Webmaster

Viel zu oft habe ich selbst erlebt, das Unternehmen mit Ihren Webseiten unglaublich schlampig umgehen, ja geradezu lieblos. Dabei sollte man niemals vergessen, dass die Website jedweder Unternehmensgröße mehr sein sollte, als nur zum guten Ton dazu zu gehören. Möglichst aktuell ersetzt sie in kleineren Unternehmen den früher obligatorischen Flyer oder Folder und nimmt – mit steigendem Budget – trotz allgemeiner wirtschaftlicher Probleme und der Fragestellung der Refinanzierung eine nicht zu unterschätzende Marketingrolle ein.

Trotzdem wird häufig die Wichtigkeit sowie die Tragweite deutlich unterschätzt. So habe ich mich mal ein paar stille Minuten zurückgezogen und ein paar Gedankenpunkte für Geschäftsführer ausformuliert, die meiner Meinung nach nicht außer acht gelassen werden dürften, wenn ein Unternehmen eine eigene Website betreiben möchte.

12 Ratschläge für Geschäftsführer

1. Man braucht in den meisten Fällen eine eigene Abteilung für die kompetente Erstellung der Internetseite – oder aber, wenn das Unternehmen zu klein sein sollte – wenigstens einen Mitarbeiter, der in der Hauptsache dafür verantwortlich zeichnet und regelmäßige Pflege betreibt. Falls beides nicht möglich sein sollte, ist die Suche nach einer Agentur unabdingbar, die dem Unternehmen diese Arbeit professionell abnimmt.

2. Eine Internetseite ist ein Vollzeitjob und man macht das nicht mal eben nebenher. Wird es aber eben genau so umgesetzt, so ist ein – zumindest teilweises – Scheitern geradezu vorprogrammiert. Siehe hierzu auch Ratschlag 1.

3. Die Website in einem vorher festgelegten Turnus immer wieder vollständig neu zu erstellen ist unsinnig. Sicherlich ist es eine gute Möglichkeit, viel Geld zu verbrennen, der Nutzen aber geht gen Null. Viel schlimmer noch: Viele Maßnahmen vor allem im SEO-Bereich werden dadurch zunichte gemacht.

4. Eine Internetseite kann nicht Jedem gefallen. Man sollte gut nachhören und nachfühlen, wem man bei negativen Statements vertraut und wem lieber nicht.

5. Mit Social Networking verbrennt man überwiegend Zeit und damit Geld. Statt Unmengen von Firmenvideos bei YouTube hochzuladen, einen eigenen Facebook-Channel oder einen themenfreien Firmen-Blog zu führen, sollte man eher darüber nachdenken die Angestellten ermutigen, in solchen Netzwerken selbst aktiv zu sein – oder zu werden. In sozialen Netzwerken will man Kontakte zu Menschen finden, nicht zu Unternehmen oder Marken. Haben die Angestellten einen guten Draht zum eigenen Unternehmen wird diese Maßnahme deutlich mehr Benefit abwerfen.

6. Eine Website ist nicht für den Geschäftsführer selbst gedacht. Hier vor allen anderen Dingen liegen Musterbeispiele für Fehler in der Gestaltung von Firmenwebsites im Internet: Ein durchaus gelungenes, vielleicht sogar gutes Design wird beispielsweise abgelehnt, weil der Geschäftsführer die Grundfarbe oder eine Schriftart nicht mag. Oder der Text ist voll mit unverständlichen Bezeichnungen, die außerhalb des Unternehmens kein Besucher der Seite nachvollziehen oder verstehen kann.

7. Designer haben in der Regel sehr viel Erfahrung und Wissen über das Internet und die Art, wie Menschen es nutzen. Von Typografie, Rastern, Weißraum, Farbenlehre und vielem mehr gar nicht erst zu sprechen. Das ist ihr Beruf, manchmal sogar Berufung! Man sollte daher einen Webdesigner deshalb in keinem Fall zu einem Pixelschubser degradieren.

Um ein wirklich gutes Ergebnis zu erhalten, muss man Designer mit Problemen konfrontieren, nicht mit Lösungen. Wenn es Bedenken gibt, sollte man deshalb den Designer nicht dazu anhalten, eine Seite in der oder der Art zu verändern, sondern Bedenken äußern, die dann kompetent diskutiert und beraten werden können. Ein Aburteilen der Arbeit des gestaltenden Mitarbeiters kann eher zu Verstimmungen und einem daraus resultierenden schlechteren Ergebnis führen.

8. Viele Köche verderben den Brei, wenn also zu viele Mitarbeiter oder Vertraute in Entscheidungen über Design und Funktion einer Website mit einbezogen werden, so wird dies der sichere Tod eines brauchbaren Angebotes darstellen. Vielleicht werden in einem solchen Kompromiss viele interne Wünsche befriedigt, doch das Ergebnis kann zumeist nur ein Versuch sein, allen zu gefallen und dabei doch nicht in sich schlüssig umgesetzt sein.

9. Content Management Systeme (CMS) sind grundsätzlich nicht die Lösung aller Probleme. Denn nur, weil damit theoretisch eine Website von vielen bearbeitet werden kann, heißt das auch, dass die aktuell sein wird und vor allem auch nach wie vor qualitativ hochwertig. Unter Umständen können CMS Systeme sogar schaden, wenn sie durch zu komplexe Aufbauten verhindern, dass neue Ideen umgesetzt werden könnten.

10. Die meisten Internetseiten versuchen vor allem durch ein Übermaß an Informationen kompetent zu wirken: Wir können viel, darüber müssen wir auch viel schreiben! Meist bedeutet das deutlich zu viel Inhalt, der sich häufig in Ausführungen verliert, die die meisten Nutzer nicht im Mindesten interessiert.

11. Hören Sie auf, Ihre Nutzer permanent mit Fragen zu löchern, was sich besonders häufig in Login-Bereichen oder FAQ eingeschlichen hat. »Haben Sie ihr Passwort vergessen?« Man könnte meinen, das ganze Internet bestände aus Fragen, die der Nutzer zu beantworten hat – dabei sucht er doch Antworten, keine Fragen!

12. Vertrauen sie auf die Erfahrung ihres Designers. Er wird alles tun, seinen Job so gut wie möglich zu machen und Ihre Website zu einer Plattform entwickeln, die das Unternehmen repräsentativ wiederspiegelt. Das geht aber nur, wenn entsprechende Freiräume gewährt werden, ebenso wie ausreichende Arbeitsmaterialien. Zeitlichen Druck auszuüben, eine Website freitagabends »noch heute« schnell als Beta-Fassung raus zu stellen – das alles schadet eher.

Nachwort

Sicherlich habe ich den ein oder anderen Punkt vergessen – wie könnte man auch an alles denken. Wem nun noch etwas einfallen sollte, dann bitte ich doch darum, meine Liste durch einen Kommentar zu ergänzen. Und vielleicht mag der ein oder andere von Euch diese Liste ja mal einem seiner Vorgesetzten vorlegen? Vielleicht bewirkt es etwas …