Als Google Mitte des Jahres 2014 erstmals sein Material Design auf der Entwicklerkonferenz I/O vorstellte, war die Meinung der Kritiker relativ einstimmig: Es handelte sich um eine Weiterentwicklung von Microsofts Flat Design unter eigener Bezeichnung des Suchmaschinen-Giganten. Vier Jahre und einige Updates später hat sich das Material Design längst als eigene Marke etabliert. Mit dem letzten Update aus dem Mai 2018 erleichtert Google Webentwicklern insbesondere die Individualisierbarkeit und zeigt, dass die Kausalität aus schlichter Visualisierung und Anwenderfreundlichkeit auch weiterhin funktioniert.
Flat Design und Material Design – Wo liegt der Unterschied?
Das sogenannte Flat Design findet bereits seit 2010 Verwendung im Webdesign. Wie die deutsche Übersetzung bereits vermuten lässt, zeichnet sich das Flat Design durch „flache“ und minimalistische Designelemente aus. Verspielte Grafiken und aufwendige Animationen gibt es im Flat Design nicht. Kontraste werden durch teils krasse Farbwechsel erreicht.
Das Flat Design ist beispielsweise für Websites mit Responsive Webdesign sinnvoll. Es lässt sich durch seine Simplizität ideal verschiedenen Bildschirmgrößen anpassen, ohne die Ladezeit der Seite zu verlängern. Derselbe Vorteil gilt für Web-Applikationen (Apps). Aber auch für Betriebssysteme wird Flat Design gerne genutzt. Das populärste Beispiel ist Windows 8, bei dem auch die Kontrastmöglichkeiten durch die farblich stark abgesetzten Kacheln deutlich werden.
Bei der ersten Version von Googles Material Design lässt sich eine Verwandtschaft zum Flat Design nicht leugnen. Auch Googles Design wartet mit Schlichtheit, grafischen Icons und kräftigen Farben auf. Allerdings geht Google schon in seiner ersten Variante des Material Designs einen Schritt weiter. Was im Flat Design absichtlich flach und insofern in 2D gestaltet ist, wird im Material Design dreidimensional erweitert. Licht und Schatten vermitteln Tiefe und Abstufungen, weshalb der Anschein einer gewissen Haptik entsteht. Laut Google folgt das Material Design physikalischen Gesetzen, was seine Verwendung so intuitiv macht.
An sinnvollen Stellen werden logische Animationen geboten, die dem User bei der Anwendung nützliche Unterstützung bieten. Besonders auf Endgeräten mit Touchscreen wird dieses grafische Element deutlich: Tippt der User auf ein Element oder einen Button, wird der daraus resultierende Wechsel, also die darauffolgende Reaktion, veranschaulicht.
Update 2018 – Was ist neu im Material Design?
Seit seiner Einführung wurde das Material Design in allen Google-Anwendungen umgesetzt. In der Suchmaschinenanwendung selbst, bei Google Now, in Apps für Tablets und Smartphones, im Browser Chrome, bei Google Earth und Maps sowie auch in den Google-Betriebssystemen verwenden die User Googles eigene Designphilosophie inzwischen ganz selbstverständlich.
Mit seinem Update aus dem Mai 2018 bietet Google mit der neuen Version des Material Designs nun weitere Lösungen für Entwickler und Designer. Die Website „Material i.o“ selbst ist übersichtlich in die drei Kategorien Design, Develop und Tools gegliedert, die jeweils in verschiedene Themengebiete aufgeteilt sind. Für die unterschiedlichen Bereiche werden teilweise Tutorials angeboten. Beispiel-Images sind mit hilfreichen Informationen ausgestattet.
Doch nicht nur die Website präsentiert sich im neuen Gewand. Neue Features und Tools bieten Entwicklern von Webanwendungen beste Möglichkeiten der Individualisierung. Die „Material Icons“ sind in fünf Theme-Bereiche unterteilt und open source, so dass sich spezifische Designaspekte nun direkt der jeweiligen Anwendung anpassen lassen. Google setzt weiterhin auf einen nutzerorientierten Aufbau und nutzerfreundliche Gestaltung. Auch der Material Theme Editor soll Webentwicklern die Gestaltung von Elementen und Symbolen mit eigenem Custom Design erleichtern.
Google selbst hat die neueste Version seiner Designsprache inzwischen in den Diensten Google Earth und Google Maps umgesetzt. Für den September 2018 ist ein Refresh unter dem Namen Google Chrome 69 mit Material Design 2.0 angekündigt. Die größten Veränderungen sollen sich insbesondere in Formen, Farben und Symbolen zeigen. Interessierte können sich bereits über die Website Chrome Canary einen ersten Eindruck verschaffen.
Bild: pixabay
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