertfach gibt. Angeführt von Amazon verfolgen hier nahezu alle Portale das gleiche Ziel in Aufbau und Struktur. Den Gestaltungsleitsatz »form follows function« höre ich jetzt die Puristen mit erhobenem Zeigefinger sagen, und ganz unrecht haben sie natürlich nicht. Aber langweilig ist es eben auch.
Hier fehlt Mut, etwas gestalterisch mal von einer anderen Seite zu betrachten, um sich von eingefahrenen Strukturen zu befreien. Ebenso wie bei Nachrichtenportalen, die bei uns fast alle das gleiche Grundlayout verfolgen, scheint man in der Branche der Meinung zu sein, dass es anders nicht praktikabel sein. Das dies wirklich der Fall ist wage ich allerdings nachdrücklich zu bezweifeln. Im Gegenteil. Ich bin sicher, die Leser und Käufer würden es danken.
Ich möchte allerdings ebenfalls klarstellen, dass der Relaunch in den Bahnen des Marktsegmentes in unseren Augen durchaus gelungen ist. Die großen Navigationsbühnen im Kopf der Seite sind ansprechend und helfen, sich relativ leicht zurecht zu finden. Das Angebot wirkt etwas freundlicher und wärmer, sogar trotz von zu gering gewähltem Weißraum. Wer weiß, vielleicht ist die neue Gestaltung einfach ein Schritt in Richtung Zukunft. Und vielleicht wird es beim nächsten Relaunch die ein oder andere Überraschung geben und wir können dann schreiben, dass das Relaunch richtungsweisend ist. Das Vorliegende ist es jedenfalls nicht.
2 Kommentare
Adriana
In der Tat, du hast ja so recht, wenn du sagst, dass die Ideenlosigkeit solcher Portale in Deutschland Einzug gehalten hat. Diese Unterstützung möchte ich gerne anhand eines kanadischen Buchhändlers (http://www.chapters.indigo.ca) untermauern, dem es meiner Meinung nach ebenfalls deutlich besser gelingt, Begeisterung beim shoppen zu wecken – und zwar nicht nur für das Produkt, sondern auch für die Plattform an sich.
Das Auge isst mit, und so kauft es natürlich auch mit ein. Eine Selbstverständlichkeit. Wie enttäuschend, dass sich der noch so junge Markt des Online-Geschäfts in Deutschland schon in derart eingefahrenen Bahnen bewegt. Woran liegt das?
daniel
was uns deutschen (oder sind es sogar die europäer?) fehlt, ist der mut zur reduktion.
wir bekämpfen den – meiner meinung nach immer inspierenden – weißraum noch immer wie die eindringlinge einer fernen galaxy.
gerade im ecommerce gibt es so viele learnings aus der vergangenheit, dass kein raum für veränderung bleibt. wir kochen seit jahren das auf, was einmal für gut befunden wurde.
ab und zu gibt es einen mutigen der sich traut, alte prinzipien über board zu werfen. und wenn es erfolgreich ist, wird halt auf teufel komm raus das gesamte web 2.0-gestrichen.